28.01.2013 10:23:00
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Andreas über Michael Treichl: "Mein Bruder ist Engländer geworden"
Familienmeinung ist die Kritik des "Engländers" auch nicht: "Familienmeinungen gibt es bei uns maximal über Nachspeisen", sagte der Erste-Chef; für ihn sei Europa mehr als eine gemeinsame Währung. "Europa ist eine Ideologie für mich und ein demokratisches Modell mit all seinen Schwächen, das im Gegensatz zu den USA versucht, den sozialen Ausgleich zu finden", sagte er im "Kurier".
Vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) hat für Treichl in der Krise hervorragende Arbeit geleistet. Die Liquiditätssituation in Europa habe sich dramatisch verbessert. Die Renditen der Sorgenländer seien zurückgegangen. Die Notwendigkeit von Transferzahlungen bleibt nach Meinung des Erste-Chefs aber bestehen, zumal die schwach aufgestellten Länder weiter zurückfallen dürften, während sich die wirtschaftlich gut aufgestellten Länder weiter stärker entwickeln und in Wachstum investieren könnten.
Was die Bank betrifft, so sei das Jahr 2012 natürlich wesentlich besser gelaufen als das Verlustjahr 2011. "Aber wir sind eine Bank der Realwirtschaft und daher sehen Sie die Probleme der Realwirtschaft auch in unserer Bilanz. Im wesentlichen werde die Stagnation dafür sorgen, "dass wir keine überbordenden Gewinne ausweisen werden".
Den Konsolidierungsprozess in der Bankbranche sieht Treichl weitergehen. Wer die Herausforderungen radikaler angehe, werde gestärkt daraus hervorgehen.
Zur häufig geäußerten Kritik an der De-Facto-Amnestie für Steuersünder in den Abkommen mit der Schweiz und Liechtenstein stellte Treichl in dem Interview fest, er wolle mit der Frage, ob da jetzt Menschen belohnt würden, die Gesetze umgangen hätten, seinen Gerechtigkeitssinn nicht strapazieren. Da gehe es um andere Fragen, wie: "Zahlt es sich noch aus, dass man sich an Gesetze hält? In unserer Branche reizt Goldman Sachs die Grenzen des Legalen aus."
(Schluss) rf/sp
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