IPO-Jahr 2023 10.12.2022 23:33:00

Citigroup-Experten erwarten für 2023 wieder mehr Börsengänge

Citigroup-Experten erwarten für 2023 wieder mehr Börsengänge

• IPO-Flaute im Jahr 2022
• Wirtschaftliche Unsicherheiten belasten
• Aussicht auf vermehrte Börsengänge


Inflation und Ukraine-Krieg schieben zahlreiche Börsengänge auf Warteliste

Boomte der IPO-Markt 2021 noch, wagten sich 2022 aufgrund zahlreicher wirtschaftlicher Unsicherheiten kaum neue Unternehmen aufs Börsenparkett. Belastungsfaktoren, die Startups und Abspaltungen vom IPO abhielten, waren etwa die hohe Inflation, die damit einhergehenden Zinserhöhungen, der Krieg in der Ukraine sowie Lieferschwierigkeiten einzelner Rohstoffe und Komponenten, sodass einige Börsengänge entweder verschoben oder sogar ganz abgeblasen wurden.

Aussicht auf Stabilisierung dürfte IPO-Markt antreiben

Das neue Jahr dürfte auf dem IPO-Markt jedoch Verbesserungen mit sich bringen, wie Experten der Citigroup erwarten. So zeigten die jüngsten Verbraucherdaten aus den USA und Europa zwar, dass sich der Preisdruck immer noch auf einem hohen Niveau befindet, die Inflationsraten sich aber allmählich abschwächen. Marktteilnehmer hoffen darauf, dass das Ende der Zinsanhebungen durch die Notenbanken damit näherrückt. Citi-Stratege Valery Barrier rechnet laut "finews.ch" zwar damit, dass sich das wirtschaftliche Umfeld in den nächsten Monaten noch nicht gänzlich erholen wird, im kommenden Jahr dürfte allerdings eine Stabilisierung einsetzen, die dann auch Börsengängen neuen Antrieb geben soll. Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 sei daher mit einem vermehrten IPO-Aufkommen zu rechnen. "Die Investorenbasis für private Minderheits-Platzierungen von Kapitalbeteiligungen hat an Struktur gewonnen, und sie verfügt über besser definierte Prozesse", zitiert das Portal Barrier.

Abwanderung vom Kryptomarkt könnte Börsengänge begünstigen

Auch Citigroup-Analyst Phil Drury erklärte Anfang November gegenüber der Nachrichtenagentur "Bloomberg", dass man für 2023 mit einer Steigerung an Börsengängen rechne. "Wir sehen ein gewisses Maß an Normalisierung auf den privaten Märkten, die entweder öffentlich oder durch Fusionen und Übernahmen verkaufen wollen, und hoffentlich werden wir nächstes Jahr sogar einige Börsengänge sehen", so der Leiter des Bereichs Technologie und Kommunikation. Darüber hinaus könnte der 2022 abgeschwächte IPO-Markt von der Pleite der Kryptobörse FTX und dem dadurch verstärkten Einbruch des Kryptomarkts profitieren. "Wenn Risikokapitalgeber ihr Kapital einsetzen wollen, werden sie sich überlegen, welche Unternehmen vielleicht etwas defensiver sind", mutmaßte Drury. "Welche Unternehmen sind in der Lage, ihre Geschäftsmodelle flexibel zu gestalten, um sich den Gegebenheiten anzupassen und vielleicht schneller zur Rentabilität zu gelangen?" Anleger könnten sich nach Kursverlusten durch Investitionen in Bitcoin & Co. also stattdessen nach sichereren Anlagen umschauen.

Tempo dürfte nur langsam anziehen

Dass die Wirtschaft jedoch noch nicht zu alter Stärke gefunden hat, werde sich laut Barrier auch im neuen Jahr dadurch äußern, dass Unternehmen ihre geplanten Börsengänge weiter herauszögern oder auf Eis legen. Dies liege auch daran, dass Investoren derzeit noch unschlüssig darüber seien, wie sich die hohen Inflationsraten der letzten Monate und die Energiekrise auf die Bilanzen der Firmen auswirken. Barriers Kollege Holger Knittel rechnet ebenfalls mit einer Verlangsamung der Neuzugänge. So sei eine "Lücke zwischen dem, was Unternehmen nach Meinung der Verkäufer wert sind, und dem, was die Käufer bereit sind zu zahlen" erkennbar, wie der Leiter der Citi-Abteilung für Fusionen und Übernahmen laut finews.ch kürzlich vor Medienvertretern erklärte.

Leveraged Finance-Sektor unter Druck

Besonders im Bereich Leveraged Finance, also durch Fremdkapital finanzierte Übernahmen, gebe es derzeit ein starkes Ungleichgewicht zwischen Käufern und Verkäufern, wie Knittel bemerkte. Dadurch, dass der Sparte die Geldgeber fehlen, sei der Markt für Leveraged Finance derzeit nicht funktionsfähig, so der Experte. Dies liege zum Teil auch daran, dass sich der Finanzmarkt in einem derart schnellen Tempo verändere, dass einige Bereiche zurückbleiben.

Am Persischen Golf keine Spur von IPO-Müdigkeit

Auch wenn das IPO-Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr eher schwach ausfiel, ließen sich jedoch regionale Trends feststellen. So brachten Börsengänge am Persischen Golf 2022 Stand Ende November 18,5 Milliarden US-Dollar ein, wie Citi-Stratege Miguel Azevedo gegenüber Bloomberg erklärte. Dies entsprach fast der Hälfte der IPO-Einnahmen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Höhere Erlöse wurden in der Region bislang nur 2019 erzielt, als die Erdölfördergesellschaft Saudi Aramco den Weg aufs Börsenparkett fand und dabei 29,4 Milliarden US-Dollar einnahm. Damit dürfte sich der Trend am Persischen Golf auch 2023 fortsetzen, wie der Experte der Citigroup erklärte. "Nächstes Jahr sollte mindestens so gut werden wie dieses Jahr", so Azevedo gegenüber der Agentur. Dafür sorge eine steigende Nachfrage nach regionalen Vermögenswerten, die sowohl von lokalen auch als ausländischen Investoren ausgehe. Wurden 2022 dort eher Energieunternehmen neu gelistet, dürften im neuen Jahr dann vor allem familiengeführte Unternehmen und Technologiekonzerne folgen.

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: MaximP / Shutterstock.com,dencg / Shutterstock.com

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