04.05.2023 12:48:50

MÄRKTE EUROPA/Leichter - Nach der Fed ist vor der EZB

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte zeigen sich am Donnerstagmittag leichter und zugleich im Wartemodus auf die Zinsentscheidung der EZB. Dazu gibt es konjunkturseitig neue Dämpfer. In China ist ein weiterer Einkaufsmanagerindex enttäuschend ausgefallen und in Deutschland sind die Exporte im März überraschend deutlich geschrumpft.

Die US-Notenbank hatte am Vorabend, wie mehrheitlich erwartet, die Leitzinsen um 25 Basispunkte nach oben genommen und dürfte ihren zugleich gesendeten Signalen zufolge zunächst eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen. Sie will nun datenabhängiger agieren und zunächst schauen, wie sich die erfolgten Zinserhöhungen auswirkten. Die Experten der Commerzbank betonen, dass Powell nun auf einem "hinreichend restriktivem Niveau" verharren wolle. Der Inflationsausblick "unterstützt Zinssenkungen nicht", zitieren sie den Fed-Chairman.

Neben den Zinsbeschlüssen und -ausblicken der Notenbanken gilt es für die Börsianer, eine kaum zu bewältigende Flut an Unternehmenszahlen zu verarbeiten. Der DAX gibt 0,6 Prozent ab auf 15.716 Zähler, der Euro-Stoxx-50 fällt um 0,7 Prozent auf 4.282 Punkte.

Mehrheitlich wird davon ausgegangen, dass sich die Tauben bei der EZB durchsetzen und es eine Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte geben wird. Im Gegensatz zur Fed dürfte damit das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht sein. Die Inflation in der Eurozone sei noch immer viel zu hoch, auch ein großer Zinsschritt um 50 Basispunkte könne nicht gänzlich ausgeschlossen werden, so die Experten der Helaba.

Die Mehrheit im EZB-Rat dürfte aber zur Vorsicht neigen und sich eher für 25 Basispunkte entscheiden. Dazu hätten zuletzt die Geldmengenzahlen sowie die Bankenumfrage der EZB beigetragen, die einen deutlichen Nachfragerückgang nach Firmenkrediten und eine Verschärfung der Kreditvergabestandards zeige. Das Ende des Straffungskurses könne aufgrund der hohen Inflation und der Unsicherheit über das Tempo des Inflationsrückgangs noch nicht ausgerufen werden, der Spielraum werde aber kleiner.

Zahlenflut mit durchwachsenen Ergebnissen

Quartalszahlen hat unter den DAX-Unternehmen unter anderem BMW vorgelegt. Der Kurs steigt darauf um 1,0 Prozent. Dem Automobilhersteller ist eine positive Überraschung bei der Marge gelungen. "Mit einer Marge von über 12 Prozent hatte man im Autobereich nicht gerechnet", so ein Händler. Weniger zufrieden ist man mit VW (+0,4%). VW habe im ersten Quartal überraschend gut abgeschnitten, kommentiert RBC die Zahlen. Die Marge sei "ex Derivate" im Auftaktquartal höher ausgefallen als der für das Jahr avisierte Wert - ein Muster, das auch bei anderen Autoherstellern (Ford, General Motors, BMW) zu beobachten gewesen sei. Das lasse auf eine schwächere Entwicklung im restlichen Jahr schließen.

Mercedes-Benz fallen nur optisch stark um 7,0 Prozent, die Aktie wird ex Dividende gehandelt. Auch Hannover Rück (-2,3%) werden "ex" gehandelt, ebenso Hapag-Lloyd (-27,6%). Die Reederei zahlt nach einer Rekord-Bilanz eine Rekord-Dividende von 63 Euro je Aktie.

Bei Infineon drücken Gewinnmitnahmen um 2,1 Prozent. Die Zahlen seien "in der Breite besser als erwartet", sagt ein Händler. Zudem habe Infineon den Ausblick angehoben. An anderer Stelle wird aber auch auf eine Umsatzwarnung des Wettbewerbers Qualcomm vom späten Vorabend als Belastungsfaktor verwiesen.

Zalando mit roter Laterne im DAX

Zalando verlieren 4,7 Prozent, obwohl die Abweichungen von den Prognosen nur als marginal beschrieben werden. Das Unternehmen hat zudem den Ausblick bestätigt. Die Analysten der Citi verweisen trotz der anhaltenden Kostenkontrolle und der robusten Bruttomarge auf die höheren Lagerbestände hin, die für Skepsis sorgten.

Vonovia verlieren 3,2 Prozent. Hier sind die Quartalszahlen zwar schwach ausgefallen, der Immobilienkonzern hat aber zumindest seinen Jahresausblick bestätigt. Gelobt werden indes die Zahlen von Qiagen (+2,9%). Mehrere US-Konkurrenten hätten mit ihren vorsichtigeren Ergebnissen und Ausblicken eher verunsichert, Qiagen jedoch nicht, heben die Analysten von Jefferies hervor.

Rheinmetall verlieren 2,2 Prozent. Während der Umsatz im ersten Quartal die Prognosen leicht übertroffen hat, enttäuschte der operative Gewinn. Auch bei Italiens Rüstungshersteller Leonardo (-4,8%) ist der Quartalsbericht enttäuschend ausgefallen.

Arcelormittal fallen als konjunkturempfindliche Aktie nach erneut schwachen Konjunkturdaten aus China um 1,2 Prozent. Die berichteten Quartalsdaten kommen jedoch gut an. Beim Bierbrauer AB Inbev geht es um 0,2 Prozent höher: Hier haben besonders in China die Umsätze stärker als erwartet angezogen.

Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.275,61 -0,8% -34,57 +12,7%

Stoxx-50 3.983,94 -0,8% -32,13 +9,1%

DAX 15.696,97 -0,7% -118,09 +12,7%

MDAX 27.237,32 -0,7% -197,46 +8,4%

TecDAX 3.246,27 -0,6% -18,88 +11,1%

SDAX 13.613,37 -0,4% -55,87 +14,2%

FTSE 7.722,85 -0,8% -65,52 +4,5%

CAC 7.339,06 -0,9% -64,77 +13,4%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,26 +0,02 -0,31

US-Zehnjahresrendite 3,37 +0,03 -0,51

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:48 Mi, 17:28 % YTD

EUR/USD 1,1057 -0,1% 1,1076 1,1058 +3,3%

EUR/JPY 148,85 -0,0% 148,75 149,40 +6,1%

EUR/CHF 0,9801 +0,2% 0,9781 0,9803 -1,0%

EUR/GBP 0,8799 -0,1% 0,8809 0,8812 -0,6%

USD/JPY 134,61 -0,0% 134,29 135,10 +2,7%

GBP/USD 1,2567 +0,0% 1,2574 1,2548 +3,9%

USD/CNH (Offshore) 6,9222 +0,0% 6,9097 6,9129 -0,1%

Bitcoin

BTC/USD 29.303,19 +1,2% 29.171,78 28.250,37 +76,5%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 68,82 68,60 +0,3% +0,22 -14,2%

Brent/ICE 72,85 72,33 +0,7% +0,52 -13,6%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 36,41 36,78 -1,0% -0,37 -52,5%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 2.039,51 2.038,92 +0,0% +0,59 +11,8%

Silber (Spot) 25,64 25,63 +0,0% +0,01 +7,0%

Platin (Spot) 1.054,98 1.054,50 +0,0% +0,48 -1,2%

Kupfer-Future 3,87 3,84 +0,7% +0,03 +1,3%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/gos

(END) Dow Jones Newswires

May 04, 2023 06:48 ET (10:48 GMT)

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