28.09.2015 16:27:49
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MÄRKTE EUROPA/Glencore-Absturz und Autowerte belasten die Börsen
Von Michael Denzin
FRANKFURT (Dow Jones)-- Mit deutlichen Kursverlusten zeigen sich Europas Börsen am Montagnachmittag, belastet von Kurseinbrüchen bei Aktien aus dem Autosektor und der Rohstoffbranche. Vor allem letztere leiden unter der Verunsicherung der Anleger über die globale Konjunktur, seitdem die US-Notenbank auf eine Zinserhöhung verzichtet hat. Der Autosektor leidet weiter schwer unter dem VW-Skandal um manipulierte Dieselabgastests.
Immer deutlicher wird, dass die Anleihekäufe der Notenbanken weder zu höherer Nachfrage noch zu steigender Inflation führen. Stattdessen kommen Währungen unter Druck und die Gefahr von Blasen am Kapitalmarkt steigt. Die quantitativen Lockerungen der Notenbanken haben ihren Nimbus als Allheilmittel verloren.
Der Dax erholt sich leicht vom Tagestief knapp über 9.500 Punkten, notiert aber immer noch 1,4 Prozent tiefer bei 9.551 Zählern. Der deutsche Aktienmarkt ist wegen der hohen Abhängigkeit besonders von der Schwäche des Autosektors und der Zulieferbranche betroffen. Im DAX werden dem Sektor rund 17 Prozent zugerechnet, im Euro-Stoxx-50 liegt sein Gewicht nur bei 6 Prozent. Der Euro-Stoxx-50 verliert dennoch 1,6 Prozent auf 3.062 Zähler. Hier macht sich der Einbruch des Rohstoffsektior stärker bemerkbar, weil er auch branchennahe Aktien wie beispielsweise ArcelorMittal belastet.
Europas Automobilsektor verliert 3,4 Prozent. Der Skandal um manipulierte Abgaswerte bei VW habe klare Folgen für die Finanzkraft durch Strafzahlungen, Nachbesserung von Millionen von Fahrzeugen und Imageverlust, sagt Chris Iggo von AXA Investment Managers. "Die Investoren übertragen dies auch auf andere Unternehmen, die Dieselfahrzeuge verkaufen - und auch auf die Zulieferer, die sie dabei unterstützen." BWM und Daimler fallen daher ebenfalls um bis zu 3,2 Prozent zurück, für Renault und Peugeot geht es bis zu 4,7 Prozent nach unten. Autozulieferer wie Continental und ElringKlinger fallen um 2 bzw. 4 Prozent.
VW bauen ihre Verluste auf fast 8 Prozent aus. "Das Sentiment für die Aktie ist einfach kaputt und Matthias Müller als CEO wird von Investoren auch eher negativ aufgenommen", sagt ein Händler mit Blick auf eine Umfrage unter Portfolioverwaltern. Positiv sei nur, dass Suzuki seine 1,5-Prozent-VW-Beteiligung direkt an Porsche verkauft habe. Damit sei die Gefahr gebannt, dass von dieser Seite ein erhöhter Aktienüberhang belaste.
Hauptverlierer in Europan sind aber die Rohstoffwerte mit einem Indexminus von 5,5 Prozent. Ein regelrechter Crash der Glencore-Aktie um 26 Prozent auf Allzeittief reißt den Sektor nach unten. Der Kurs liegt damit über 40 Prozent unter dem Stückpreis von 125 Pence, den Investoren erst vor weniger als zwei Wochen in einer Kapitalerhöhung für neue Aktien auf den Tisch legten. Goldman Sachs wies am Freitag darauf hin, dass ein Fall der Rohstoffpreise von nur noch 5 Prozent ausreicht, um Glencore-Bonds das wichtige Investment-Grade-Rating zu entziehen.
Viele Investoren zweifeln zunehmend daran, dass dem Unternehmen der Schuldenabbau angesichts der Schwäche der Rohstoffpreise gelingen wird. Ohne einen radikalen Umbau drohe großen integrierten Bergwerkskonzernen wie Glencore und Anglo American bei fortdauernd niedrigen Preisen und hoher Verschuldung der Verlust des gesamten Aktienwerts, heißt es bei Investec.
BHP und Rio Tinto rutschen im Glencore-Sog um rund 4,5 Prozent ab, Anglo American um 7,4 Prozent. Darunter leiden auch die Stahlwerte wie ArcelorMittal mit 6,4 Prozent Minus und ThyssenKrupp im DAX mit 2,7 Prozent.
Bayer verlieren 1,5 Prozent. Berichte über ein geringes Interesse an der Zeichnung der Covestro-Aktie werden im Handel ohne Überraschung aufgenommen: "Das Marktsentiment ist nach einem DAX-Einbruch von 2.000 Punkten seit Mitte August...denkbar schlecht für Börsengänge", sagt ein Händler. Andere Branchenwerte halten sich besser. So legen in Kopenhagen Novo Nordisk um 3,2 Prozent zu, nachdem der Pharmakonzern grünes Licht von der US-Gesundheitsbehörde FDA für das Medikament Tresiba gegen Diabetes erhalten hat. Roche profitieren von einer Kauf-Empfehlung durch Kepler Cheuvreux und steigen um fast 3 Prozent.
Negativ für Vodafone wird an der Börse gewertet, dass der britische Mobilfunkriese die Verhandlungen mit dem Kabelkonzern Liberty Global über einen Tausch von Geschäftsbereichen beendet hat. Für die Aktie geht es um 3,7 Prozent nach unten.
Am spanischen Aktienmarkt bewegen sich die Kurse weitgehend im Einklang mit den nachbarbörsen in Europa, nachdem die Regionalwahlen in Katalonien wie erwartet ausgefallen sind. Nach dem Sieg der Unabhängigkeitsbefürworter zeichnen sich noch heftigere Grabenkämpfe mit den Gegnern einer Unabhängigkeit ab. "Dem Euroraum drohen mit dem Wahlergebnis zusätzliche Probleme", heißt es von Dirk Gojny, Marktstratege bei der National-Bank. Dort dürften die Abspaltungsbewegungen nun größer werden. Der Devisenmarkt reagiert aber gelassen auf den Wahlausgang, der Euro notiert nur etwas leichter bei 1,1156 Dollar.
DEVISEN zuletzt +/- % Mo. 8.38 Uhr Fr, 17.41 Uhr EUR/USD 1,1164 -0,11% 1,1177 1,1199 EUR/JPY 133,99 -0,35% 134,46 135,22 EUR/CHF 1,0928 -0,26% 1,0956 1,0923 USD/JPY 120,01 -0,25% 120,31 120,72 GBP/USD 1,5175 -0,03% 1,5180 1,5159 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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September 28, 2015 09:56 ET (13:56 GMT)
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Novo Nordisk (spons. ADRs) | 86,00 | 1,90% |
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Renault S.A. | 49,26 | 0,67% |
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Rio Tinto plc | 60,24 | -0,35% |
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