Geändert am: 25.07.2024 22:01:39

Tech-Korrektur belastet: US-Börsen schließen uneinheitlich -- ATX letztlich tiefer -- DAX schließt mit Verlusten -- Märkte in Fernost geben kräftig nach

AUSTRIA

Der Wiener Aktienmarkt zeigte sich am Donnerstag tiefer.

Der ATX gab kurz nach Ertönen der Startglocke bereits deutlich nach. Auch im weiteren Verlauf blieb er im negativen Bereich und beendete den Handelstag 0,26 Prozent schwächer bei 3.669,25 Einheiten.

Die Wiener Börse hat am Donnerstag teils starke Verluste verbucht. Auch an anderen Börsen in Europa ging es nach unten. Belastet wurden die Märkte von schwachen Vorgaben der US-Technologiebörse NASDAQ. Dort gaben Tech-Aktien nach schlecht aufgenommenen Zahlen am Vortag deutlich nach.

Auch in Wien lieferte die Ergebnisberichtssaison am Donnerstag Impulse. Verbund-Aktien verloren nach der Meldung von deutlichen Ergebnisrückgängen im Halbjahr. Ergebnisse gab es in der Früh auch von Andritz.

DEUTSCHLAND

Am deutschen Aktienmarkt blieben Anleger am Donnerstag in Deckung.

Der DAX verlor zu Handelsbeginn bereits klar und stand auch im weiteren Handelsverlauf überwiegend unter Druck. Zum Abend konnte er einen Teil seiner Verluste wettmachen und die Sitzung 0,48 Prozent tiefer bei 18.298,72 Punkten beenden.

Die zur Wochenmitte schwer unter Druck geratene technologielastige US-Börse NASDAQ hat am Donnerstag die Stimmung am deutschen Aktienmarkt kräftig eingetrübt. Der DAX büßte bereits im frühen Handel kräftig ein, womit die jüngsten Gewinne wieder Geschichte sind. Nachdem er tags zuvor bereits unter der 50-Tage-Linie geschlossen hatte, gab nun auch die 100-Tage-Linie, die bei etwas über 18.280 Punkten verläuft, keinen Halt. Diese sind technische Trendindikatoren, die Hinweise darauf geben, in welche Richtung es mittelfristig für den Leitindex gehen dürfte. "Das war eine regelrechte Flucht aus Aktien", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC-Partners das Minus von fast vier Prozent im NASDAQ 100 und damit dessen schwächsten Handelstag seit Oktober 2022. Am Markt mache sich nach einigen enttäuschenden Quartalsberichten wie etwa von Tesla und Alphabet Angst breit, dass die Aktienkurse doch zu schnell und zu hoch gestiegen sein könnten. Und diese Angst treffe die KI-Aktien in ganz besonderem Masse. Jetzt müsse sich zeigen, ob die letzten Handelstage ein reinigendes Gewitter waren oder der Auftakt zu einer längeren Schwächeperiode.

Unternehmensseitig zog die Berichtssaison in Deutschland ihre Bahn, wobei am Donnerstag vor allem Bilanzen von Unternehmen aus MDAX und SDAX auf der Agenda standen.

WALL STREET

Die US-Börsen fanden am Donnerstag keine gemeinsame Richtung.

Der Dow Jones stand zum Handelsende 0,20 Prozent höher bei 39.935,07 Punkten. Er hatte knapp unter seinem Vortagesschluss eröffnet und konnte anschließend klar anziehen.
Der NASDAQ Composite beendete den Donnerstagshandel hingegen mit einem deutlichen Verlust von 0,93 Prozent auf 17.181,72 Punkte. Er stand zum Start knapp höher und schwankte im Handelsverlauf zwischen klaren Gewinnen und Verlusten. Letztlich behielten bei den Tech-Werten jedoch die Verkäufer die Oberhand.

Nach einer bislang sehr schwachen Woche wagten die US-Börsen am Donnerstag einen Stabilisierungsversuch, der allerdings nur teilweise gelang. Bereits am Mittwoch waren Befürchtungen aufgekommen, dass es länger als erwartet dauern könnte, bis sich die hohen Investitionen der Tech-Giganten in Künstliche Intelligenz auszahlen. Daraufhin war es zu einem Ausverkauf in der Branche gekommen. Nun trennten sich Anleger insbesondere von Papieren aus der Halbleiterbranche, nachdem aus Europa schlechte Nachrichten gekommen waren. Der Chip-Produzent STMicroelectronics und der Branchenausrüster BE Semiconductor Industries hatten ihre Unternehmensziele gesenkt.

Keine klaren Erkenntnisse über den Zustand der US-Konjunktur lieferten indes die vorbörslich veröffentlichten Daten. So knickte der Auftragseingang langlebiger Güter im Juni um 6,6 Prozent regelrecht ein, während Ökonomen ein leichtes Plus prognostiziert hatten. Dagegen stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal mit plus 2,8 Prozent stärker als die erwarteten plus 2,1 Prozent. Der von der US-Notenbank als Inflationsmaß favorisierte Deflator für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) stieg im zweiten Quartal um 2,6 Prozent nach einem Plus von 3,4 Prozent im Vorquartal. Die wöchentlichen Erstanträge trafen die Prognosen.

Damit gaben die Daten keinen weiteren Hinweis über den künftigen geldpolitischen Kurs der US-Notenbank. Eine Senkung der Zinsen im September ist aktuell vollständig eingepreist. Mehr Hinweise könnten die Inflationsdaten am Freitag bringen.

ASIEN

Die Börsen in Fernost tendierten am Donnerstag einheitlich klar tiefer.

Der Leitindex Nikkei 225 verlor bis Handelsende 3,28 Prozent auf 37.869,51 Punkte.

Auf dem chinesischen Festland ging es für den Shanghai Composite indes um 0,52 Prozent ins Minus auf 2.886,74 Indexpunkte. Auch deutlich schwächer präsentierte sich der Markt in Hongkong, wo der Hang Seng um 1,77 Prozent auf 17.004,97 Einheiten nachgab.

Der Ausverkauf der Wall Street am Vorabend hat am Donnerstag seinen Widerhall in Asien gefunden. Damit setzte sich die jüngste Talfahrt der asiatischen Börsen fort, die zuletzt immer nur von kurzen Zwischenerholungen auf Tagessicht unterbrochen worden war. Insbesondere der Technologiesektor musste erneut Federn lassen, nachdem US-Sektorunternehmen mit ihren Geschäftszahlen nicht überzeugt hatten. Laut Händlern wurden die KI-Hoffnungen nun immer kritischer hinterfragt.

Der japanische Aktienmarkt ist in den Korrekturmodus eingeschwenkt, nachdem er seit seinem letzten Hoch 10 Prozent eingebüsst hatte. Erneut kam der Druck vom Devisenmarkt, wo der Yen den dritten Tag in Folge deutlich zulegte und so die Exportchancen der japanischen Wirtschaft schmälerte. Einerseits profitierte der Yen von seiner Reputation als vermeintlich sicherer Anlagehafen in Krisenzeiten, andererseits schossen sich Anleger offenbar auf Zinserhöhungen in Japan ein. Diese Spekulation belastete den Aktienmarkt auch direkt. Technologie- und Elektronikwerte wurden in Japan verkauft.

In China stützten auch neuerliche Zinssenkungen kaum. Die People's Bank of China hatte nach kurzfristigen nun auch mittelfristige Zinssätze reduziert, um der schwächelnden Wirtschaft des Landes einen Schub zu versetzen. Auch gute Umfragewerte für Kamala Harris im US-Präsidentschaftsrennen führten zu keinem Stimmungsumschwung. Denn Ex-Präsident Donald Trump gilt als extrem chinakritisch. Die Enttäuschung über ausgebliebene umfassende Stimuli zugunsten der lahmenden Konjunktur ließ den chinesischen Aktienmarkt die Februar-Tiefs testen.

Redaktion finanzen.at / APA / Dow Jones Newswires / dpa-AFX


Bildquelle: wienerborse.at, Ionana Davies / Shutterstock.com, Bule Sky Studio / Shutterstock.com
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