17.05.2016 18:35:51
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AUSBLICK/Deutscher Bank steht hitzige Hauptversammlung bevor
Von Madeleine Nissen
FRANKFURT (Dow Jones)--Die anstehende Hauptversammlung der Deutschen Bank markiert einen Meilenstein: Jürgen Fitschen, der seit vielen Jahren die Geschicke der Bank mitbestimmt hat, gibt seinen Posten als Co-Chef ab. John Cryan leitet die Bank alleine. Fitschen genießt zwar bei dem Briten hohes Ansehen und hat vor allem in Asien noch sehr gute Kundenbeziehungen, von denen die Bank auch gerne in Zukunft profitieren würde. Doch für viele gilt Fitschen als Teil des alten Regimes, das die Probleme der Bank nicht in den Griff bekommen hat. Sein Weggang ist daher ein weiterer Schritt in Richtung Erneuerung.
Im Schlaglicht bleibt dagegen eine andere Schlüsselfigur der Bank: Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Vor der Hauptversammlung sorgten unzufriedene Investoren und Streitigkeiten im Aufsichtsrat für Schlagzeilen. Der Rücktritt seines jahrzehntelangen Weggefährten Georg Thoma aus dem Aufsichtsrat war von Auseinandersetzungen im Kontrollgremium geprägt. Der stellvertretende Aufsichtsratschef Alfred Herling hatte die von Thoma initiierten Untersuchungen öffentlich als überzogen kritisiert.
Auch die Rolle von Aufsichtsratschef Achleitner bei den Ermittlungen der britischen Aufsichtsbehörde FCA wurde intern durchleuchtet. Hintergrund ist: Die Deutsche Bank hatte laut dem Abschlussbericht der FCA einen Bericht der deutschen Finanzaufsicht verweigert. Dieser gab Aufschluss über Zinsmanipulationen. Das habe ihr die deutsche Finanzaufsicht Bafin verboten, argumentierte damals die Bank. Nur hat es laut der Bafin solch ein Verbot nicht gegeben. Ein folgenschweres Missverständnis, das zu einer höheren Strafe führte.
'Übereifer' des ehemaligen Aufsichtsrats kam nicht gut an Thoma gehörte seit 2013 dem Aufsichtsrat an und war bis 2018 gewählt worden. Nach seinem Rücktritt versprach Herling, auch künftig sämtliche Untersuchungen "gründlich und unabhängig von der Position der betroffenen Personen" zu führen. Was aber weder ihm noch anderen leitenden Köpfen der Bank gefallen hatte, war Thomas "Übereifer". Das wiederum könnte zu Kritik von Aktionären führen, die Bank wolle Untersuchungen nicht mit dem nötigen Biss voran treiben.
Die Hauptversammlungen der Deutschen Bank sind in den vergangenen Jahren immer von heftigen Auseinandersetzungen mit den Aktionären geprägt gewesen. Potenzial für noch mehr Ärger hat erneut das Bonus-Thema. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung prangerte Co-Chef Hans-Christoph Hirt von Hermes EOS die neuen Vergütungsregeln als "intransparent" an. Nach dem neuen System können zusätzliche Prämien fließen, sofern es gut läuft. Hirt rechnet auch deswegen mit einer "deutlichen Abmahnung" durch die Aktionäre.
Aktionäre müssen auf Dividende verzichten Bei den Aktionären hat sich in der Tat viel Ärger angestaut. Sie müssen nach einem Milliardenverlust auf eine Dividende verzichten. Die Bank schrumpft, und es ist immer noch nicht ganz klar, wie sie auf diese Weise mit den ganz Großen in der Branche mithalten kann. Hinzu kommt: Sie hat noch zwei gravierende Rechtsprobleme am Bein. Der US-Hypothekenstreit und die Geldwäschevorwürfe in Russland haben das Potenzial, richtig teuer zu werden.
Lob dürfte Cryan am Donnerstag dafür bekommen, den Konflikt mit der deutschen Finanzaufsicht beigelegt zu haben. In einem Brief an das Management hatte die Bafin noch den damaligen Co-Chef Anshu Jain und eine Reihe anderer Führungskräfte heftig kritisiert. Unter Cryans Führung sieht sie dagegen die Deutsche Bank auf dem richtigen Weg. Die meisten Untersuchungen hat sie inzwischen abgeschlossen. Und auch dem Ende der Devisenermittlungen im Sommer sieht der zuständige Exekutivdirektor Raimund Röseler nach eigenen Worten "entspannt" entgegen. Die Deutsche Bank, die von den Untersuchungen betroffen ist, habe viele Vorkehrungen getroffen, um ihre Probleme in den Griff zu bekommen, lobte er jüngst.
Die Bafin hatte bereits Ende Februar wesentliche Sonderprüfungen bei der Deutschen Bank abgeschlossen und gesagt, keine weiteren Schritte gegen das Geldhaus zu planen. Die Sonderprüfungen umfassten vor allem die Interbankzinssätze (IBOR), Monte dei Paschi di Siena und Edelmetallgeschäfte.
Auch das Kapitel Kirch kann die Deutsche Bank weitgehend abschließen. Das Landgericht München hatte Fitschen sowie ehemalige Führungskräfte der Bank vom Vorwurf des versuchten Prozessbetrugs im Kirch-Verfahren frei gesprochen. Zwar hat die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt; ob es zu einem weiteren Verfahren tatsächlich kommt, ist allerdings noch offen.
Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com
DJG/mln/bam
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May 17, 2016 12:05 ET (16:05 GMT)
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