02.09.2013 17:09:30

Lufthansa will Altersversorgung kappen

   Von Kirsten Bienk

   Die Deutsche Lufthansa nimmt bei ihrer Suche nach Einsparmöglichkeiten nun die Altersversorgung ins Visier. Sie fürchtet weiter steigende Ausgaben für Betriebsrenten und will in den nächsten Tagen geltende Tarifverträge für Übergangs- und Altersversorgung zum Jahresende kündigen. Diese müssen dann neu mit der Arbeitnehmerseite verhandelt werden. Bis zum Abschluss neuer Verträge ändert sich zwar für die Beschäftigten erst einmal nichts. Ab Jahresbeginn 2014 neu eingestellte Mitarbeiter gehen aber zunächst leer aus.

   Während Deutschlands größte Airline keine Angaben zu den konkreten finanziellen Auswirkungen für einzelne Mitarbeiter machte, schlagen die Gewerkschaften bereits Alarm. Sie rechnen mit empfindlichen Einbußen für die Beschäftigten.

   "Die Mitarbeiter müssen mit hohen Abschlägen rechnen", prognostiziert Nicoley Baublies, Vorstandsvorsitzender der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO). Lufthansa kündige die Verträge schließlich nur, um Geld zu sparen. Die Gewerkschaft der Stewards und Stewardessen will diese Entwicklung nicht hinnehmen. Sie will möglicherweise mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gemeinsam handeln. "Wir haben ein hohes Maß an Kampfeslust, wenn man uns ohne nachvollziehbares Konzept ans Leder will", sagte Baublies dem Wall Street Journal Deutschland. Nachvollziehen könne er diese Kürzungen nicht.

   Ver.di und Vereinigung Cockpit kritisieren den Schritt der Lufthansa ebenfalls. "Die Kündigung der Tarifverträge verunsichert die Piloten", befürchtet ein Sprecher der Pilotengewerkschaft. Die Beschäftigten hätten Angst, früher in Rente zu gehen, weil das Risiko steige, künftig noch weniger Geld zu bekommen.

   Für die Vereinte Dienstleitungsgewerkschaft ver.di sendet die Airline gerade ein falsches Signal an alle Beschäftigten. "Die Altersversorgung ist ein sehr sensibles Thema", sagte eine Sprecherin. Die Arbeitnehmer hätten gerne mit Lufthansa gesprochen, bevor diese die Tarifverträge kündige.

   Lufthansa sieht indes keine Alternative zum Handeln. Die Rahmenbedingungen hätten sich so verschlechtert, dass vor allem die Ausgaben für die Altersversorgung in den letzten Jahren gestiegen seien. Die Airline begründet dies vor allem mit dem niedrigen Zinsniveau. Außerdem würden die Menschen immer älter und länger Rente beziehen.

   "Die Renten verzinsen sich weniger als gedacht und die Belastungen für Lufthansa steigen", sagte Passagevorstand Peter Gerber. Bei der Ausarbeitung der aktuellen Tarifverträge habe das Zinsniveau zwischen 6 und 7 Prozent gelegen. Gegenwärtig gebe es weniger als 2 Prozent. Da Lufthansa nicht damit rechnet, dass die Zinsen kurzfristig wieder steigen, will die Airline ihre Tarifverträge zur Rentenzahlung an dieses Niveau anpassen. Mitarbeiter müssten zukünftig das Risiko schwankender Zinsen mittragen.

   Abgesehen davon will Lufthansa auch beim Übergangsgeld Einschnitte vornehmen. Dieses Geld erhalten Kabinenbeschäftigte, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fliegen können, das Rentenalter aber noch nicht erreicht haben.

   Lufthansa befindet sich seit geraumer Zeit in der Klemme. Sie leidet wie viele andere Mitbewerber unter der starken Konkurrenz von Fluggesellschaften aus den Golfstaaten und von Billigfliegern. Um den Anschluss nicht zu verpassen, hat der Vorstand ein hartes Sparkonzept erarbeitet. Damit soll der operative Gewinn bis zum Jahr 2015 um 1,5 Milliarden Euro steigen.

   Kontakt zur Autorin: Kirsten.bienk@dowjones.com

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   September 02, 2013 10:38 ET (14:38 GMT)

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