28.08.2013 07:31:31
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BASF-Joint-Venture Styrolution will sich freischwimmen
Von Natali Schwab
Sie befinden sich in Allerweltsprodukten wie Autos, Elektronik, Verpackungen oder in Playmobilfiguren: Styrolkunststoffe. Mit sechs Milliarden Euro Jahresumsatz ist die Frankfurter Styrolution GmbH weltweit führender Anbieter dieser Kunststoffe. Das Unternehmen ist dabei noch jung: Es ging im Oktober 2011 an den Start und ist ein paritätisches Joint Venture der Chemiekonzerne BASF und Ineos.
Nicht umsonst bezeichnet Styrolution-Chef Roberto Gualdoni das Unternehmen als "gefühltes Start-up". BASF und Ineos hatten ihre wesentlichen Styrolaktivitäten 2011 in ein eigenständiges Unternehmen ausgegliedert. 2014 kann BASF ganz aussteigen.
Knapp zwei Jahre nach dem Start ist die Integration bei Styrolution weitgehend abgeschlossen. Auch die Produktpalette wurde ausgemistet. Ab dem kommenden Jahr will das Unternehmen nun durchstarten.
"Wir wollen jetzt unsere Zukunft in die Hand nehmen", sagte Gualdoni. Dazu hat sich das Unternehmen einen ehrgeizigen Plan bis 2020 gegeben. Konzentrieren will sich Styrolution dabei auf Tätigkeitsfelder wie Automotive, Elektronik, Bau, Haushalt oder Verpackung. Im Automobilbereich etwa bestehen Blenden, Kühlergrille und Mittelkonsolen aus den Kunststoffen von Styrolution. Neu ist ein aus Thermokunststoff bestehendes Solar-Dachziegelsystem mit integrierter Photovoltaikzelle, das mit einem italienischen Unternehmen zusammen entwickelt wurde.
Das Geschäft mit Spezialchemie, das bislang zwischen 20 und 25 Prozent des Umsatzes ausmacht, soll dabei deutlich ausgebaut werden und einmal 50 Prozent erreichen. Denn es bringt mehr Rendite als die Basischemikalien. Schon jetzt tragen die Spezialitäten mehr als ein Drittel zum bereinigten operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) bei, welches 2012 bei rund 335 Millionen Euro lag.
Auch das Geschäft in den Schwellenländern soll deutlich wachsen, sagte Gualdoni. Auch hier strebt der Argentinier italienischer Abstammung, der seit 23 Jahren in Deutschland lebt, einen Umsatzanteil von 50 Prozent an. Aktuell ist es weniger als ein Drittel. Das Wachstum soll dabei vor allem aus eigener Kraft kommen. Zukäufe stehen nicht unbedingt auf der Agenda, sind aber möglich.
Das Unternehmen hat 17 Produktionsstätten in zehn Ländern. In Europa liegt der Marktanteil von Styrolution bei über 40 Prozent. Führende Positionen nimmt das Unternehmen aber auch in Amerika ein. Wettbewerber sind etwa Shell Chemicals oder Total.
Gualdoni, der zuvor bei der BASF gewesen ist, betont dabei die Unabhängigkeit von Styrolution von den Eignern. Das Unternehmen agiere eigenständig am Markt, ebenso sei die Finanzierung unabhängig von BASF und Ineos. So wurde 2011 eine 480-Millionen-Euro-Anleihe begeben.
Das Unternehmen, das profitabel arbeitet, investiert jährlich rund 120 Millionen Euro in das Wachstum. Kapazitäten sollen ausgebaut werden, vor allem in den Schwellenländern. Finanzieren tut dies Styrolution aus eigener Kraft. "Wir sind sehr kostenorientiert", sagte Gualdoni. Die Integration hebt Synergien von 200 Millionen Euro jährlich, rund 90 Prozent davon werden bereits zum Jahresende erreicht. "Auch das hilft uns, unseren Wachstumskurs zu finanzieren."
Eine Dividende zahlte Styrolution seinen Eignern bislang nicht. Vorrang hätten Investitionen und der Abbau der Verschuldung.
Geschäftsbeziehungen zu BASF und Ineos unterhält das Unternehmen gleichwohl. So sei BASF noch ein großer Kunde, rund fünf Prozent des Umsatzes machen die Geschäfte mit den Ludwigshafenern aus. Im Gegenzug bezieht Styrolution Vorprodukte von BASF und Ineos.
2014 wird sich auch entscheiden, wie es mit der Eignerstruktur bei Styrolution weitergeht. BASF will sich von seinem Anteil trennen. Ab Februar kommenden Jahres kann Ineos die 50 Prozent der Ludwigshafener übernehmen. Kommt es nicht dazu, kann BASF die Anteile im darauffolgenden Oktober den Briten andienen. Ineos hatte in der Vergangenheit mehrfach ihr Interesse an einer kompletten Übernahme bekundet.
Es gibt aber auch weitere Optionen: Den Verkauf an einen anderen Industriepartner oder - einen Börsengang. Sollte eine Entscheidung für das Parkett fallen, wäre dies jedoch nicht vor 2015 der Fall, da der Prozess eines Börsengangs sehr zeitaufwendig ist.
Ein bisschen erinnert die Geschichte von Styrolution damit an die des Spezialchemiekonzerns Lanxess. Die Kölner starteten 2004 als Ausgründung der Chemieaktivitäten des Bayer-Konzerns. Zunächst verspottet als "Resterampe" hat sich Lanxess mittlerweile zu einem erfolgreichen Spezialchemieunternehmen gemausert, das seit 2012 im Dax notiert ist. Ob die Frankfurter einen ähnlichen Weg wie Lanxess einschlagen werden, ließ Gualdoni offen. "Wir haben gute Chancen, erfolgreich zu sein", sagte er.
Kontakt zum Autor: natali.schwab@wsj.com
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