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Orakel auf Einkaufstour 04.06.2016 03:00:00

Darum ist Warren Buffett wirklich bei Apple eingestiegen

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer an den Börsen: Der legendäre Investor Warren Buffett steigt mit seiner Investmentgesellschaft Berk­shire Hathaway mit einer Milliarde Dollar beim iPhone-Hersteller Apple ein. Das ist ungewöhnlich, schließlich gilt der laut "Forbes"-Liste mit einem Vermögen von 66 Milliarden Dollar drittreichste Mensch der Welt als recht technologiescheu.


Buffett begründet seine ablehnende Haltung immer wieder damit, dass er die Gewinne der sich schnell wandelnden Branche nicht sicher vorher­sagen könne. Deshalb stehen für gewöhnlich Versicherungen, Maschinenbauer, Eisenbahngesellschaften oder Lebensmittelkonzerne auf der Einkaufsliste des Multimilliardärs.

Zudem hat Buffett schlechte Erfahrungen gemacht. Vor fünf Jahren steckte der heute 85-Jährige einen Milliardenbetrag in den IT-Konzern IBM. Der Kurs entwickelte sich seitdem enttäuschend. Die Beteiligung kostete das Orakel von Omaha, wie Buffett genannt wird, bislang zwei Milliarden Dollar.

Apple passt nicht ganz

Auf den ersten Blick passt ­Apple allerdings genau in das Beuteschema des Milliardärs. Die Firma ist niedrig bewertet, zahlt eine attraktive Dividende und hat ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm aufgelegt. Außerdem liebt Buffett starke Marken wie Apple. Die Gewinne der Kalifornier schossen in den vergangenen Jahren durch die Decke. 2015 verdiente der Konzern 54 Milliarden Dollar - Weltrekord. Im laufenden Jahr rechnen Analysten allerdings mit einem Gewinnrückgang. Das verschreckte viele Anleger. Die Apple-Aktie fiel in den vergangenen Monaten wieder deutlich zurück, das rief Berk­shire auf den Plan.

In einem Punkt unterscheidet sich Apple allerdings grund­legend von allen anderen großen Berk­shire-Investments. Wäh­rend IBM, Coca-Cola, American Express, Wells Fargo und Kraft-Heinz - Berkshires fünf größte Beteiligungen -, jeweils auf eine über 100-jährige Firmengeschichte blicken, wurde Apple erst vor vier Jahrzehnten gegründet. Kurz vor der Jahrtausendwende stand das Unternehmen sogar knapp vor der Pleite. Apple überlebte nur mithilfe einer Finanzspritze des heutigen Erzfeinds Microsoft.


Der endgültige Durchbruch gelang Apple erst mit der Markteinführung des iPhones 2007. Die Frage, ob in einigen Jahrzehnten noch süße Brausen getrunken, fruchtiges Tomatenketchup gegessen oder Kredite abgeschlossen werden, wird Buffett bedenkenlos bejahen. Aber setzt sich auch Apples Erfolgsgeschichte fort oder wird der Konzern wie einst Nokia vom Thron gestoßen? Das sind Fragen, die selbst ein Warren Buffett nicht beantworten kann.

Deshalb ist es auch unwahrscheinlich, dass Buffett persönlich hinter dem Einstieg bei Apple steht. Vielmehr wird spekuliert, dass Todd Combs oder Ted Weschler, Buffetts potenzielle Nachfolger bei Berkshire und zusammen für ein Portfolio im Wert von 18 Milliarden Dollar verantwortlich, den Technologiekonzern aus Kalifornien auf der Einkaufliste hatten. Buffett ist nach wie vor für die großen Zukäufe bei Berkshire verantwortlich, kleinere Investments bis zu einer Milliarde Dollar überlässt er gern seinen beiden Zöglingen Combs und Weschler.

Mit dem Einstieg bei Apple setzt deshalb wohl nicht Buffett, sondern einer seiner Nachfolger auf kurz- bis mittelfristige Erfolge. An der grundlegenden Strategie von Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire ändert das aber nichts.

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