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29.09.2010 08:30:33

INTERVIEW/Asklepios sieht sich gerüstet für Zukäufe

Von Heide Oberhauser-Aslan DOW JONES NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)-Der private Krankenhausbetreiber Asklepios sieht sich nach der Emission seiner ersten Unternehmensanleihe finanziell zwar gerüstet für weitere Zukäufe, rechnet aber in diesem Jahr nicht mehr mit großen Übernahmekandidaten am Markt. "Es ist kein Geheimnis, dass der Markt gegenüber den letzten Jahren rückläufig ist, in diesem Jahr haben wir noch drei Monate, ich erwarte nicht, dass sich da noch große Dinge bewegen werden", sagte Tobias Kaltenbach, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung der Asklepios-Gruppe im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Die Krankenhausgruppe mit Sitz in Hamburg gehört neben der Rhön-Klinikum AG und der Fresenius-Tochter Helios zu den drei größten deutschen privaten Krankenhausketten und erzielte 2009 Erlöse von 2,2 Mrd EUR. Das EBITDA lag bei 198 Mio EUR.

   Ob das Unternehmen derzeit an Bieterverfahren beteiligt ist, wollte Kaltenbach nicht konkret sagen. "Sie können davon ausgehen, dass wir uns jedes Objekt, das am Markt ist, auch anschauen und dass wir als großes Unternehmen auch angesprochen werden, wenn Verfahren im Gange sind", erklärte der Manager. 2010 hat Asklepios bisher lediglich die Krankenhausgesellschaft Schwandorf mit 330 Betten erworben. "Wir haben uns in diesem Jahr viele Dinge angeschaut, aber aus Gründen der Passgenauigkeit dafür entschieden, uns mit einem Engagement zurück zu halten", sagte Kaltenbach.

   Im September hat das Unternehmen erstmals den Kapitalmarkt betreten und eine festverzinsliche Anleihe mit einem Volumen von 150 Mio EUR emittiert, ohne Bonitätseinstufung einer Rating-Agentur. "Wir verfügen nach der Platzierung über ein Volumen an Liquidität und Kreditlinien von mehr als 600 Mio EUR und sind daher gut aufgestellt", sagte Konzerngeschäftsführer Stephan Leonhard. Den Emissionserlös will der Klinikkonzern sowohl zur Refinanzierung als auch zur Finanzierung weiteren Wachstums verwenden. Derzeit habe Asklepios keine Pläne für weitere Anleihen, schließe dies bei entsprechendem Bedarf für die Zukunft aber nicht aus.

   Bei Zukäufen hat Asklepios auch große Objekte wie etwa eine Universitätsklinik im Blick. Analysten halten es für möglich, dass etwa die Unikliniken Kiel und Lübeck mit mehr als 2.000 Betten mittelfristig zum Verkauf stehen könnten. "Wenn eine Uniklinik an den Markt kommen sollte, würden wir uns diese auch sicher anschauen", sagte Kaltenbach. "Eine Uniklinik wie etwa Kiel und Lübeck wäre durchaus ein Volumen, das wir gut verkraften könnten", meinte er.

   Vor dem Hintergrund der wenigen Objekte am Markt und dem aggressiven Wachstumskurs von Konkurrenten wie der börsennotierten Rhön-Klinikum oder Helios, hat sich der Preiswettbewerb deutlich verschärft. Vor einigen Jahren habe bei defizitären Objekten mit hohem Investitionsbedarf noch der grobe Richtwert gegolten, etwa den halben Umsatz zu zahlen. "In der letzten Zeit fanden sich durchaus auch Objekte, die im Einzelfall zu einem Preis des einfachen Umsatzes und mehr privatisiert wurden", sagte Leonhard. "Das waren dann auch Objekte, die eher an Wettbewerber gingen und bei denen wir uns zurückgehalten haben", erklärte er. Asklepios sei als ein auf der Preisseite eher sensibles Unternehmen bekannt.

   2004 hatte Asklepios mit dem Erwerb der Landesbetriebskrankenhäuser in Hamburg ihren bislang größten Zukauf getätigt. "Bei der Übernahme des LBK haben wir seinerzeit einen Verlust von 135 Mio EUR vorgefunden, im vergangenen Geschäftsjahr wurden 26 Mio EUR Gewinn veröffentlicht und 2010 erwarten wir eine weitere deutliche Verbesserung", sagte Leonhard. "Das zeigt eindeutig unsere Kompetenz, auch große Objekte nach der Privatisierung zu sanieren", sagte Leonhard.

   Im Gegensatz zu den großen Wettbewerbern verfügt Asklepios auch über Kliniken im Ausland, unter anderem in den USA. An einen Ausbau dieser Aktivitäten denke Asklepios vor dem Hintergrund der gerade überstandenen weltweiten Wirtschaftskrise aber derzeit nicht, sagte Kaltenbach. "Die USA-Kliniken sind eine Schwestergesellschaft, die der Gründer und Alleingesellschafter der Asklepios Kliniken Bernard Broermann schon vor der deutschen Asklepios-Gruppe gegründet hat", sagte Kaltenbach.

   Potenzial zur Steigerung der Profitabilität sieht das Management derzeit vor allem in den bestehenden Kliniken. Rund die Hälfte des aktuellen Umsatzes werde von den Zukäufen der vergangenen fünf Jahre generiert, so Leonhard weiter. Allein mit den Landesbetriebskrankenhäusern in Hamburg erziele der Konzern 900 Mio EUR seiner Gesamterlöse von zuletzt 2,2 Mrd EUR. "Wenn sie im Durchschnitt mindestens fünf Jahre kalkulieren, bis ein Objekt seine Zielmarge erreicht hat, sehen sie, dass in unserem Portfolio noch deutliches Margenpotenzial schlummert", erklärte der Manager.

   Angestrebt werde bei Asklepios im Akutkliniksektor eine durchschnittliche EBITDA-Marge von über 12%, sagte er. Zum Halbjahr 2010 hatte der Konzern eine EBITDA-Marge von 9,3% ausgewiesen. Wann Asklepios insgesamt die Schwelle von 12% erreichen wolle, ließ Leonhard offen. "Das kommt darauf an, wie schnell jeweils die einzelne Sanierung gelingt und wie viel das Ergebnis durch neu hinzugekommene Kliniken wieder verwässert wird, da können wir keine Prognose abgeben", sagte er.

   Dass Asklepios eine private Eigentümerstruktur hat, ist nach Ansicht von Kaltenbach ein Vorteil. "Wir tätigen keine Ausschüttung, die Gewinne bleiben im Unternehmen", sagte er. Der Manager geht davon aus, dass der Alleineigentümer Bernard Broermann auch in den kommenden Jahren treu zum Unternehmen stehen wird. "Ein Verkauf oder Börsengang steht bei uns nicht zur Debatte", sagte er. Auch die Nachfolge sei bereits geregelt. "Für den Fall, dass Herr Broermann seine Aufgaben nicht mehr wahrnehmen könnte, greift eine Stiftungslösung."

Webseite: www.asklepios.com

-von Heide Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires +49 (0)69 29725 113, heide.oberhauser@dowjones.com DJG/hoa/sha (END) Dow Jones Newswires

   September 29, 2010 02:00 ET (06:00 GMT)

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