"Schleier der Geheimhaltung" 12.12.2023 13:25:00

BP-Aktie wenig bewegt: BP fordert Einschreiten der US-Energieaufsicht im Streit mit LNG-Unternehmen

BP-Aktie wenig bewegt: BP fordert Einschreiten der US-Energieaufsicht im Streit mit LNG-Unternehmen

BP wirft dem noch jungen Gasexporteur aus Virginia vor, bestimmte Offenlegungsvorschriften der FERC zu umgehen und die eigenen Aktivitäten mit "einem Schleier der Geheimhaltung" zu umgeben - zum Nachteil seiner langfristigen Kunden. Der Regulierer, so heißt es in dem Antrag, solle Venture Global zwingen Dokumente offenzulegen, die im Zusammenhang mit Lieferverzögerungen von Flüssigerdgas an BP und andere langfristige Abnehmer stehen.

Während Kunden wie BP ausbleibende Lieferungen beklagen, hat Venture Global von einem stetigen Strom von LNG-Ladungen an andere Abnehmer zu höheren Preisen profitiert und dabei einen Umsatz von mehr als 14 Milliarden Dollar erzielt. Begründet wurden die Knappheiten mit dem Anlauf einer Anlage von Venture Global an der Golfküste von Louisiana. BP schreibt der FERC, die genannten Gründe für die Verzögerung seien "unaufrichtig und nicht glaubwürdig". Die Behörde solle eine Freigabe von Dokumenten über die Anlage erzwingen, die Venture Global gerne vertraulich halten möchte. Im Dezember 2022 hatte BP bereits eine private Schiedsklage gegen Venture Global eingereicht, wie ein Sprecher dem Wall Street Journal sagte.

"Das Verhalten von Venture Global hat das Vertrauen in die Vertrauenswürdigkeit von LNG-Lieferanten zu einem kritischen Zeitpunkt erschüttert und schadet der Stabilität und dem Wachstum der LNG-Industrie", erklärte BP. Shaylyn Hynes, Sprecherin von Venture Global, bezeichnete die Beschwerde als unbegründet. BP versuche, eine Behörde einzuspannen, um die eigenen Interessen in einem Handelsstreit durchzusetzen. "Die wiederholten Bemühungen von BP, diesen Streit öffentlich zu machen, zeigen die Schwäche der vertraglichen Position", sagte sie.

Rasanter Aufstieg dank hoher Gaspreise

Venture Global aus Arlington hat sich für viele Brancheninsider überraschend binnen eines Jahrzehnts zu einem der größten Gasexporteure der Welt entwickelt. Dies gelang unter anderem auch deshalb, weil das Unternehmen frühzeitig langfristige Lieferverträge mit Großabnehmern wie BP und Shell schloss. Diese Verträge halfen Venture Global, eine Finanzierung für den Bau des ersten LNG-Terminals Calcasieu Pass zu bekommen. BP, Shell und andere behaupten inzwischen, Venture Global halte die Verträge nicht ein und profitiere stattdessen von den steigenden Erdgaspreisen seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022. Venture Global hat seit Anfang März 2022 mehr als 200 LNG-Ladungen verschifft, aber noch nicht mit der Lieferung von gekühltem Gas an BP und andere Unternehmen im Rahmen der frühen Verträge begonnen.

Venture-Global-CEO Michael Sabel beschwerte sich im November, die etablierten Spieler aus der Branche schikanierten sein Unternehmen. Die Kreditanalysten von JPMorgan Chase schätzten den Wert von Venture Global im Juli auf rund 90 Milliarden Dollar. Sabel und sein Partner sind Mehrheitseigentümer des privat geführten Unternehmens. Sabel behauptet, sein Unternehmen sei gegenüber den Kunden transparent gewesen und arbeite an der Lösung technischer Probleme am Calcasieu Pass. Solange diese nicht behoben seien, könne die Anlage zwar LNG produzieren, aber langfristige Verträge nicht zuverlässig erfüllen.

BP bezeichnete das Vorgehen des Unternehmens als "vorsätzliche Verletzung unseres Vertrags". Ein Shell-Sprecher sagte, Venture Global sei eindeutig in der Lage, seine vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen, tue dies aber nicht. Der spanische Konzern Repsol, einer der langjährigen Kunden von Venture Global, hat Anfang des Jahres das US-Energieministeriums gebeten, die Genehmigung der FERC für die Anlage Calcasieu Pass zu überdenken.

Venture Global hat zuletzt erklärt, möglicherweise werde es bis Ende 2024 dauern, langfristige Kunden wie BP und Shell mit Gas zu beliefern.

Die BP-Aktie verliert in London zeitweise um 0,06 Prozent auf 4,67 Pfund.

Von Jenny Strasburg und Benoit Morenne

LONDON (Dow Jones)

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