Schwächster Börsenmonat |
13.09.2022 23:59:00
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Analyst: Darum könnte der September 2022 an den Börsen gegen den Trend stark ausfallen
• Schwacher Börsenmonat nur teilweise begründbar
• Andrew Graham für September 2022 optimistisch
Mit Blick auf die Börsenhistorie gehört der September nicht zu den Monaten, die bei Anlegern in Sachen Börsenperformance Begeisterungsstürme auslösen. Tatsächlich zeigen sich die Aktienmärkte in dieser Zeit traditionell schwach, der September ist für Aktieninvestoren historisch gesehen der schwächste Börsenmonat das Jahres.
Gründe für die schwache September-Performance
Als Gründe für die traditionell negative September-Performance am Aktienmarkt werden dabei häufig drei Argumente vorgebracht: Viele Anleger kehren in diesem Monat aus ihrem Sommerurlaub zurück. In den Sommermonaten verläuft der Handel häufig mit weniger Umsatz, kehren die Investoren zurück, würden sie häufig ihre Investments neu ordnen. Zudem endet für einige Publikumsfonds das Geschäftsjahr in diesem Monat, sie trennen sich also kurz vor Geschäftsjahresende häufig noch von unrentablen Investments oder nehmen bei gut gelaufenen Titeln Gewinne mit. Zudem beginnen im September häufig Schul- und Studienjahre, eine Zeit, in der das Geld bei vielen Familien knapp ist.
Faktenfundiert ist diese Argumentation aber nicht. Schließlich endet für die Mehrheit der Publikumsfonds das Geschäftsjahr Ende Dezember, große Auswirkungen durch Window-Dressing-Effekte sind also eher im letzten Börsenmonat des Jahres zu erwarten. Und auch die Rückkehr der Trader aus den Sommerferien erklärt die historisch schwache September-Entwicklung nur im Ansatz, schließlich dürften Investoren, die ihren Sommerurlaub ohne Ablenkungen durch die Börse genießen wollen, sich eher im Vorfeld der Auszeit entsprechend positionieren. Alle anderen Anleger haben in Zeiten von Online-Trading und Internet-Flatrates von überall jederzeit Zugriff auf ihre Investments und könnten diese auch im Urlaub anpassen.
Wieso Aktien im September schlechter abschneiden als in anderen Börsenmonaten, könnte unterdessen am Konzept "Selbsterfüllende Prophezeiung" liegen: Weil Anleger mit Blick auf die Historie eben jene Entwicklung erwarten und sich im Vorfeld bereits auf einen schwachen September einstellen und entsprechend agieren, um mögliche Verluste zu begrenzen.
Der Gründer von Jackson Square Capital, Andrew Graham, sieht gegenüber CNBC für die schwache September-Performance hingegen eher technische Gründe. Analysten, die zum Jahresstart überproportional bullish waren, müssten im Jahresverlauf ihre Prognosen senken - häufig tun sie dies nach Abschluss der Berichtssaison zum zweiten Quartal. Diese Prognosesenkungen würden insbesondere bei institutionellen Anlegern im Folgemonat - dem September - zum Abbau von Risikopositionen führen, was die schwache Entwicklung erklären könnte.
Experte glaubt an Ausnahme-September 2022
Der September 2022 könnte Graham zufolge aber besser ausfallen, als gemeinhin erwartet. "Dies liegt daran, dass ein Großteil des Risikoabbaus dank des historischen Zusammenbruchs in der ersten Hälfte des Jahres 2022 bereits stattgefunden hat", schreibt der Experte in einem Kommentar bei CNBC. Daher würden viele Aktien noch günstiger werden, sobald die Analysten zu dem Schluss kommen, dass sie dieses Mal Herabstufungen vornehmen. An diesem Punkt würden dann institutionelle Anleger einspringen und aktiver als gewöhnlich sein, glaubt der Experte.
Graham verweist bei seiner Argumentation insbesondere auf den Halbleitermarkt als Blaupause für die Aktienkursentwicklung im Börsenmonat September. Als Micron Technology seine Wachstumsprognose im Juni nach unten angepasst habe, hätten Analysten ihre Kursziele bereits gesenkt. Die Micron-Aktie verbesserte sich in den Folgewochen dennoch deutlich, weil sie bereits zum Jahresstart deutlich abgestraft worden war. Dies lasse sich auch auf den Gesamtmarkt übertragen: "Tatsächlich ist ein Großteil der schlechten Nachrichten bereits eingepreist, während die Kürzungen der Prognosen ein Zeichen dafür sind, dass die Talsohle nahe oder bereits erreicht ist", erklärt Graham.
"Die aktuellen Vermögenspreise spiegeln zukünftige Ereignisse wider", betont Graham mit Blick auf institutionelle Anleger, die sich auf das konzentrierten, was passieren könne, und nicht auf das, was bereits passiert sei. Der starke Abschwung zum Jahresstart lasse sich also damit begründen, dass professionelle Anleger ihre Allokationen in Erwartung der Prognosesenkungen bereits vor Monaten angepasst hätten.
Zinsentwicklung im Blick
Die aktuellen Marktentwicklungen seien für institutionelle Anleger daher eine "alte Nachricht", sie legen ihren Fokus Graham zufolge bereits auf andere Ereignisse. Die Zinspolitik der Fed etwa, hier wird zum Jahresende ein Ende der Straffung der Geldpolitik erwartet. "Wenn dies der Fall ist, werden institutionelle Anleger Kapital mit Blick auf das späte nächste Frühjahr investieren, wenn die Fed möglicherweise die Zinsen senkt", glaubt der Experte.
Vor diesem Hintergrund könnten einige Aktien, die zum Jahresstart stark verloren haben, jetzt attraktive Einstiegsoptionen sein, "hauptsächlich, weil ihre Bewertungen bereits weitere Zinserhöhungen widerspiegeln".
Graham sieht war "zweifellos weitere Volatilitätsschübe in den nächsten Quartalen", für den Börsenmonat September legt der Jackson Square Capital-Gründer aber verhaltenen Optimismus an den Tag: Es sei "vernünftig, einen September zu erwarten, der besser als gewohnt ist".
Redaktion finanzen.at
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