29.06.2015 18:51:49
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MÄRKTE EUROPA/Grexit-Angst löst Kursrutsch aus
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die überraschende Ankündigung eines Referendums in Griechenland über den Forderungskatalog der Gläubiger hat Europas Börsen am Montag tief ins Minus gedrückt. Der griechische Ministerpräsident Tsipras hat den Bürgern zugleich eine Wahlempfehlung mit auf den Weg gegeben: Diese sollten den Katalog ablehnen. Das Referendum soll am kommenden Sonntag abgehalten werden. Für Frankreichs Präsidenten Hollande ist dieser Volksentscheid die Wahl Griechenlands zwischen Euro-Verbleib oder Austritt.
Der Dax verlor 3,6 Prozent auf 11.083 Punkte, im Tagestief notierte der Index bei 10.964. Für den Euro-Stoxx-50 ging es 4,2 Prozent auf 3.469 nach unten. Hier lag das Tief bei 3.449. Die Börse in Athen sowie die griechischen Banken bleiben bis auf weiteres geschlossen. Die Behörden befürchten einen Ansturm der Bevölkerung auf die dortigen Kreditinstitute, um Gelder von ihren Konten abzuheben. Die EZB hatte am Wochenende angekündigt, die ELA-Nothilfen für griechische Banken nicht weiter zu erhöhen.
Das Thema Griechenland wurde indessen nicht nur negativ gesehen: "Viel wichtiger ist, dass die Eurozone klare Spielregeln für ihre Mitglieder definiert und sich daran hält", sagte ein Händler. Könne dies nur über einen Ausstieg der Griechen kommuniziert werden, sei dies eben der Preis dafür. Auch politisch sei das Signal stark: "Ein Grexit wäre gut für die längerfristige Stabilität der Eurozone", sagte Heino Ruland von Ruland Research.
"Die systemische Euro-Krise ist vorbei", sagte Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding: 2015 sei nicht 2011 oder 2012. Die Reaktion an den Anleihemärkten scheint Schmieding recht zu geben. Zwar stiegen die Renditen an den Anleihemärkten der Peripherie - von Panik konnte aber keine Rede sein. Die Rendite 10-jähriger spanischer Staatsanleihen erhöhte sich um 24 Basispunkte (Bp) auf 2,34 Prozent, für die entsprechenden italienischen Renditen ging es 24 Bp auf 2,38 Prozent nach oben. Die Rendite der in Krisenzeiten gesuchten Bundesanleihen gab 13 Bp auf 0,79 Prozent nach.
Auch der Euro erholt sich klar von den Tiefs. Im asiatischen Handel rutschte die Einheitswährung kurzzeitig unter die Marke von 1,10 Dollar. Zum Börsenschluss ging der Euro bei rund 1,1180 Dollar um. "Für den Devisenmarkt waren die Ereignisse vom Wochenende auf jeden Fall der entscheidende Trigger, um nun das Grexit-Szenario einzupreisen. Wenn es dazu kommt, dürfte der Devisenmarkt kaum heftiger reagieren als jetzt", sagte die Commerzbank. Bisher bestätige die Marktreaktion die Vermutung der Analysten einer sichtbaren aber nicht massiven Euro-Schwäche.
Selbst ein Krisenbarometer wie Gold zeigte sich nur wenig tangiert und notierte kaum verändert. Auch die Warnung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) vor einer neuen Kreditblase, die die Märkte bedrohe, stützte das Edelmetall nicht. In China hatte derweil die Zentralbank am Wochenende überraschend die Zinsen gesenkt. Beobachter werteten dies als weiteres Zeichen einer Wachstumsabschwächung der chinesischen Wirtschaft.
Die Deutsche Bank warnte allerdings davor, dass selbst bei einem "Ja" der Griechen zu den Gläubiger-Plänen die Kuh noch nicht vom Eis sei. Das Problem sei die fehlende Glaubwürdigkeit der aktuellen Regierung in Athen, beschlossene Reformen auch in die Tat umzusetzen. Ein Wechsel der Regierung und eine Regierung der Nationalen Einheit seien daher möglicherweise vonnöten. Um dies zu bewerkstelligen, müsse möglicherweise der Druck seitens der Finanzmärkte zunächst weiter steigen.
Bank-Aktien standen unter dem größten Druck: Im DAX fielen Deutsche Bank um 5,8 Prozent und Commerzbank um 4,8 Prozent. In Italien gaben Intesa Sanpaolo und UniCredit um 6,1 Prozent bzw 7,1 Prozent nach. In Portugal ging es für BCP um 11,1 Prozent nach unten. In Frankreich fielen Credit Agricole um 5 Prozent. Der Bankensektor bildete mit einem Abschlag von 5,8 Prozent das Schlusslicht in Europa.
Bei den Versicherern ging es für die Allianz-Aktie 3,7 Prozent nach unten, Munich Re büßten 2,6 Prozent ein. Die Commerzbank gab allerdings Entwarnung: Das gesamte Exposure der börsennotierten deutschen Versicherer bei griechischen Staatsanleihen belaufe sich gerade einmal auf 11 Millionen Euro - eine vernachlässigbare Summe. Europaweit verlor der Sektor 3,7 Prozent.
Stockpicking machte sich bei vielen zu Unrecht abverkauften Titeln bemerkbar: So wunderten und freuten sich Händler über ein Kursminus bei K+S von über 6 Prozent zur Eröffnung, obwohl das Übernahmeangebot von Potash zu 40 Euro im Raum hängt. K+S gingen letztlich mit einem Minus von 3,4 Prozent auf 36,36 Euro aus dem Handel.
Der nächste Börsen-Aspirant - der Schmuckhändler Elumeo - will trotz allem diese Woche, also noch vor dem Griechenland-Referendum am Sonntag, den Gang auf das Börsenparkett wagen. Ado Properties zog hingegen die Reißleine. Der für diese Woche geplante Börsengang werde auf unbestimmte Zeit verschoben.
Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.468,90 -152,47 -4,2% +10,2% Stoxx-50 3.333,44 -90,24 -2,6% +11,0% Stoxx-600 386,17 -10,68 -2,7% +12,7% XETRA-DAX 11.083,20 -409,23 -3,6% +13,0% FTSE-100 London 6.620,48 -133,22 -2,0% +0,8% CAC-40 Paris 4.869,82 -189,35 -3,7% +14,0% AEX Amsterdam 477,15 -17,32 -3,5% +12,4% ATHEX-20 Athen Geschlossen -8,9% BEL-20 Bruessel 3.621,09 -98,35 -2,6% +10,2% BUX Budapest 21.623,72 -183,78 -0,8% +30,0% OMXH-25 Helsinki 3.301,46 -88,68 -2,6% +10,5% ISE NAT. 30 Istanbul 99.895,13 -2233,50 -2,2% -5,9% OMXC-20 Kopenhagen 948,59 -16,57 -1,7% +27,4% PSI 20 Lissabon 5.834,91 -304,41 -5,2% +15,2% IBEX-35 Madrid 10.853,90 -518,40 -4,6% +5,6% FTSE-MIB Mailand 22.569,95 -1230,52 -5,2% +18,7% RTS Moskau 928,03 -14,98 -1,6% +17,4% OBX Oslo 571,79 -10,67 -1,8% +9,2% PX Prag 972,50 -22,88 -2,3% +2,7% OMXS-30 Stockholm 1.559,80 -48,45 -3,0% +6,5% WIG-20 Warschau 2.291,23 -42,59 -1,8% -1,1% ATX Wien 2.427,20 -82,36 -3,3% +12,4% SMI Zuerich 8.868,39 -139,11 -1,5% -1,3%DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.52 Uhr Fr, 17.31 Uhr EUR/USD 1,1188 0,96% 1,1081 1,1157 EUR/JPY 137,00 0,58% 136,21 138,24 EUR/CHF 1,0381 0,12% 1,0368 1,0424 USD/JPY 122,47 -0,34% 122,89 123,91 GBP/USD 1,5783 0,47% 1,5708 1,5744 Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com
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