08.11.2012 17:19:32
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INTERVIEW/SGL Carbon stemmt sich gegen die Krise
Von Heide Oberhauser-Aslan
Der Graphitspezialist SGL Carbon rüstet sich derzeit für weitere konjunkturelle Eintrübungen im kommenden Jahr. Mit diversen Maßnahmen wie einem drastischen Lagerabbau will der MDAX-Konzern im vierten Quartal gegen die Krise steuern. Hoffnung auf eine Verbesserung des Marktumfeldes 2013 hat Vorstandschef Robert Koehler nicht. "Ich gehe davon aus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Tätigkeit im nächsten Jahr abschwächen wird" , sagte der Manager im Gespräch mit dem Wall Street Journal Deutschland.
Er verwies dabei auf die sich abzeichnende Schwäche in fast allen Branchen. In der Stahl- und Metallindustrie sei das Geschäftsumfeld schwierig und auch die Auto- und Chemieindustrie verliere an Dynamik. Besonders problematisch sehe es bei den neuen Technologien wie etwa Wind-, Solar- oder Speichertechnologien aus.
Seiner Einschätzung nach wird 2013 daher ein schwieriges Jahr für die produzierende Industrie weltweit werden, wenn auch mit regional unterschiedlicher Ausprägung. Erschwerend komme hinzu, dass in vielen Industriezweigen mittlerweile neue Kapazitäten aufgebaut wurden, die zusätzlich auf den Markt drückten, meinte er.
Angesichts des düsteren Umfeldes will Koehler den Konzern wetterfester aufstellen. Sein Augenmerk ist dabei vor allem auf die Verbesserung des freien Mittelzuflusses (Free-Cash-Flow) gerichtet, der in den ersten neun Monaten mit 160 Millionen Euro im Minus lag.
Ein positiver Freier Cashflow ist wichtig, weil er einem Unternehmen erlaubt, Gelegenheiten zu verfolgen, die den Unternehmenswert erhöhen. Ohne Bargeld ist es schwierig, neue Produkte zu entwickeln, Anschaffungen zu machen, Dividenden auszuschütten und Schulden zu reduzieren.
"Wir wollen unseren Free-Cash-Flow kräftig verbessern und planen allein im vierten Quartal, einen positiven Free-Cash-Flow von 45 Millionen Euro zu generieren", sagte Koehler. Ende diesen Jahres soll die Kennziffer dann bei minus 115 Millionen Euro landen. 2013 soll der Wert ins Plus drehen. Große Belastungen wie etwa das Investitionsprojekt im malaysischen Banting, wo der Konzern kürzlich ein neues Graphitelektroden und Kathodenwerk eröffnete hat, fielen dann weg, sagte Koehler.
Gelingen soll das Kunststück unter anderem mit dem Abbau der Vorräte. "Wir haben vor, im vierten Quartal unser Working Capital weiter abzubauen, wir fahren die Läger und Vorräte jetzt herunter, um die Kapitalbindung zu reduzieren", kündigte der Manager an. Koehler nimmt dabei lieber ein im Vorjahresvergleich schwächeres operatives Ergebnis in Kauf. "Cash ist King" sagte er. Im Gesamtjahr soll das operative Ergebnis ohne die Berücksichtigung von Wertberichtigungen wie im Vorjahr bei 160 Millionen Euro landen. Auch beim Nettoergebnis peilt er schwarze Zahlen an. "Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, müsste das logischerweise so sein", sagte er.
Auch die geplanten Investitionen will sich Koehler "sehr sorgfältig" anschauen. Sollte der angepeilte Verschuldungsgrad gefährdet sein, könne es auch zu einer Verschiebung von Projekten kommen", kündigte er an. Weitere Maßnahmen könnten die Drosselung der Produktion oder auch "beschäftigungsrelevante Maßnahmen" sein, wie er sagte. Derzeit gebe es aber noch keine Kurzarbeit in deutschen Werken, erklärte er.
Das neu errichtete Werk für Graphitelektroden in Malaysia möchte Koehler "voll auslasten". Eher kritisch fällt der Blick auf Europa aus. "Wenn sich Europa nicht erholt, muss man sich langfristig die Frage stellen, ob wir bei Grapitelektroden nicht zu viele Kapazitäten haben", sagte er.
Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@dowjones.com
DJG/hoa/sha/raz
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