Konkurrenz zu Tesla? |
14.07.2020 23:20:00
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Amazon dringt mit Zoox-Übernahme weiter in Bereich des autonomes Fahrens vor
• Online-Händler setzt zunehmend auf Nachhaltigkeit
• Amazon verfolgt ein anderes Ziel als Tesla
Nach Alphabet und Apple engagiert sich nun auch Amazon als dritter großer US-Tech-Konzern im Bereich Autonomes Fahren. Damit dringt Jeff Bezos allmählich auf das lukrative Hoheitsgebiet von Elon Musk vor und entdeckt für seinen Konzern eine neue Sparte, welche zukünftig für weiteres Wachstum sorgen dürfte.
Ein neuer Wachstumsmarkt für Amazon
Schon zu Beginn des Jahres 2019 sorgte Amazon mit seiner Investition in das US-Startup Aurora für Aufregung innerhalb der Automobilszene. Das erst im Jahr 2017 gegründete Unternehmen, welches sich auf die Entwicklung selbstfahrender Autos konzentriert, gilt nämlich als echter Geheimtipp im Sektor. Denn die drei Aurora-Gründer Chris Urmson, Sterling Anderson und Drew Bagnell gelten als wahre Profis auf dem Gebiet des Autonomen Fahrens. Während Urmson und Bagnell selbstfahrende Fahrzeuge für Google und Uber entwickelt haben, hat Anderson sogar schon an der Entstehung des Tesla-Autopilot mitgewirkt. Dementsprechend gilt das Trio schon jetzt als Nonplusultra der gesamten Szene.
Mit einem nach Schätzungen rund dreistelligen Millionen Betrag hat sich Amazon so im Verlauf der zweiten Finanzierungsrunde von Aurora schon Anfang 2019 in die sehr lukrative Branche eingekauft. Die Beteiligung des liquiditätsstarken E-Commerce-Giganten ist dabei auch für die drei Aurora-Gründer ein echter Glücksfall. "Wir versuchen, strategisch vorzugehen, und haben Leute am Tisch, die die Vision teilen, wohin wir als Unternehmen steuern wollen, die verstehen, wie schwierig das Problem ist - das ist kein kurzfristiges Spiel - , und die wissen, dass wie am Ende noch mehr Kapital brauchen werden", so Mitgründer Urmson in einem Interview mit dem Technik-Portal TechCrunch.
Die große Vision von Jeff Bezos
Die Beteiligung an Aurora war für Jeff Bezos jedoch nur der Beginn einer größeren Vision. So interessiert sich der US-Milliardär nicht nur für selbstfahrende Autos, sondern auch für elektrische Lieferwagen, welche eine klimafreundliche Zustellung der Kundenbestellungen ermöglichen. So orderte der Online-Händler Ende September 2019 insgesamt 100.000 Elektrolieferwagen des US-Startups Rivian.
Our fleet is Electrifying! Thrilled to announce the order of 100,000 electric delivery vehicles - the largest order of electric delivery vehicles ever. Look out for the new vans starting in 2021. pic.twitter.com/y5qYpuy2WP
- Dave Clark (@davehclark) September 19, 2019
Mit Hilfe dieser Transporter, die erstmals im Jahr 2021 ausgeliefert werden sollen, möchte Bezos sein Unternehmen nach eignen Angaben bis 2040 komplett klimaneutral machen. Der Mega-Auftrag an den Elektro-Neuling aus der Nähe von Detroit war jedoch auch für Amazon nicht ganz uneigennützig. Denn gut ein halbes Jahr vor dem Großauftrag investierte der E-Commerce-Riese umgerechnet rund 640 Millionen Euro in Rivian und profitiert nun somit selbst von der Bestellung.
Amazon möchte sein Geschäft somit immer nachhaltiger ausrichten und einen positiven Beitrag für den Umwelt- bzw. Klimaschutz leisten, was auch von immer mehr Kunden des Konzerns erwartet und gefordert wird. "Wenn wir damit erfolgreich sind und Benziner mit elektrischen Fahrzeugen ersetzen, machen wir einen riesigen Schritt nach vorn und unseren Paketlieferdienst noch nachhaltiger. Und es hat einen positiven Effekt für die Umwelt", so Ross Rachey, der Vorsitzende in der Amazon-Abteilung Global Fleet, bei der Präsentation des Rivian-Lieferwagens.
1,2 Milliarden für Zoox - das dritte Investment im Automobilsektor
Wie US-Medien Ende Juni 2020 berichteten, hat Amazon sein Engagement im Bereich autonomer Mobilität nun sogar noch weiter ausgebaut. Nach den Investitionen in Aurora und Rivian ist die Übernahme des amerikanischen Startups Zoox, welches rund 1,2 Milliarden US-Dollar gekostet haben soll, nun schon die dritte große Investition des E-Commerce-Giganten im Bereich der Automobilbranche.
Mit dem Kauf von Zoox sichert sich Amazon so nicht nur ein Team von rund 1.000 Mitarbeitern, sondern weiteres Know-How im Bereich der autonomen Mobilität sowie verschiedene Soft- und Hardwarelösungen. Das erst im Jahr 2014 vom US-Amerikaner Jesse Levinson und dem Australier Tim Kentley-Klay gegründete Unternehmen hat eine autonome Fahrtechnologie entwickelt, die klassische Autos mit Hilfe einer Umrüstung in eine Art selbstfahrende Roboter verwandelt. Das ursprüngliche Ziel der beiden Gründer war es, unter Einsatz dieser Technik eine landesweite Robotaxi-Flotte aufzubauen.
Mit einem Transaktionsvolumen in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar ist der Kauf von Zoox nun die teuerste Akquisition in der Firmengeschichte von Amazon. Wenn man sich jedoch vor Augen führt, dass das Startup von Investoren im Jahr 2018 schon einmal mit insgesamt 3,2 Milliarden US-Dollar bewertet wurde, wird schnell klar, welches mögliche Schnäppchen Bezos mit dem Zukauf gemacht hat.
Macht Amazon jetzt auch Tesla Konkurrenz?
Das massive Engagement von Amazon im Bereich der Elektromobilität bzw. der autonomen Mobilität der vergangenen zwei Jahre beunruhigt nun immer mehr Tesla-Aktionäre, welche die Vormachtstellung ihres Konzerns zunehmend in Bedrängnis sehen. Bei genauer Analyse ist es jedoch nahe liegend, dass Amazon die zugekaufte Technologie und das Expertenwissen der drei Startups dafür nutzen wird, um das eigene Logistiknetz effizienter, nachhaltiger und zukunftsträchtiger aufzubauen. Denn eine Kombination zwischen den Anwendungen von Zoox und Aurora und den E-Transportern von Rivian würde es Amazon in ferner Zukunft erlauben, Pakete nicht nur klimaneutral und schnell zuzustellen, sondern auch völlig ohne menschliches Zutun.
Im Gegensatz dazu fokussiert sich Elon Musk aktuell eher auf die Entwicklung und Produktion von futuristischen E-Autos, welche im Massenmarkt und im Luxussegment zukünftig alle herkömmlichen Verbrennungsmotoren ersetzen sollen. Dementsprechend stellt Amazon zum aktuellen Zeitpunkt noch keine große Konkurrenz zu Tesla dar, dies könnte sich durch weitere Zukäufe und Übernahmen jedoch schnell ändern. Sofern es Jeff Bezos beispielsweise bald als lukrativ erachtet, die hohen Cashflows, die Amazon Monat für Monat generiert, perspektivisch in den Ausbau einer eignen Automobilsparte zu investieren, welche neben Transportern ebenso gewöhnliche Pkws produziert, könnte sich der E-Commerce-Riese auch noch zum Tesla-Rivalen mausern.
Mit einer 52-Wochen-Kursperformance in Höhe von über 400 Prozent bei den Anteilsscheinen von Tesla und knapp 50 Prozent bei den Papieren von Amazon gibt es gegenwärtig jedoch noch keine Anzeichen für eine angespannte Konkurrenzsituation.
Pierre Bonnet / finanzen.at
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