08.09.2017 11:50:42

Boeing und Airbus wollen Komponenten selbst herstellen

   Von Robert Wall und Doug Cameron

   CHICAGO (Dow Jones)--Die weltgrößten Flugzeugbauer wollen mit einem Streich ihre Produktionsabläufe zuverlässiger machen, Kosten senken und die Gewinne steigern - indem sie mehr Bauteile in ihren Flugzeugen selbst herstellen. Der Zulieferer United Technologies hat gerade angekündigt, für 23 Milliarden Dollar den Wettbewerber Rockwell Collins kaufen zu wollen. Grundsätzlich ist unter den Luftfahrtzulieferern gerade eine Konsolidierungswelle zu beobachten, was Boeing und den europäischen Rivalen Airbus nervös macht.

   Anfang der Woche kündigte Boeing an, einige Zulieferverträge zu kündigen, wenn diese jüngste Fusion den Wettbewerb in der Lieferkette weiter schwächt. Auch Airbus hat sich skeptisch gegenüber den Fusionsplänen geäußert. Beide Flugzeugbauer haben sich deshalb entschieden, mehr Komponenten selbst zu bauen. Diesen Monat beginnt Boeing mit dem Bau einer Fabrik im englischen Sheffield, wo Teile hergestellt werden sollen, die die Flügelklappen von Flugzeugen bewegen. Airbus will indes eigene Triebwerksgondeln herstellen, die aktuell vor allem von United Technologies hergestellt werden.

   "Wir überdenken ständig, ob wir Teile herstellen oder zukaufen", sagt Fabrice Brégier, Chief Operating Officer bei Airbus. Boeing hat schon vor zwei Jahren entschieden, Triebwerksgondeln selbst herzustellen, und kündigte im Juli an, auch eigene Elektronikkomponenten zu bauen. Dieser Markt wird aktuell von Rockwell Collins und Honeywell dominiert. Die Flügel für die neue 777 will Boeing in Seattle herstellen anstatt sie von einem Zulieferer zu kaufen. Beim 787 Dreamliner kamen die Flügel noch von Drittanbietern.

Aufträge bei Boeing und Airbus stauen sich Boeing und Airbus sollen in diesem Jahr Flugzeuge im Wert von über 100 Milliarden Dollar ausliefern. Bei beiden stauen sich die Aufträge noch auf Jahre. Ihr Wert summiert sich auf fast eine Billion Dollar. Bauteile, die über die Hälfte dieser Summe ausmachen, werden jedoch von anderen Firmen wie United Technologies, Spirit AeroSystems und General Electric hergestellt.

   Boeing und Airbus stehen unter Druck, ihre Auftragsbücher schnell abzuarbeiten. Sie fordern deshalb von Zulieferern Rabatte und das Versprechen, Komponenten fristgerecht zu liefern. Seitdem der Kreis der Zulieferer immer weiter schrumpft, wächst jedoch ihre Verhandlungsmacht. United Technologies hat 2012 schon den Rivalen Goodrich gekauft. Die Fusion mit Rockwell Collins würde das Unternehmen zum weltgrößten Flugzeugzulieferer werden. Indes verhandelt der Komponentenhersteller Safran mit dem Flugzeuginnenausstatter Zodiac Aerospace über einen Zusammenschluss.

   Die Zulieferer erzielen traditionell höhere Gewinnmargen als Boeing und Airbus. Flugzeug- und Triebwerkhersteller haben in den vergangenen zwei Jahren im Schnitt Margen von neun Prozent erzielt. Sogenannte Tier-1-Zulieferer wie United Technologies und Rockwell Collins, die fertige Teile für Flugzeuge herstellen, erzielen Margen von 14 Prozent. Tier-2-Zulieferer, die kleinere Komponenten herstellen, kommen sogar auf 17 Prozent, berichtet die Boston-Consulting Group.

   Manager von Boeing und Airbus wollen jetzt einen Teil dieser zusätzlichen Margen für sich beanspruchen. Außerdem hoffen sie dadurch ihr lukratives Wartungsgeschäft auszubauen. Die Beratungsfirma Oliver Wyman schätzt, dass die Dienstleistungen im Zusammenhang mit der kommerziellen Luftfahrt rund 76 Milliarden Dollar pro Jahr wert sind. Boeing will seine jährlichen Dienstleistungsumsätze in fünf Jahren auf 50 Milliarden Dollar ausbauen. Analysten halten diese Zahl für sehr ehrgeizig. Im Juli hat der Flugzeugbauer eine neue Sparte gegründet, wo die Wartungsdienste angesiedelt sind.

   Analysten bei Canaccord Genuity Inc. schätzen, dass die Dienstleistungsumsätze von Boeing sich aktuell auf rund 20 Prozent der gesamten Luft- und Raumfahrtumsätze des Konzerns summieren. Bei Airbus liegt diese Zahl bei 15 Prozent. GE verdient 56 Prozent seiner Umsätze mit Dienstleistungen, und der Triebwerkhersteller Rolls-Royce Holdings 52 Prozent.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   September 08, 2017 05:20 ET (09:20 GMT)

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