AKTIE IM FOKUS 2: Munich Re beruhigt Anleger trotz Katastrophenschäden

(neu: Schlusskurse, Equinet- und DZ-Stimmen, S&P-Hochstufung)

FRANKFURT (dpa-AFX) - In einem von teuren Katastrophenschäden geprägten Jahr hat der Rückversicherer Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) seinen Anlegern ein Stück weit die Sorgen der vergangenen Monate genommen. Am Markt gelobt wurden besser als erwartete Quartalszahlen und die daraufhin als sicherer eingestufte Dividende. Davon angetrieben rückten die Papiere des Rückversicherers um 5,70 Prozent auf 161,30 Euro vor und waren so der Spitzenreiter im sehr festen DAX. Der deutsche Leitindex ging mit einem Plus von 2,50 Prozent aus dem Handel.

Obwohl Waldbrände in Kanada und Erdbeben in Japan am Ergebnis gezehrt hatten, verdiente der Konzern im zweiten Jahresviertel überraschend viel Geld. Mit fast einer Milliarde Euro fiel der Gewinn unter dem Strich nur neun Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor. Für Analyst Philipp Häßler von der Investmentbank Equinet hat die positive Überraschung vor allem mit herausragenden Investmenterträgen zu tun. Glück bei den Währungskursen und der Verkauf hochverzinster Anleihen hatten bei Munich Re einen stärkeren Gewinneinbruch verhindert.

PROGNOSE UND KAPITALRÜCKFLÜSSE IM BLICK

Vorstandschef Nikolaus von Bomhard sieht den Konzern nach dem zweiten Quartal auf Kurs zu seinem im Mai gekappten Gewinnziel. Im Gesamtjahr will er weiterhin einen Gewinn in Höhe von 2,3 Milliarden Euro schreiben. Analyst Vikram Gandhi von der französischen Großbank Societe Generale (SocGen) bezeichnete es als besonders wichtig, dass diese Zielmarke beibehalten wurde. Er sieht sogar eine sehr gute Chance, dass sie am Jahresende übertroffen werden könnte. Nach dem ersten Halbjahr sind bereits 60 Prozent davon erreicht.

Viel Lob erntete der Rückversicherer auch für seine Kapitalausstattung. Für Analyst Daniel Bischof von der Baader Bank zählt Munich Re in puncto Kapitalmanagement zu den Branchenunternehmen mit der größten Disziplin. SocGen-Experte Gandhi betonte, die aktuellen Resultate dürften die Sorgen der Investoren hinsichtlich der Nachhaltigkeit bei den Ausschüttungen an die Aktionäre mildern. Analyst Jit Hoong Chan von S&P Global nahm die "stabile Dividendenrendite von rund 5 Prozent" zum Anlass, um die Titel von "Sell" auf "Hold" hochzustufen.

SCHWACHE KURSENTWICKLUNG IM JAHRESVERLAUF

Bei der DZ Bank dagegen führte die Quartalsbilanz zu einer negativen Anpassung am Bewertungsmodell. Analyst Thorsten Wenzel kürzte den fairen Wert für die Titel von Munich Re von 185 auf 169 Euro. Er kritisierte, dass das hohe Ergebnis wegen der erzielten Veräußerungsgewinne nicht einfach so in die Zukunft fortgeschrieben werden könne. Das operative Umfeld sei durch die andauernde Preiserosion und das Niedrigzinsumfeld äußerst schwierig. Wegen der hohen Rückflüsse an die Aktionäre und einer sehr guten Solvabilitätsquote blieb er aber bei seiner bisherigen Kaufempfehlung.

Die Kappung des Gewinnziels im Frühjahr und die Sorgen vor den Auswirkungen des Brexit hatten die Papiere der Munich Re in den vergangenen Monaten bereits auf Talfahrt geschickt. Trotz des Kurssprunges an diesem Dienstag stehen die Anteile seit Jahresbeginn immer noch mehr als 13 Prozent im Minus, womit sie im unteren Dax-Drittel zu finden sind. Von ihrem Anfang Juli erreichten Boden bei knapp unter 141 Euro haben sich die Aktien aber inzwischen wieder deutlich erholt./ajx/tih/he