Dividendensaison 2022 |
15.04.2022 23:49:00
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Dividendenstars im DAX: Hier kann sich ein Blick ins Nachbarland lohnen
• Aktienrückkäufe zeigen die ökonomische Verfassung der DAX-Unternehmen
• Aufwind spürbar
Die Berichtssaison ist vorbei, die Ausschüttungen der Dividenden im Nachgang der Hauptversammlungen stehen an. Es wird geschätzt, dass 6 Unternehmen aus DAX, MDAX, TecDax und SDAX im Vergleich zum Vorjahr weniger Dividende ausschütten, 43 bleiben bei der Dividende auf Vorjahrsniveau und 108 Unternehmen steigern die Ausschüttung zum Vorjahr - teilweise massiv. Fast alle 40 DAX-Konzerne schütten den Schätzungen zufolge 2022 eine Dividende aus, 24 davon mit Steigerungen.
Die geschätzte Summe von etwa 46 Milliarden Euro an Ausschüttungen durch die DAX-Konzerne bricht alle Rekorde, im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 40 Prozent. 2022 stehen für viele Anleger der Aufschwung nach der Pandemie sowie die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Krise im Fokus. Die Folgen des Ukraine-Krieges für die DAX-Konzerne spiegeln sich allerdings noch nicht in den Bilanzen für 2021 wider. Analysten von Ernst & Young sehen vor allem die Exporte und das Engagement in Asien als treibende Faktoren für den Erfolg der DAX-Unternehmen. Neben unternehmensseitigen Erfolgen, wie Effizienzsteigerungen oder auch Sparmaßnahmen, ist jedoch die Größe des DAX mitentscheidend. Seit September 2021 werden 10 Unternehmen mehr im deutschen Leitindex gelistet.
Den Anfang der Dividendensaison 2022 machte Siemens mit seiner Hauptversammlung im Februar (das Geschäftsjahr endet bei Siemens bereits im September). 3,2 Milliarden Euro werden an die Anleger ausbezahlt, ein neuer Rekordwert für das Unternehmen, Siemens Healthineers zahlt seinen Aktionären eine Rendite von 1,69 Prozent.
Die fünf höchsten Dividendenrenditen
Die DAX Unternehmen mit den höchsten Dividendenrenditen sind voraussichtlich: Mercedes-Benz (7,88 Prozent), BMW (7,34 Prozent), Covestro (7,45 Prozent), BASF (6,52 Prozent) und Allianz (4,95 Prozent).
Trotz Chipkrise konnten die Autobauer laut einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young 2021 eine deutlich höhere Gewinnmarge verzeichnen. Die deutschen Autobauer Mercedes-Benz und BMW lagen demnach mit jeweils 12 Prozent nur knapp hinter Tesla (mit 12,1 Prozent). Von Mercedes-Benz (ex Daimler) wird erwartet, dass das Unternehmen eine Dividende von 5,00 Euro pro Anteil ausschüttet, eine Steigerung zum Vorjahr von über 270 Prozent. Für BMW erwarten die Analysten durchschnittlich ein Kursziel von 112,55 Euro. Die auszuschüttende Dividende wird 2022 auf beachtliche 5,80 Euro geschätzt, im Vergleich zu 1,90 Euro 2021. Der Wolfsburger Autobauer VW schüttet ebenfalls eine hohe Dividende aus (4,80 Prozent bei 7,56 Euro).
"Wir werden die bisher höchste Dividende zahlen", sagte Covestro-Finanzchef Thomas Toepfer gegenüber Euro am Sonntag zur Ausschüttung für das Rekordjahr 2021. Das Unternehmen, das aus der ehemaligen Chemiesparte des Bayer-Konzerns hervorging und seit März 2018 im DAX gelistet ist, setzt zukünftig vermehrt auf Wasserstoff, um die Vorprodukte für Hart- und Weichschaumstoff herzustellen. Während die meisten Analysten Covestro in den nächsten beiden Jahren moderate Zuwachsraten zutrauen, sieht Toepfer große Wachstumspotenziale für das Unternehmen, vor allem, wenn die Automobilindustrie einen neuen Aufschwung erfährt.
Die BASF wird laut Schätzungen 2022 eine Dividende von 3,40 Euro ausschütten, 10 Cent mehr als im Vorjahr. Der Ludwigshafener Konzern hatte das letzte Quartal 2021 mit einem Umsatzrückgang von 19,57 Prozent abgeschlossen. Zuletzt hatte BASF-Chef Martin Brudermüller in der Presse vor einem EU-Importstopp von russischem Gas und den daraus resultierenden katastrophalen Folgen für die deutsche Volkswirtschaft gewarnt und befürchtet erhebliche Produktionseinschnitte, auch im Stammwerk Ludwigshafen.
Gewinnsteigerungen und Aktienrückkäufe der DAX Unternehmen
Aktienrückkäufe sind derzeit bei den DAX-Unternehmen ein großes Thema: Unternehmen aus dem deutschen Leitindex haben über 25 Milliarden Euro für Aktienrückkäufe vorgesehen. Durch gesteigerte Gewinne 2021 verfügen viele über den entscheidenden finanziellen Spielraum. Mehr als 30 Prozent der DAX-Unternehmen haben ein entsprechendes Programm auf den Weg gebracht.
Die BASF hat bereits im Februar 2022 Aktien im Wert von 2,9 Millionen Euro zurückgekauft, da das Unternehmen die Aktie als massiv unterbewertet ansieht. Bis zu 3 Milliarden Euro wolle man bis Ende kommenden Jahres in Aktienrückkäufe stecken, um die Aktie zu stabilisieren. Auch die Allianz hat ein Aktienrückkaufprogramm aufgelegt. Beim Versicherer erwartet die Anleger 2022 eine Ausschüttung von 10,80 Euro (9,60 Euro im Vorjahr). Die Aktie wird mit einem durchschnittlichen Kursziel von 259,50 Euro angegeben.
Neben dem Autobauer BMW, der auf der Hauptversammlung die Genehmigung für den ersten Aktienrückkauf seit 17 Jahren einholen will, strengt auch adidas ein offensives Programm im Wert von vier Milliarden Euro an. Die erwartete Dividende der adidas-Aktie liegt 2022 bei 3,20 Euro, 20 Cent mehr als 2021.
Die Deutsche Bank schüttet 2022 erstmals wieder eine Dividende im Gesamtumfang von 700 Millionen Euro (0,20 Euro pro Aktie) aus. Dies sei ein erster Schritt zur Ausschüttung von insgesamt fünf Milliarden Euro an die Aktionäre in den nächsten Jahren, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Der Vorstand hatte im Januar bereits ein großes Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 300 Millionen Euro angekündigt.
Auch die Münchner Rückversicherungsgesellschaft zeigt eine Mischung aus hohen Dividenden (4,53 Prozent, 11,00 Euro pro Anteil), moderatem Wachstum, guten Renditen und Aktienrückkäufen. Der Rückversicherer erwartet auch langfristig ein moderates Wachstum.
Noch eine Schippe drauf legt Linde: Der Industriegasspezialist startet einem Rückkaufprogramm von etwa 10 Milliarden Euro. Das durchschnittliche Kursziel der Aktie wird mit 314,17 Euro angegeben, etwa 6 Prozent über dem aktuellen Kurs (Stand 5.4.2022). Die Dividendenrendite wird 2022 voraussichtlich bei 1,45 Prozent (4,68 Euro) liegen.
Keine bzw. nur geringe Erhöhungen der Dividende
Bei Henkel (1,85 Euro) und Bayer (2,0 Euro) verbleiben die Dividendenausschüttungen auf dem Vorjahreswert. Henkel geriet zuletzt wegen seines trotz Ukraine-Kriegs andauernden Engagements in Russland unter Druck. Auf der Hauptversammlung wurde eine Dividende von 1,83 Euro pro Stammaktie und 1,85 Euro pro Vorzugsaktie beschlossen, 2021 haben Airbus und Continental keine Dividende ausgezahlt. Auch 2022 wird Airbus mit 1,35 Prozent (1,50 Euro pro Aktie) im Vergleich zu der durchschnittlichen Dividendenrendite in der Luft- Raumfahrt weit zurückbleiben. Der Reifenhersteller Continental konnte für das abgelaufene Geschäftsjahr Gewinne verbuchen, während im Jahr zuvor noch ein negatives Nettoergebnis verzeichnet wurde; eine Dividende von 3,33 Prozent (2,20 Euro pro Anteil) wird erwartet.
Leichte Erhöhungen der Dividende im Vergleich zum Vorjahr sind bei folgenden Aktien zu erwarten: RWE (2,29 Prozent bei 0,90 Euro, Steigerung von 5,9 Prozent), Symrise (0,94 Prozent bei 1,02 Euro, Steigerung von 5,2 Prozent), Fresenius (2,77 Prozent bei 0,92 Euro, Steigerung von 4,5 Prozent), Fresenius Medical Care (2,22 Prozent bei 1,35 Euro, Steigerung von 0,75 Prozent) und Deutsche Telekom (3,71 Prozent bei 0,64 Euro, Steigerung von 6,7 Prozent).
Der Dialysedienstleister Fresenius Medical Care konnte in Nordamerika mit Gründung eines neuen Unternehmens im Bereich der wertbasierten Nierentherapie einen entscheidenden Schritt in seiner Wachstumsstrategie und der Finanzziele für 2025 gehen. Der Gesundheitskonzern Fresenius wächst ebenfalls im nordamerikanischen Markt mit dem Zukauf eines Unternehmens im Bereich der Infusionstherapien für seine Medikamentensparte Kabi.
DAX-Auf- und Absteiger
Während Beiersdorf und Siemens Energy von der Deutschen Börse in den MDAX zurückgestuft wurden, konnten Daimler Truck und Hannover Rück (Ausschüttung von 5,75 Euro, mit 3,77 Prozent im Mittelfeld) kürzlich in den Leitindex aufsteigen.
Ende 2021 erst vom Mutterkonzern Mercedes-Benz abgespalten und an die Börse gebracht, stieg die Daimler Tuck-Aktie zunächst im Februar in den Nebenwertindex auf, bevor der LKW-Bauer im März in den Leitindex aufgenommen wurde. Die Dividendenrendite liegt mit 4,78 Prozent (1,20 Euro) relativ hoch.
Nach einem Indexwechsel laufen sowohl die Ab- als auch die Aufsteiger im Mittel schlechter als der Leitindex, weshalb Branchenexperte Sven Lehmann für die DAX-Neuzugänge keine Kaufempfehlung aussprechen kann. "Aus historischer Sicht lohnt sich weder der Kauf von Aufsteigern noch von Absteigern". Die nächste turnusmäßige Überprüfung der DAX-Unternehmen ist laut Deutscher Börse am 3. Juni 2022 vorgesehen.
Gute Dividenden
Über gute Dividenden zwischen 3 und 5 Prozent dürfen sich die Anleger von Vonovia (3,84 Prozent bei 1,66 Euro), Deutsche Post (4,24 Prozent bei 1,80 Euro), E.ON (4,71 Prozent bei 0,49 Euro, Steigerung von 4,3 Prozent) und HeidelbergCement (4,61 Prozent bei 2,40 Euro) freuen.
Die Deutsche Post konnte 2021 ihren operativen Gewinn auf fast 8 Milliarden Euro steigern und übertrifft damit ihre eigenen Prognosen deutlich. Auch der Postdienstleister hat Aktienrückkaufprogramm in Milliardenhöhe angekündigt. Geringe bis moderate Dividenden von 0,3-2,9 Prozent werden bei Porsche (2,90 Prozent bei 2,56 Euro), Merck (0,97 Prozent bei 1,85 Euro), MTU Aero Engines (1,01 Prozent bei 2,10 Euro), Puma (0,94 Prozent bei 0,72 Euro), Deutsche Börse (1,94 Prozent bei 3,20 Euro), SAP (2,46 Prozent bei 2,45 Euro), Brenntag (2,0 Prozent bei 1,45 Euro), Infineon (0,98 Prozent bei 0,30 Euro) und Sartorius (0,37 Prozent bei 1,46 Euro) ausgeschüttet.
Für Brenntag hat sich 2021 als Rekordjahr erwiesen, der Chemikalienhändler konnte seinen Umsatz um über 23 Prozent steigern. Eine umfassende Unternehmenstransformation wurde mit dem "Project Brenntag" Anfang des letzten Jahres eingeläutet. Die SAP steht hingegen nach dem Abschied vom langjährigen Finanzchef Mucic und der wachsenden Konkurrenz aus den USA weiter unter Druck. Die Aktie des Walldorfer Softwarekonzern gehört mit zweistelligen Kursverlusten seit Jahresbeginn zu den schwächeren DAX-Werten.
Keine Dividenden für das Geschäftsjahr 2021 planen Delivery Hero, Hello Fresh, Quiagen und Zalando.
Redaktion finanzen.at
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