15.09.2008 18:04:00

DAX-Schluss: Deutliche Abschläge zu Wochenbeginn, Finanzwerte unter Druck

Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Am ersten Handelstag der Woche mussten die deutschen Standardwerte über deutliche Kursabschläge quittieren. Nach volatilem Verlauf schloss der Dax mit einem Minus von 2,74 Prozent bei 6.064,16 Punkten, während der MDAX einen Abschlag von 4,31 Prozent auf 7.762,97 Zähler hinnehmen musste. Auslöser für die kräftigen Kursabschläge waren erneut Hiobsbotschaften in Zusammenhang mit der internationalen Finanzkrise. So musste die US-Investmentbank Lehman Brothers einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11 stellen. Die ebenfalls ins Trudeln geratene Investmentbank Merrill Lynch stimmte einer Übernahme durch den Wettbewerber Bank of America zu. Die deutschen Standardwerte verbuchten dabei recht kräftige Kursabschläge, wobei der DAX zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 6.000 Punkten gerutscht war. Angesichts von Befürchtungen über weitere Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten tendierten die US-Leitbörsen zu Handelsbeginn deutlich schwächer. Dabei trugen unter anderem auch schwache US-Wirtschaftsdaten zu den deutlichen Kursabschlägen bei. Zum Xetra-Schluss befanden sich die US-Leitindices deutlich im Minus.

In einem ansonsten recht trüben Marktumfeld konnte sich die Aktie von FMC aufgrund positiver Analystenkommentare über weite Strecken mit einem marginalen Plus an der Spitze des DAX behaupten. Ebenfalls gefragt waren Anteilsscheine von SAP nachdem sich der Konzern einem Pressebericht zufolge weiterhin auf Wachstumskurs sieht. Zum Handelsschluss gewann der Wert mehr als 2 Prozent und lag damit an zweiter Stelle im DAX. Deutliche Aufschläge waren zeitweise auch beim Konsumgüterkonzern Henkel auszumachen, der über weite Strecken die Führung übernehmen konnte, zum Ende jedoch auf den dritten Platz abrutschte. Der Pharmawert Bayer konnte sich dem widrigen Marktumfeld ebenfalls entziehen und belegte mit einem Plus von gut 2,7 Prozent den Spitzenplatz. In einem Zeitungsinterview hatte Vorstandschef Wenning in Zusammenhang mit Gerüchten um ein Interesse des US-Konkurrenten Pfizer an Bayer erklärt, dass man sich gut gegen eine feindliche Übernahme gewappnet fühle. Außerdem erwarte der Vorstandschef in Verbindung mit der Schering-Übernahme höhere Synergien als zunächst geplant. Beim Automobilzulieferer Conti hielten sich die Kursabschlägen mit einem Minus von knapp 1 Prozent in Grenzen, obwohl der Konzern am Morgen eine Gewinnwarnung ausgesprochen hatte. Dabei stützt die laufende Offerte der Schaeffler-Gruppe in Höhe von 75 Euro je Aktie den Wert. Behauptet präsentierten sich daneben unter anderem adidas, METRO und die Deutsche Lufthansa. Recht stabil zeigten sich außerdem die beiden Energieversorger RWE und E.ON, die mit Abschlägen von mehr als 1,5 Prozent mit in der oberen Hälfte des DAX zu finden waren. Deutlichere Abschläge von zeitweise mehr als 3 Prozent waren hingegen bei Siemens auszumachen. Einem Pressebericht zufolge befürchtet der Düsseldorfer Wirtschaftsstrafrechtler Professor Jürgen Wessing in Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre milliardenschwere Schadenersatzforderungen der US-Wertpapieraufsicht SEC. Im Blickpunkt der Anleger befanden sich auch die Anteilsscheine von BASF. Am Morgen hatte der Chemiekonzern die Übernahme des schweizerischen Konkurrenten Ciba für rund 3,8 Mrd. Euro angekündigt, was bei vielen Marktteilnehmern und Analysten jedoch auf Skepsis stieß. Zum Schluss musste der Wert über ein Minus von mehr als 4 Prozent quittieren. Ebenfalls im Fokus standen Anteilsscheine der Deutschen Börse: Einem Pressebericht zufolge hatte der Börsenbetreiber einen in Singapur ansässigen Staatsfonds kontaktiert, um diesen als langfristigen strategischen Aktionär zu gewinnen. Der Wert konnte sich nach anfänglich deutlichen Abschlägen von zeitweise mehr als 5 Prozent wieder etwas erholen und beendete den Handel im oberen Mittelfeld des DAX.

Am unteren Ende des DAX waren angesichts des unerwartet heftigen Wiederaufflackerns der Finanzkrise erwartungsgemäß Bankwerte zu finden. Die rote Laterne ging an die Aktie der Commerzbank, die angesichts der laufenden Übernahme der Dresdner Bank über weite Strecken mehr als 11 Prozent abgeben musste. Deutlich schwächer präsentierten sich auch die Anteilsscheine der Deutschen Postbank und der Deutschen Bank mit Abschlägen von jeweils rund 7 bzw. 6 Prozent. TUI war mit einem Minus von zeitweise mehr als 7 Prozent mit am unteren Ende des DAX zu finden. Einem Pressebericht zufolge erwägt der Reise- und Schifffahrtskonzern eine Zusammenlegung seiner Billigflugtochter mit dem Luftfahrtkonzern Air Berlin. Am Ende konnte die Aktie einen Teil ihrer Verluste wettmachen und verlor rund 3,7 Prozent.

Einen Blick wert waren außerdem die beiden Versicherungswerte Allianz und Münchener Rück: Zuvor hatten Presseberichte über ein Ersuchen des US-Wettbewerbers AIG über eine milliardenschwere Liquiditätsspritze bei der US-Notenbank Fed die Runde gemacht. Beide Anteilsscheine rangierten fast über den gesamten Tagesverlauf hinweg mit am unteren Ende des DAX.

Schlusskurse (17:36 Uhr):

DAX: 6.064,16 (-2,74 Prozent)

MDAX: 7.762,97 (-4,31 Prozent)

Tagesgewinner: Bayer, SAP, Henkel

Tagesverlierer: Commerzbank, Deutsche Postbank, Deutsche Bank

Unternehmensnachrichten:

Die Continental AG gab am Samstag bekannt, dass sie aufgrund der im dritten Quartal nochmals deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen auf den nordamerikanischen und europäischen Fahrzeugmärkten und den unverändert hohen Belastungen durch die gestiegenen Rohstoffkosten nun nicht mehr davon ausgeht, die für das Geschäftsjahr 2008 gesetzten Ziele im vollem Umfang zu erreichen. Vor allem in den Automotive Divisionen hätten sich zum Teil deutliche Verschlechterungen gegenüber der guten Entwicklung in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres ergeben. Auch die Kautschuk-Divisionen seien betroffen, wenn auch nicht im selben Umfang.

Der Chemiekonzern BASF SE (ISIN DE0005151005/ WKN 515100) gab am Montag bekannt, dass er beabsichtigt die schweizerische Ciba Spezialitätenchemie Holding AG (ISIN CH0005819724/ WKN 905373) zu übernehmen. Dazu werde man den Aktionären des Spezialchemieunternehmens ein öffentliches Übernahmeangebot unterbreiten.

Die Deutsche Börse AG (ISIN DE0005810055/ WKN 581005) sucht einem Pressebericht zufolge im Abwehrkampf gegen die Hedgefonds TCI und Atticus Hilfe bei Singapurs Staatsfonds Temasek. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" bemühe sich das Management des Börsenbetreibers darum, Temasek als Langfristinvestor zu gewinnen, um die von den beiden Großaktionären geforderte Zerschlagung zu verhindern.

Der Düsseldorfer Wirtschaftsstrafrechtler Professor Jürgen Wessing, der zahlreiche deutsche Großunternehmen gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC vertreten hat, erwartet im Korruptionsfall um den Industriekonzern Siemens AG (ISIN DE0007236101/ WKN 723610) einen Wirtschaftsprozess größten Ausmaßes.

Der Reise- und Schifffahrtskonzern TUI AG (ISIN DE000TUAG000/ WKN TUAG00) sondiert Presseangaben zufolge eine Allianz mit der Billigfluglinie Air Berlin plc (ISIN GB00B128C026/ WKN AB1000). Wie das Nachrichtenmagazin "DER SPIEGEL" berichtet, prüfe TUI-Konzernchef Michael Frenzel eine Fusion der Konzerntochter TUIfly mit dem zweitgrößten deutschen Luftfahrtkonzern.

Die IVG Immobilien AG (ISIN DE0006205701/ WKN 620570) gab am Montag einen Wechsel an der Führungsspitze bekannt. Wie der im MDAX notierte Immobilienkonzern mitteilte, legt Dr. Leichnitz sein Amt als Mitglied und Vorsitzender des Vorstands zum 30.09.2008 aus persönlichen Gründen mit Zustimmung des Aufsichtsrats nieder.

Der Verpackungsspezialist Gerresheimer AG (ISIN DE000A0LD6E6/ WKN A0LD6E) verhandelt einem Pressebericht zufolge mit mehr als zehn Kaufinteressenten für sein Autokunststoff-Zuliefergeschäft.

Der Vorstandschef der Bayer AG (ISIN DE0005752000/ WKN 575200), Werner Wenning, sieht den Pharma- und Chemiekonzern gegen Übernahmen gewappnet. In Zusammenhang mit den angeblichen Übernahmeplänen des US-Konkurrenten Pfizer Inc. (ISIN US7170811035/ WKN 852009) erklärte der Bayer-Vorstandschef gegenüber der Zeitung "Der Tagesspiegel" (Montagausgabe): "Ausschließen kann man gar nichts, in der heutigen Zeit erst recht nicht." Er wolle zu den Marktgerüchten nicht Stellung nehmen, aber sein Unternehmen habe Vorsorge getroffen. "Wir haben schon seit Jahren unsere Hausaufgaben gemacht."

Der Software-Konzern SAP AG (ISIN DE0007164600/ WKN 716460) sieht sich weiterhin auf Wachstumskurs und sieht sich gegenüber dem US-Konkurrenten Oracle Corp. (ISIN US68389X1054/ WKN 871460) weiter auf der Überholspur.
"Das erste Halbjahr 2008 war für uns sehr erfolgreich. Daher haben wir unseren Ausblick präzisiert: Wir gehen nun davon aus, den oberen Rand unserer Wachstumsprognose zu erreichen. Im direkten Wettbewerb mit Oracle erhalten wir mit Abstand die Mehrheit der Aufträge. Das bestätigt die Überlegenheit unserer Lösungen.", erklärte Vorstandsmitglied Brandt in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Mittelfristig geht Brandt von einem währungsbereinigt zweistelligen Wachstum bei den Produktumsätzen aus. "Ich sehe keinen strukturellen Grund, warum SAP nicht über die Jahre eine bereinigte operative Marge von 35 Prozent erreichen können sollte", erklärte der Manager weiter.

Der Düsseldorfer Wirtschaftsstrafrechtler Professor Jürgen Wessing, der zahlreiche deutsche Großunternehmen gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC vertreten hat, erwartet im Korruptionsfall um den Industriekonzern Siemens AG (ISIN DE0007236101/ WKN 723610) einen Wirtschaftsprozess größten Ausmaßes. Der Siemens-Prozess werde vermutlich "noch spektakulärer als das Mannesmann-Verfahren", sagte der Strafrechtler gegenüber der "WirtschaftsWoche". "Es geht um Abschreckung in der Gesellschaft, da verstehen sich Staatsanwälte auch als eine Art Sozialingenieure. Die Münchner Strafverfolger sind dafür bekannt, dass sie in der Form konziliant, in der Sache aber sehr konsequent vorgehen." (15.09.2008/ac/n/m)

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