08.06.2007 07:48:00

INTERVIEW/Allianz 24 will Marktanteil verdreifachen

Von Rolf Neumann

   Dow Jones Newswires

   MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Versicherungskonzern Allianz will den Internetverkauf von Kfz-Versicherungen ausbauen und seinen Marktanteil in Deutschland mittelfristig etwa verdreifachen.

   "Wir streben in fünf Jahren einen Marktanteil am Internetverkauf von Kfz-Versicherungen von ca 10% an", sagte der Leiter der deutschen Direktvertriebstochter Allianz 24, Markus Rehle, im Interview mit Dow Jones Newswires. Derzeit liegt der Marktanteil der Allianz 24 bei 3% bis 4%.

   Europas nach Beitragseinnahmen größter Versicherungskonzern ist mit dem deutschen Internetangebot im September 2005 an den Start gegangen. Über die Allianz 24 bietet der Versicherer Kfz-Policen an, die um bis zu 20% preiswerter sein können als solche, die bei einem Allianz-Vertreter abgeschlossen werden. Der Kunde erledigt Abschluss und Verwaltung des Vertrags sowie mögliche Schadenmeldungen am PC selbst. Ende Mai 2007 zählte die Allianz 24 rund 70.000 Kunden mit einem Beitragsvolumen von 20 Mio EUR.

   "Wir wollen die Wachstumsdynamik weiter schreiben", sagte Rehle. Das ursprüngliche Ziel, bis 100.000 Kunden bis 2008 zu zählen, dürfte bei gleichem Wachstum im laufenden Jahr wie 2006, Ende 2007 mit ziemlicher Sicherheit überboten werden.

   Mit ihrem Internetangebot kam die Allianz relativ spät auf den Markt. Der Konkurrent HUK 24 zählte 2006 nach Angaben im Geschäftsbericht allein in der Kfz-Haftplichtversicherung knapp 493.000 Verträge. Die Direktversicherungstochter DA direkt der Zurich Versicherungen, die bereits seit 1998 einen Internetvertrieb anbietet, verweist auf insgesamt über 750.000 Kunden, ohne allerdings zwischen reinen Internetnutzern und Vertragsabschlüssen über Call Center bzw Geschäftsstellen zu unterscheiden.

   Mit dem Start von Allianz 24 hatte der Versicherungskonzern auf den harten Preiswettbewerb in der deutschen Kfz-Versicherung sowie ein zum Teil verändertes Kundenverhalten reagiert. Die Beitragseinnahmen im deutschen Markt der Kraftfahrtversicherung waren 2006 um 4,4% auf rund 21 Mrd EUR noch stärker gesunken als ein Jahr zuvor, als die Beitragseinnahmen um 2,2% geschrumpft waren.

   In diesem Wettbewerb hatte die Allianz Kunden im Kraftfahrtsegment verloren, da sie zwar einen umfassenden Service bietet, die Policen jedoch als teuer gelten. 2005 und auch im vergangenen Jahr hatte sie die Abwanderung gestoppt und wieder Kundenzuwächse verzeichnet. Der Konzern ist mit rund 8,91 Mio Verträgen und einem Anteil von rund 17% Ende 2006 nach wie vor Marktführer in der deutschen Kfz-Versicherung.

   Das Ziel des Internetangebots, neue Kundengruppen zu erschließen, sieht Rehle bislang erreicht. "Seit der Gründung haben wir überwiegend Neukunden für die Allianz gewonnen", sagte der Manager.

   Mit dem Start der Allianz 24 gab es im Kapitalmarkt zunächst Befürchtungen, Kunden könnten ihre bei einem Allianz-Vertreter abgeschlossene, vergleichsweise teure Kfz-Versicherung aufgeben und ihr Fahrzeug preiswerter über das Internet bei der Allianz versichern.

   "Der Direkt-Kunde schaut eher auf den Preis als auf das voll umfängliche Produktpaket", schätzt Rehle ein. Dabei gewinnt Allianz 24 Kunden, bei denen sie offensichtlich mit nur wenigen Schäden rechnen muss. "Der Schadenbedarf der Kunden ist besser, als wir geplant haben. Wir sind Stand heute zufrieden. Da wir erst seit Mitte September 2005 am Markt tätig sind, ist es unter akturiellen Gesichtspunkten noch zu früh für eine abschließende Bewertung", sagte Rehle.

   Derzeit werden 6% bis 7% der Versicherungsverträge im privaten Kfz-Markt in Deutschland mit seinen derzeit rund 42 Mio Fahrzeugen im Direktvertrieb abgeschlossen, davon entfallen jeweils die Hälfte auf die Vertriebswege Internet und Call Center. Der Markt des Internetvertriebs wächst zurzeit mit rund 15% pro Jahr und wird nach Einschätzung der Allianz in den nächsten drei bis fünf Jahren mit 10% bis 15% weiter wachsen.

   Beim Aufbau des deutschen Internetvertriebs konnte sich die Allianz auf Erfahrungen mit ihren Direktversicherungsangeboten in vielen anderen europäischen Ländern stützen. "Allianz 24 hat zunächst viel von den anderen Gesellschaften im Konzern gelernt. Inzwischen haben wir aber eine gute Expertise aufgebaut", sagte Rehle.

   Eine Ausweitung der Produktpalette bei Allianz 24 über die Kfz-Versicherung hinaus sieht Rehle nicht. "Aus heutiger Sicht gibt es keine Pläne, im Direktgeschäft andere Produkte anzubieten", sagte Rehle, "Wir sehen den Fokus für Allianz 24 auf dem Thema Mobilität." Das bedeutet, über Allianz 24 können auch künftig voraussichtlich nur weitere Leistungen rund ums Auto abgeschlossen werden wie etwa Auslandsschaden-Schutz-Versicherung, eine Insassen- oder Kaskoversicherung.

   Zum Gewinnbeitrag der Tochtergesellschaft für den Gesamtkonzern hielt sich Rehle bedeckt. Zur Zeit könne noch keine Aussage über die Profitabilität getroffen werden. Allerdings schätzte Rehle ein: "Wir sind mit der Entwicklung unseres Geschäftsmodells sehr zufrieden."

   Webseite: http://www.allianz.com

   -Von Rolf Neumann, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 4031,

   rolf.neumann@dowjones.com

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   June 08, 2007 01:45 ET (05:45 GMT)

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