Warnzeichen |
13.07.2024 22:43:00
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Euphorie vorüber? Warum Anlegern ein schwieriger Börsen-Sommer bevorsteht
• Investoren reagieren nur noch verhalten auf positive Nachrichten
• Tech-Schwergewichte haben ein sehr hohes Bewertungsniveau erreicht
Die Aussicht auf sinkende Leitzinsen, das bisherige Ausbleiben einer weiteren Eskalation im Nahost-Krieg, eine sich als erstaunlich robust erweisende US-Konjunktur, starke Quartalsberichte, zu erwartende Produktivitätsfortschritte dank der KI-Technologie - es gab einige Gründe, mit denen Analysten die beeindruckende Aktienmarktrally im ersten Halbjahr 2024 begründeten. Doch wie immer an der Börse gilt auch aktuell: Je rasanter die Rally, desto größer auch das Abwärtsrisiko. Demzufolge nimmt es wenig Wunder, dass viele Marktstrategen vor einer schwächeren Performance in den kommenden Monaten warnen.
Als Ursachen hierfür werden unter anderem die hohen Bewertungen vieler Aktien, die große Unsicherheit vor den US-Präsidentschaftswahlen im November genannt, oder auch die schwächelnde Kursentwicklung des Bitcoin erwähnt.
Rally vorbei? Aktienmarktindizes schwächeln
Tatsächlich bahnt sich ein vermeintlich schwieriger Sommer für die Aktienmärkte an. Liegt beispielsweise der DAX seit Jahresanfang noch 11,92 Prozent im Plus, konnte das deutsche Börsenbarometer im vergangenen Monat lediglich einen Zuwachs in Höhe von 2,64 Prozent (Stand: 12. Juli 2024) verbuchen. Beim S&P 500 ist dank einer allgemein noch deutlich stärkeren Performance aber ein anderes Muster zu sehen: Seit Januar liegt der marktbreite US-Index 17,73 Prozent im Plus, im letzten Monat stieg er um 3,34 Prozent (Stand: Schlusskurs vom 12. Juli 2024).
Allerdings: Beim ETF S&P 500 Equal Weight zeigt sich ein ganz anderes Bild. Im Gegensatz zum marktwertgewichteten S&P 500-Index enthält dieser ETF jede Aktie zu gleichen Teilen und spiegelt so die allgemeine Marktstimmung besser wider. Der Invesco S&P 500 Equal Weight gewann im vergangenen Monat lediglich 2,31 Prozent (Stand: Schlusskurs vom 12. Juli 2024). Der direkte Vergleich, dass die Rally beim S&P 500 von nur wenigen Tech-Schwergewichten wie NVIDIA, Microsoft, Amazon, Meta Platforms oder Alphabet getragen wurde und keineswegs mit einer allgemeinen Marktstärke gleichgesetzt werden darf.
Markt reagiert kaum noch auf positive Nachrichten
Selbst positive Wirtschaftsnachrichten konnten den Aktienmarkt zuletzt nicht wesentlich beflügeln. Die optimistische Prognose von FedEx für das Geschäftsjahr 2025, die auf eine wachsende globale Nachfrage hindeutet, konnte den gleichgewichteten S&P 500 nicht auf neue Höchststände treiben, da er am selben Tag um 0,4 Prozent fiel. Auch der positive Inflationsbericht vom 28. Juni, wonach der Index der persönlichen Konsumausgaben im Mai gegenüber dem Vorjahr nur um 2,6 Prozent gestiegen ist (gegenüber 2,7 % im April), löste keine starke Marktreaktion aus. Diese verhaltene Reaktion ist insofern bemerkenswert, als die Rendite zweijähriger Staatsanleihen, ein Schlüsselindikator für die Erwartung von Leitzinsen, gefallen ist, was Aktien für gewöhnlich Auftrieb verleiht.
Allgemein scheinen sich derzeit nur wenige Investoren für neue Aktien-Engagements zu interessieren. Frank Gretz, Markttechniker bei Wellington Shields, betont die mangelnde Beteiligung vieler Akteure am gegenwärtige Markt. "Es ist ein armer kleiner Markt, der seinen Weg nicht findet", zitiert ihn "Barron's".
Hohes Bewertungsniveau bei Tech-Aktien
Trotz der allgemeinen Marktschwierigkeiten zeigen sich die Aktien der großen Technologieunternehmen, insbesondere die "Magnificent Seven" (NVIDIA, Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Tesla), weiterhin widerstandsfähig. Laut Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors, sind die Anleger trotz positiver Wirtschaftsdaten zunehmend besorgt über mögliche Rezessionssignale. Diese Tech-Giganten entwickeln sich in der Regel unabhängig von der Wirtschaftslage gut, da ihr Wachstum von wichtigen Themen wie künstlicher Intelligenz und nicht von der Gesamtwirtschaft angetrieben wird.
Die Besorgnis über ihre hohen Bewertungen hält jedoch an, da der S&P 500 Information Technology Sector nach einem erheblichen Anstieg seit Oktober zeitweise mit dem 33,5-fachen des Zwölf-Monats-Gewinns gehandelt wird, wie "Barron's" kürzlich feststellte. So fragen sich scheinbar immer mehr Marktteilnehmer, ob die Aktien der Tech-Giganten - trotz zweifellos sehr starker Gewinnzahlen - zumindest kurzfristig wirklich noch viel Luft nach oben haben.
Ein hohes Bewertungsniveau, maue Marktreaktionen auf eigentlich positive Nachrichten wie bei der FedEx-Berichtsvorlage oder den letzten Inflationsdaten und auch eine traditionelle, saisonale Sommerflaute - all diese Faktoren könnten darauf hinweisen, dass Anlegern ein schwieriger Börsen-Sommer bevorstehen könnte.
Redaktion finanzen.at
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