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Erhöhungen trotz Krisen 16.04.2022 16:47:00

Dividendensaison im Visier: Auch im MDAX kommen Dividenden-Fans auf ihre Kosten

Dividendensaison im Visier: Auch im MDAX kommen Dividenden-Fans auf ihre Kosten

Der MDAX mit seinen 50 Unternehmen steht zumeist im Schatten seines großen Bruder DAX, der häufig als Barometer für das Wohlergehen der deutschen Wirtschaft betrachtet wird. Doch gerade in der Dividendensaison lohnt sich ein genauerer Blick auf die einzelnen Unternehmen aus der zweiten Reihe, zumal viele Konzerne ihre Ausschüttungsbeträge im Vergleich zum letzten Jahr anheben werden. Genauer gesagt werden von den 50 MDAX-Unternehmen voraussichtlich 33 ihre Dividenden erhöhen, 14 werden wohl genauso viel wie letztes Jahr ausschütten, während nur drei Unternehmen (freenet, Uniper und Deutsche Wohnen) ihre Gewinnausschüttungen vermutlich verringern werden. Es folgt ein grob nach Branchen sortierter Überblick.

RTL, Telefonica und ProSiebSat.1 zahlen die höchste Dividendenrendite

Die privaten Medienunternehmen RTL (erwartete Dividendenrendite von 9,91 Prozent) und ProSiebenSat.1 (6,89 Prozent) sind hierzulande bekannt als besonders zuverlässige Dividendenzahler. Auch in diesem Jahr können sich Anleger der beiden Rivalen über sehr hohe Renditen erfreuen - nur wenige deutsche Unternehmen schütten einen höheren Anteil der Gewinne aus. Auch das Telekommunikationsunternehmen Telefonica Deutschland (7,16 Prozent) verwöhnt seine Aktionäre Jahr für Jahr mit hohen Dividenden. Allerdings entwickelten sich die Aktienkurse der O2-Mutter in den vergangenen Jahren so schwach, dass die hohen Dividendenrenditen wohl nur einen schwachen Trost für langjährige Anleger darstellen dürften. Auch der Branchenrivale freenet (6,44 Prozent) lockt Anleger weiterhin mit einer hohen Gewinnausschüttung - wohingegen der Internetprovider United Internet (1,61 Prozent), zu dem Anbieter wie 1&1, GMX und Web.de gehören, in der Dividendensaison sparsamer agiert.

Immobilienunternehmen mit großzügigen Gewinnausschüttungen

Neben den Telekommunikations- und Medienunternehmen erfreuen sich auch Immobilienkonzerne ihres Rufes als solide Dividendenzahler. Die hohen Ausschüttungen der MDAX-Immobilienunternehmen Grand City Properties (4,54 Prozent), TAG Immobilien (4,48 Prozent), Aroundtown SA (4,41 Prozent) und LEG Immobilien (3,96 Prozent) bestätigen dieses Image. Nur die Aktionäre des 2021 von Vonovia übernommenen Immobilienunternehmens Deutsche Wohnen müssen dieses Jahr nach Informationen von "Börse Online" auf eine Dividende verzichten.

Chemie-Branche traditionell zuverlässiger Dividendenzahler

In der MDAX-Dividendensaison machen die Chemieunternehmen ihrem Ruf, stets hohe Dividendenrenditen auszuschütten, erneut alle Ehre: WACKER CHEMIE (5,07 Prozent), Evonik (4,65 Prozent), FUCHS PETROLUB (3,15 Prozent), LANXESS (2,63 Prozent) zahlen deutlich über zwei Prozent Dividende. Aktionäre des Düngemittelherstellers K+S (0,71 Prozent) müssen sich dagegen mit deutlich geringeren Zahlungen zufriedengeben - angesichts der jüngsten Hausse des K+S-Aktienkurses ist dies für sie aber sicherlich zu verschmerzen.

Ebenfalls in der Dividenden-Spitzengruppe des MDAX befinden sich im Übrigen das Versicherungsunternehmen Talanx (3,96 Prozent), der Außenwerbungsdienstleister Ströer (3,60 Prozent) und das Mietwagenunternehmen Sixt (2,98 Prozent).

Industrie-Branche mit überwiegend durchschnittlichen Dividendenzahlungen

Die MDAX-Industrieunternehmen aus dem deutschen Mittelstand zahlen überwiegend Dividendenrenditen, die im gesamtdeutschen Durchschnitt angesiedelt sind. Zwischen ein und zwei Prozent zahlen der Kochsystem-Hersteller RATIONAL (1,59 Prozent), das Entsorgungsunternehmen Befesa (1,75 Prozent), der Kupferproduzent Aurubis (1,54 Prozent), die Maschinenbauer AIXTRON (1,50 Prozent) und Dürr (1,86 Prozent), das Verpackungsunternehmen Gerresheimer (1,89 Prozent), der Funkmasten-Betreiber Vantage Towers (1,91 Prozent) sowie das Rüstungsunternehmen Rheinmetall (1,71 Prozent), welches jüngst durch eine Rally infolge der geplanten Bundeswehraufrüstung Schlagzeilen machte.

Einige Unternehmen aus der Industriebranche können dagegen immerhin mit mindestens zwei Prozent Dividendenrendite aufwarten. Dazu zählen der breit aufgestellte Industriekonzern GEA (2,37 Prozent), die beiden Maschinenbauunternehmen Jungheinrich (2,71 Prozent) und KION GROUP (2,52 Prozent) sowie der Bremssystemhersteller Knorr-Bremse (2,67 Prozent). Eine geringe Dividende zahlt dagegen der Konsumgüterkonzern Beiersdorf (0,73 Prozent), welcher im März zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate aus dem DAX abstieg. Der sich im Aufwind befindliche Luxustextilien-Hersteller HUGO BOSS (1,33 Prozent) erhöhte dagegen seine Dividende deutlich im Vergleich zum letzten Jahr.

Einige Unternehmen zahlen wenig bis gar keine Dividende - aus verschiedenen Gründen

Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel: Auch im insgesamt dividendenstarken MDAX gibt es einige Unternehmen, die auf eine Ausschüttung verzichten. Während dies bei der Lufthansa und Fraport hauptsächlich mit den wegen der Corona-Krise deutlich reduzierten Passagierzahlen im Luftverkehr zusammenhängen dürfte, bevorzugen die wachstumsorientierten Unternehmen TeamViewer, Hypoport, EVOTEC oder CTS Eventim eine Reinvestierung der Gewinne für zukünftige Innovationen. Auch Siemens Energy (0,71 Prozent), das IT-Systemhaus Bechtle (1,09 Prozent) und das Medizintechnik-Unternehmen Carl Zeiss Meditec (0,67 Prozent) zahlen nur eine geringe Dividende. Der sehr erfolgreiche Bausoftware-Hersteller Nemetschek (0,44 Prozent) schüttet zwar ebenfalls eine sehr geringe Dividende aus, wusste aber in den vergangenen Jahren die Aktionäre mit enormen Kurszuwächsen zu begeistern.

Jedoch beweisen das Halbleiterunternehmen Siltronic (3,26 Prozent), der Batteriehersteller Varta (2,76 Prozent), der IT-Infrastrukturanbieter Software AG (2,43 Prozent), der Online-Marktplatz Scout24 (1,61 Prozent) sowie das IT-Dienstleistungsunternehmen CANCOM (1,79 Prozent) mit ihren Gewinnausschüttungen, dass Wachstumsorientierung und hohe Dividendenzahlung keinen Widerspruch darstellen müssen.

Die Gründe für den Dividendenverzicht der Commerzbank sowie von thyssenkrupp sind ebenfalls vorrangig mit der problematischen finanziellen Lage dieser schwächelnden Traditionsunternehmen zu erklären. Das Energieunternehmen Uniper (0,30 Prozent), das erheblich unter den westlichen Sanktionen gegen Russland leidet, zahlt eine Dividende, die eher in die Kategorie schwacher Trost fällt, wenn man die enormen Kursverluste der vergangenen Wochen berücksichtigt.

Die hier genannten Höhen der Dividenden sind lediglich erwartete Werte - die tatsächliche Auszahlung wird dagegen bei den jeweiligen Hauptversammlungen der Unternehmen beschlossen werden. Deshalb kann nicht ausgeschlossen werden, dass die tatsächlichen Gewinnausschüttungen von den hier prognostizierten Dividendenrenditen abweichen werden. Die MDAX-Dividendensaison begann im Übrigen bereits mit dem Kupferunternehmen Aurubis, das am 18. Februar 2022 seine Dividende ausschüttete. Als nächster Konzern folgt Beiersdorf, dessen Hauptversammlung am 14. April 2022 stattfinden wird. Die MDAX-Dividendensaison wird mit Vantage Towers zu Ende gehen; die Hauptversammlung des Funkmasten-Unternehmens ist für den 28. Juli 2022 terminiert.

Redaktion finanzen.at

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