06.08.2015 18:36:48

MÄRKTE EUROPA/Nichts geht mehr vor den "Payrolls"

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Trotz überwiegend guter, teilweise exzellenter Quartalszahlen und höherer Prognosen von Unternehmen haben die europäischen Börsen am Donnerstag nachgegeben. Grund hierfür ist der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, im Händler-Jargon "Payrolls" genannt, der am Freitag veröffentlicht wird. Er dürfte Aufschluss über die Beschäftigung sowie die Löhne und Gehälter im Juli geben - für die US-Notenbank derzeit die entscheidenden Faktoren für ihre Geldpolitik.

   Die Frage, wann die Federal Reserve die Zinsen erstmals seit neun Jahren erhöht, dominiert seit Wochen das Geschehen an den Finanzmärkten. Vor den Payrolls aus den USA hielten sich Investoren zurück. Zumal der Dax zuletzt sieben Handelstage in Folge gestiegen ist. An der Wall Street hatten im frühen Handel die Bären die Oberhand. Der DAX schloss sich diesen schwachen Vorgaben an und ging mit einem Minus von 0,4 Prozent auf 11.585 Punkte aus dem Xetra-Handel.

   Der Euro-Stoxx-50 gab um 0,2 Prozent auf 3.668 Punkte nach. Auch die meisten europäischen Börsenplätze meldeten Kursverluste. In Athen erholte sich der Leitindex dagegen um 4,8 Prozent. Er war allerdings seit Wochenbeginn um mehr als 20 Prozent eingebrochen, belastet vor allem vom Crash der griechischen Bankenaktien.

   Im Devisenhandel sorgte die Bank of England für Furore und ein schwaches Pfund. Die neun Gouverneure der Notenbank haben mit acht zu einer Stimme für einen unveränderten Leitzins von 0,50 Prozent votiert. Nur Ian McCafferty sprach sich für eine Zinserhöhung aus. Daraufhin geriet das Pfund unter Druck, denn an den Märkten hatte man mit wenigstens zwei "Abweichlern" gerechnet.

   "Verschiedentlich hat es sogar die Erwartung dreier Gegenstimmen gegeben", sagte Ross Walker von der Royal Bank of Scotland. Das eindeutigere Votum spreche für eine spätere Zinserhöhung: "Die Bank of England signalisiert augenscheinlich, dass die erste Zinserhöhung bis zum ersten Quartal 2016 notwendig wird, aber wahrscheinlich nicht früher", sagte der Chefvolkswirt.

   Der Euro bewegt sich derweil zum Dollar kaum von der Stelle, er pendelte den Tag über in einer engen Spanne um die Marke von 1,09 Dollar. Am späten Nachmittag wurde er mit 1,0920 bezahlt. Auch hier dürfte der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag für Bewegung sorgen. Sollte der Dollar von den Daten profitieren und der Euro unter die wichtige Unterstützung bei 1,08 Dollar fallen, könnten sich die Kursverluste bis auf 1,05 Dollar ausweiten, sagte Ulrich Wortberg von der Helaba.

   Bundesanleihen legten nach den Verlusten der vergangenen beiden Tage wieder den Vorwärtsgang ein. Zehnjährige Papiere warfen am Abend eine Rendite von 0,71 Prozent ab.

   Schon vor Börsenbeginn war eine Flut von Quartalsergebnissen und Prognosen von Unternehmen über die Nachrichten-Ticker der Marktakteure gelaufen. Allein im DAX haben mit der Deutschen Telekom, der Post, adidas, Merck, LANXESS und der Munich Re sechs Schwergewichte Quartalsberichte veröffentlicht. Mit den nachgebenden Kursen an der Wall Street gaben jedoch viele Aktien ihre Kursgewinne im späten Handel wieder ab. So schlossen adidas 1,3 Prozent leichter und Merck 1,1 Prozent schwächer.

   Anders Munich Re: Der Versicherer hat die Ziele für dieses Jahr höher gesteckt, was die Aktie mit einem Plus von 1,5 Prozent zum Tagessieger im DAX machte. Der Kurs von Lanxess zeigte Ermüdungssymptome, trotz guter Ergebnisse des Kunststoffherstellers im zweiten Quartal. Nach einer Rally von mehr als 40 Prozent seit Jahresanfang stagnierte die Aktie.

   Verkauft wurden dagegen die Aktien der Deutschen Telekom und der Post. Bei der Telekom ist der Gewinn nach Steuern um 8 Prozent unter der Konsensprognose von Analysten geblieben. Die Deutsche Post hat wegen der wochenlangen Streiks von Briefträgern und Paketzustellern die Gewinnprognose gestutzt. Die T-Aktie verlor 1,7 Prozent und Deutsche Post fielen um 3,6 Prozent.

   In der zweiten Reihe gab es mehr Licht als Schatten. Nach ihren Quartalszahlen zogen Rheinmetall um 4,4 Prozent an, METRO um 3,7 Prozent, Dürr um 6,5 Prozent und Brenntag um 4,6 Prozent. Die Metro hat im zweiten Quartal knapp 7 Prozent mehr verdient als von Analysten erwartet. Rheinmetall hat nach dem zweiten Quartal die Umsatzprognose für 2015 erhöht.

   Der Automobilzulieferer Dürr hat von April bis Juni deutlich mehr umgesetzt als erwartet. Beim Chemikalienhändler Brenntag sind die Geschäfte in Nordamerika laut der DZ Bank so gut gelaufen wie noch nie in der Unternehmensgeschichte.

   Patrizia Immobilien stiegen nach guten Quartalszahlen um 2,9 Prozent auf ein neues Rekordhoch. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs der Immobiliengesellschaft mehr als verdoppelt.

   Die Geschäftsergebnisse von Fraport und Symrise kamen dagegen nicht gut an: Fraport verloren 3,2 Prozent und Symrise 4,2 Prozent. Beim Duft- und Aromastoffhersteller liegt der Gewinn nach Steuern um 7 Prozent unter der Analystenprognose.

   In Zürich büßten Zurich Financial 4,6 Prozent ein. Der Finanzkonzern liegt im zweiten Quartal mit einem Gewinn von 943 Millionen US-Dollar um 255 Millionen unter der Konsensschätzung von Analysten.

   In London legten Rio Tinto nach Quartalszahlen des Bergwerkskonzerns um 0,3 Prozent zu. Damit hielt sich die Aktie weit besser als die der Kontrahenten wie BHP Billiton, Glencore oder Anglo American, die zwischen 2 und 3 Prozent verloren. Bei Anglo American ging der Kursverlust allerdings allein auf das Konto des Dividendenabschlags von 32 Pence je Aktie.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.668,47 -8,28 -0,2% +16,6% Stoxx-50 3.471,95 -29,16 -0,8% +15,6% Stoxx-600 400,70 -3,23 -0,8% +17,0% XETRA-DAX 11.585,10 -51,20 -0,4% +18,1% FTSE-100 London 6.747,09 -5,32 -0,1% +2,8% CAC-40 Paris 5.192,11 -4,62 -0,1% +21,5% AEX Amsterdam 501,23 -2,25 -0,4% +18,1% ATHEX-20 Athen 197,96 +9,08 +4,8% -25,3% BEL-20 Bruessel 3.841,48 +10,23 +0,3% +16,9% BUX Budapest 22.420,84 -360,50 -1,6% +34,8% OMXH-25 Helsinki 3.436,77 -3,32 -0,1% +15,0% ISE NAT. 30 Istanbul 95.651,85 -192,22 -0,2% -9,9% OMXC-20 Kopenhagen 1.016,02 -23,67 -2,3% +36,5% PSI 20 Lissabon 5.757,20 -132,47 -2,3% +17,2% IBEX-35 Madrid 11.253,60 -25,90 -0,2% +9,5% FTSE-MIB Mailand 23.811,09 -100,72 -0,4% +25,2% RTS Moskau 820,43 -23,47 -2,8% +3,8% OBX Oslo 571,17 -8,05 -1,4% +9,1% PX Prag 1.034,70 -0,36 -0,0% +9,3% OMXS-30 Stockholm 1.621,56 -5,86 -0,4% +10,7% WIG-20 Warschau 2.196,22 -62,40 -2,8% -5,2% ATX Wien 2.481,73 -20,03 -0,8% +14,9% SMI Zuerich 9.457,99 -68,80 -0,7% +5,3%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.15 Uhr Mi, 17.17 Uhr EUR/USD 1,0920 -0,05% 1,0925 1,0873 EUR/JPY 136,07 -0,14% 136,27 135,85 EUR/CHF 1,0711 0,21% 1,0688 1,0669 USD/JPY 124,61 -0,11% 124,75 124,94 GBP/USD 1,5516 -0,68% 1,5622 1,5606 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

   DJG/bek/ros

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   August 06, 2015 12:06 ET (16:06 GMT)

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