12.03.2009 14:15:00

INTERVIEW/Für Frankfurt-Hahn beginnen spannende Zeiten

Von Kirsten Bienk Dow Jones NEWSWIRES BERLIN (Dow Jones)--Der Rückzug der Fraport AG, Frankfurt, vom Billigflughafen Frankfurt-Hahn kennzeichnet für das Management vor Ort den Beginn einer neuen Ära. "Es brechen spannende Zeiten an", sagte Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, am Donnerstag während der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Mit dem Wechsel der Eigentümer würde sich auch die Geschäftsstrategie ändern. Und dies berge interessante Möglichkeiten für die weitere Entwicklung des Flughafens, begründete Schumacher seinen Optimismus.

   Fraport hatte seine 65-prozentige Beteiligung an dem Flughafen im Hundsrück zum 1. Januar 2009 an das Land Rheinland-Pfalz veräußert. Vorausgegangen waren Unstimmigkeiten über die Geschäftsstrategie. Während Fraport mit dem sogenannten Hahn-Taler von den Passagieren Gebühren verlangen und so den Billigflughafen endlich in die Gewinnzone bringen wollte, sprach sich das Bundesland dagegen aus. Die Politiker begründeten dies mit der Ankündigung der Hahn-Großkundin Ryanair, sich bei Einführung einer Passagiergebühr von diesem Standort zurückzuziehen.

   Nun ist Rheinland-Pfalz Mehrheitsgesellschafterin des Flughafens mit 82,5% der Anteile. Die restlichen 17,5% bleiben weiterhin beim Bundesland Hessen. Rheinland-Pfalz ist nach Angaben Schumachers sehr an der landseitigen Entwicklung des Flughafens und dem Erhalt der Arbeitsplätze interessiert. Es habe im Vergleich zum Fraport-Management ein wesentlich größeres Augenmerk auf der Entwicklung der gesamten Region. Fraport habe indes vor allem die wirtschaftliche Entwicklung der Tochter interessiert.

   Damit sich die Hahn-Geschäftsführung künftig auf ihr Kerngeschäft konzentrieren kann, gründet Rheinland-Pfalz Schumacher zufolge gerade eine Gesellschaft, die sich um die Entwicklung der 600ha großen Fläche kümmern soll. Für Schumacher bedeutet die Auslagerung eine Befreiung von vielen Tätigkeiten. So müsse er sich künftig weder um die infrastrukturelle Anbindung der Polizeischule oder den Golfplatz kümmern. All diese Aufgaben habe das Unternehmen bei seiner Gründung übertragen bekommen.

   Diese Mitgift ist Schumacher zufolge der Grund, warum der Flughafen unter dem Strich immer noch keine Gewinne erwirtschaftet. "Operativ sind wir schon seit 2006 in den schwarzen Zahlen", sagte er. Aber die hohen Investitionen in die Infrastruktur würden das Ergebnis belasten. Mit der Gründung der neuen Entwicklungsgesellschaft und der Auslagerung bestimmter Betriebsteile seien dann aber "schwarze Zahlen unter dem Strich" möglich, sagte der Geschäftsführer.

   Positiv stimmen den Manager auch personelle Begebenheiten. Das gesamte Management des Billigflughafens bleibe nach dem Rückzug von Fraport an Bord, sagte er. Dies zeige die Verbundenheit der Beschäftigten.

   Veränderungen gibt es auch für Fraport. Bislang vom Hahn an Fraport-Töchter übertragene Aufgaben müssen nun offiziell ausgeschrieben werden. Damit müsse sich Fraport als Dienstleister beim Hahn bewerben und sich der Konkurrenz stellen, sagte Schumacher. Dies gelte beispielsweise für Arbeiten, die die Fraport-Töchter FraSec oder AirIT Services anbieten würden. Rund 15 Dienstleistungsverträge existieren zwischen Hahn und ihrer ehemaligen Hauptgesellschafterin. Die ersten davon laufen 2010 aus. Fraport will sich Schumacher zufolge an den Neuausschreibungen beteiligen. Auch Fraport-Vorstandsvorsitzender Wilhelm Bender hatte jüngst gesagt, dass der Flughafenbetreiber dem Hahn verbunden bleiben wolle.

   Chancen für den Billigflughafen sieht Schumacher auch durch die vakante Nachtflugregelung für den Flughafen Frankfurt/Main. Es könnte durchaus sein, dass bei einem ausgedehnten Nachtflugverbot Airlines künftig nachts auf dem Hahn landen würden. Dies sei zwar für Frankfurt ein Nachteil, für Hahn und die gesamte Region als Wirtschaftsstandort jedoch ein Gewinn. Gäbe es diese Ausweichmöglichkeit nicht, würden die Airlines nach Amsterdam, Leipzig oder Brüssel abwandern. Um hier ein Wörtchen mitreden zu können, will das Bundesland Hessen Hahn-Gesellschafterin bleiben, sagte Schumacher.

Webseiten: http://www.fraport.de http://www.hahn-airport.de

- Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com

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   March 12, 2009 08:43 ET (12:43 GMT)

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