25.04.2007 16:48:00

FOKUS: Aktive Aktionäre als Herausforderung für Münchener Rück

Von Ulrike Dauer

   Dow Jones Newswires

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Münchener Rück sieht sich wachsendem Druck aktiver Aktionäre ausgesetzt, Performance und Kapitalmanagement zu verbessern. Nach Einschätzung von Analysten und Beobachtern zeigen sich Hedgefonds, Private-Equity-Gesellschaften und große Pensionsfonds mit der im Vergleich zu den Wettbewerbern unterdurchschnittlichen Aktien-Entwicklung des nach Prämieneinnahmen weltweit zweitgrößten Rückversicherers wenig zufrieden.

   Sie könnten künftig stärker darauf dringen, höhere Erträge aus ihren Investments zu ziehen und Aktienrückkäufe und höhere Dividenden-Zahlungen fordern, erwarten Analysten. Die nächste Chance für die Aktionäre sich zu äußern, ist die Hauptversammlung am Donnerstag in München.

   Das derzeitige Interesse von Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften ist nach Einschätzung der Fachleute auf die Auflösung der jahrzehntelangen Überkreuz-Beteiligungen der "Deutschland AG" und die Erwartung, deutsche Unternehmen müssten weiter restrukturieren, um ihre Potenziale auszuschöpfen, zurückzuführen.

   Gleichzeitig generiert diese Investorengruppe derzeit große Mittelzuflüsse, steht aber unter zunehmenden Druck, dieses Geld zu investieren und eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen.

   "Versicherer und Rückversicherer, sind - wie alle börsennotierten Unternehmen - sicher gefährdet, dass aktive Aktionäre oder Hedgefonds einsteigen könnten", sagte Jella Benner-Hainacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Sie steigen ein, wenn ein Unternehmen unterbewertet ist, der Kursverlauf schlecht im Vergleich zur Branche und viel Liquidität vorhanden ist, die aber nicht ausgeschüttet wird. Das weckt Begehrlichkeiten und Forderungen nach Änderung der Strategie", sagte Benner-Hainacher.

   Auch Klaus Schneider, Vorsitzender der Aktionärsvereinigung Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), kann sich gut vorstellen, dass die Münchener Rück ein Angriffsziel für aktivere Aktionäre werden könnte, die sich underperformende Gesellschaften aussuchen.

   Zudem hat die Münchener Rück "keinen dominierenden Aktionär, der mindestens 35% der Anteile hält und aktive Aktionäre abschrecken könnte", sagte Benner-Hainacher. Die Aktien liegen zu 100% im Streubesitz, die Aktionäre kommen zu 63% aus dem Ausland (Stand Ende März).

   Größter Einzelaktionär ist der französische Versicherer AXA, der vor allem über die US-Fondsgesellschaft AllianceBernstein zwischen 5% und 10% der Anteile besitzt, dies nach eigenen Angaben aber nur als reines Finanzinvestment betrachtet. Besser geschützt ist Wettbewerber Hannover Rück, der zu 50% im Besitz der Talanx AG ist.

   Die Aktie der Münchener legte in den vergangenen zwölf Monaten um 1,2% bzw 1% seit Jahresbeginn zu, verglichen mit einem Kursplus von 24% bzw 13,1% der Aktie von Swiss Re, der nach Prämieneinnahmen weltweiten Nummer 1. J.P. Morgan, UBS und Bear Stearns beispielsweise kritisierten die Kurs-Entwicklung.

   J.P.Morgan-Analyst Michael Huttner schrieb bereits im Februar, dass die Münchener Rück ihren Aktienkurs um 60% heben könnte, wenn sie sich von ihrer 95-prozentigen Beteiligung am Erstversicherer Ergo trennen, Überschusskapital von 6 Mrd EUR an die Aktionäre zurückzahlen und mehr Hybrid-Kapital aufnehmen sowie die Kosten senken würde.

   "Wir glauben, dass Investoren gewillt wären, mehr für einen separaten Erstversicherer Ergo und einen reinen Rückversicherer zu bezahlen", schrieb Huttner, der ein "overweight"-Rating für die Aktie hat.

   Bear Stearns kritisierte unter anderem die im Vergleich zu den Wettbewerbern geringe Eigenkapitalrendite. "Wir glauben, dass Druck von Aktionären die Münchener Rück dazu veranlassen wird, auf diese Probleme zu reagieren, entweder auf der Hauptversammlung am Donnerstag oder bei dem Analystentreffen am 4. Mai", schrieb Bear-Stearns-Analyst Willam Allen.

   Und die schweizerische UBS, die per Ende März 3,05% an der Münchener Rück hielt, wies darauf hin, dass die Erstversicherungstochter Ergo im Vergleich zum Wettbewerber Allianz in den vergangenen Jahren schlechter abgeschnitten hat.

   Nach Auffassung von Wirtschaftswissenschaftler Hans-Joachim Voth von der Pompeu Fabra University in Barcelona, der bereits als Berater für die Deutsche Börse tätig war, können Versicherungsgesellschaften gute Ziele für aktive Aktionäre sein. "Versicherer haben sehr stabile und vorhersehbare Cashflows, ähnlich wie Börsen und Versorger", sagte Voth. "Daher könnten Hedgefonds verlangen, dass sie eine höhere Leverage haben" und mehr Schulden auf ihre Bücher nehmen könnten, so Voth.

   Zudem haben die Investoren den vergleichsweise kleinen Aktienrückkauf kritisiert, bei dem die Münchener Rück von November bis Februar rund 8 Mio eigene Papiere über die Börse für rund 1 Mrd EUR erworben und anschließend eingezogen hat.

   "Einen Tag nachdem die Münchener Rück ihre Ergebnisse für 2006 vorgelegt hat und das Management das Volumen des Aktienrückkaufs verteidigte, hat die Schweizer Rück einen Rückkauf im Wert von 6 Mrd CHF (umgerechnet 3,7 Mrd EUR) angekündigt", sagte UBS-Analyst Marc Thiele. "Die Schweizer Rück ist viel stärker darauf fokussiert, Kapital an die Aktionäre zurückzugeben, und wir denken, dass die Münchener Rück diesem Weg folgen sollte."

   Allerdings werde die Größe einer Kapitalausschüttung an die Aktionäre auch durch die Anforderungen internationaler Ratingagenturen begrenzt, geben einige Investoren zu bedenken. Erst im Dezember 2006 hat die Münchener Rück, nach einem dreijährigen Ringen, von Standard & Poor's das "AA" Rating für die Finanzstärke zurückerhalten und konnte mit Wettbewerber Swiss Re gleichziehen.

   Angesichts einer Marktkapitalisierung von rund 30 Mrd EUR, verglichen mit 71 Mrd EUR der Allianz und rund 27 Mrd EUR der Schweizer Rück, wäre die Münchener Rück "doch ein zu schwerer Brocken", sagte Jürgen Meyer, Head of German Equities bei SEB Asset Management, für den Erwerb einer größeren Beteiligung durch Aktionäre, die Einfluss nehmen wollen. Die Marktkapitalisierung der Münchener Rück ist damit rund zehnmal größer als die der Deutschen Börse zu dem Zeitpunkt, als der Fonds TCI die Aufgabe der Fusionspläne mit der London Stock Exchange verlangte, so Meyer.

   Die Münchener Rück selbst betrachtet sich nicht als angreifbar durch aktive Aktionäre, zumindest derzeit nicht, hatte Vorstandsvorsitzender Nikolaus von Bomhard auf der Jahrespressekonferenz im Februar erklärt. "Ich würde aus heutiger Sicht sagen 'Nein', aber das ist eine Frage des Interesses anderer Investoren", sagte von Bomhard. Er wies darauf hin, dass der Aktionärskreis der Münchener Rück sich nun stabilisiert hat. Die Allianz und die UniCredit-Tochter HVB hatten ihre Anteile zurückgefahren.

   Unternehmenssprecherin Johanna Weber verwies auf die regelmäßigen Gespräche, die die Gesellschaft mit den Hedgefonds wie mit allen institutionellen Investoren führe und deren Engagement positiv gesehen werde.

   Webseite: http://www.munichre.com

   -Von Ulrike Dauer, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 500; ulrike.dauer@dowjones.com

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   April 25, 2007 10:46 ET (14:46 GMT)

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