19.10.2017 16:18:43
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MÄRKTE EUROPA/Störfeuer aus Spanien belastet - DAX unter 13.000
Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa geht es am Donnerstagnachmittag nach unten. Für Verunsicherung sorgt unter anderem der Ablauf des Ultimatums der spanischen Zentralregierung an die katalanische Regierung. Kataloniens Premier Carles Puigdemont hat anders als von Madrid gefordert erneut keine klare Stellung bezogen, ob die Region in der vergangenen Woche die Unabhängigkeit von Spanien erklärt habe oder nicht. Stattdessen wiederholte er seinen Ruf nach einem Dialog mit Madrid und stellte eine formale Unabhängigkeitserklärung in den Raum.
In der Folge setzten Verkäufe an den Aktienmärkten ein, während vermeintlich sichere Häfen wie deutsche Anleihen, Gold oder der Yen Zulauf erhielten. Spanische Staatsanleihen werden verkauft, die Zinsdifferenz zu den Bundesanleihen weitet sich weiter aus.
Der DAX verliert 0,6 Prozent auf 12.971 Punkte, im Tagestief notierte er schon bei 12.912. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 Prozent auf 3.598 nach unten. Die Börse in Madrid gehört mit einem Abschlag von 0,9 Prozent zu den größeren Verlierern, in Mailand geht es um 1,4 Prozent abwärts.
Volatil geht es beim Euro zu. Nach einem kleinen Schwächeanfall am Vormittag auf 1,1775 Dollar liegt er aktuell bei 1,1840 Dollar und damit dem Tageshoch.
Wie sich die Situation in Spanien in den kommenden Tagen entwickelt, ist ungewiss. Ein Regierungsbeamter in Madrid sagte, die Zentralregierung werde nun am Samstag über den Entzug einiger Autonomierechte der Region Katalonien beraten. Damit könnte sich die Lage weiter zuspitzen und an den Finanzmärkten für einen andauernde Verunsicherung sorgen.
Laut Jan von Gerich, Chefstratege bei Nordea, ist die Eskalation noch im Anfangsstadium. Spanische Wertpapiere dürften dies in den kommenden Wochen auch zu spüren bekommen und unter Druck bleiben. Bislang habe der Markt die sich aus dem Konflikt ergebenden Risiken noch nicht voll in den Fokus genommen. Darüber hinaus seien auch Ansteckungseffekte möglich, insbesondere wenn es zu Gewaltausbrüchen kommen sollte.
SAP muss an der Marge arbeiten
Die Berichtssaison der Unternehmen nimmt derweil Fahrt auf, mit SAP hat der erste DAX-Konzern seine Zahlen vorgelegt, und die können den Markt nicht überzeugen. Bei dem Softwarekonzern ist die operative Marge im dritten Quartal stärker als erwartet gesunken, was vor allem Währungsfaktoren zugeschrieben wird. Die Analysten der UBS verweisen darauf, dass die Zunahme der Neubuchungen im Cloud-Geschäft mit 19 Prozent im Jahresvergleich nach 33 Prozent im zweiten Quartal enttäuschend ausgefallen sei. Auf der Telefonkonferenz am frühen Nachmittag streute SAP-CEO Bill McDermott Zuversicht. Das vierte Quartal sei gut gestartet, auch die Margen sollten wieder steigen. Damit holte die Aktie einen Teil der Verluste wieder auf und notiert 0,5 Prozent leichter bei 94,52 Euro.
Kion werden mit einem Abschlag von knapp 13 Prozent abgestraft. Das Unternehmen hat wegen einer überraschend schwachen Entwicklung von Auftragseingang und Umsatzerlösen im Segment Lieferketten-Lösungen die Prognosen für das Gesamtjahr gesenkt. Die Analysten der UBS begründen die harsche, im Vergleich zur Prognosesenkung überproportional negative Kursreaktion auch damit, dass Kion seit dem Börsengang 2013 überhaupt zum ersten Mal eine Gewinnwarnung ausgegeben habe.
Unilever kann hohe Erwartungen nicht erfüllen
Der Nahrungsmittelkonzern Nestle hat in den ersten neun Monaten etwas weniger umgesetzt als vor einem Jahr. Vontobel sieht es bei Nestle angesichts der schwachen organischen Umsatzentwicklung als schwierig an, eine Wachstumssteigerung zu erreichen. Grund sei der mit 30 Prozent hohe Umsatzanteil des nordamerikanischen Markts. Im dritten Quartal war der Nestle-Umsatz organisch um 2,6 Prozent gewachsen, was immerhin oberhalb der Analystenerwartungen lag. Für die Aktie geht es um 1 Prozent nach unten.
Noch schlechter kommen aber die Zahlen des Konkurrenten Unilever an. Der Kurs verliert 5 Prozent. Ein starkes Wachstum auf den Schwellenmärkten hat dem Konsumgütergiganten im dritten Quartal zwar ebenfalls ein Umsatzplus von 2,6 Prozent beschert, allerdings wurde dem Unternehmen von Analysten mehr zugetraut.
In Paris verbilligen sich Thales um 2,6 Prozent. Die von Thales vorgelegten Zahlen könnten zumindest eine kurzfristige Trendwende im Rüstungssektor auslösen, heißt es. "Der Rückgang im Auftragseingang zeigt, dass auch hier die Bäume nicht in den Himmel wachsen", so ein Händler.
Carrefour gewinnen nach der Vorlage der Drittquartalszahlen 3,5 Prozent. Der französische Handelskonzern ist vor allem dank seiner Geschäfte in Lateinamerika und Europa im dritten Quartal gewachsen. Im Heimatmarkt Frankreich hingegen und in Asien stand der Supermarktbetreiber unter Druck.
Für Roche geht es nach der Zahlenvorlage um 1,5 Prozent nach unten. Die Umsätze des schweizerische Pharmakonzerns belegen nach Meinung von Bryan Garnier, dass die Abhängigkeit sich von etablierten Onkologie-Medikamenten wegbewegt.
Kursfeuerwerk bei Varta folgt Ernüchterung
Nach dem fulminanten Börsenstart der Varta-Aktie mit möglichen Zeichnungsgewinnen von 38 Prozent ist schnelle Ernüchterung gefolgt. Nach einem ersten Kurs von 24,25 Euro ist der Kurs rasch zurückgefallen, zuletzt kostete die Aktie 20,01, im Tagestief war der Kurs aber auch schon auf 19,03 Euro abgesackt. Gegenüber dem Ausgabekurs von 17,50 Euro ist das noch ein Zugewinn von 16 Prozent. Das Modethema Batterien, der erfolgreiche Börsengang von Voltabox vor einer Woche und die verkürzte Zeichnungsfrist bei Varta hätten zu viele Spekulanten in das Papier geholt, heißt es dazu im Handel.
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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.597,80 -0,60 -21,85 9,34
Stoxx-50 3.185,23 -0,69 -22,16 5,80
DAX 12.970,68 -0,55 -72,35 12,97
MDAX 25.993,57 -1,21 -317,13 17,15
TecDAX 2.488,91 -1,21 -30,53 37,38
SDAX 11.861,02 -1,86 -224,76 24,60
FTSE 7.518,00 -0,33 -24,87 5,25
CAC 5.359,59 -0,45 -24,22 10,23
Bund-Future 162,28 0,06 1,36
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:40 Mi, 17:25 % YTD
EUR/USD 1,1844 +0,29% 1,1810 1,1773 +12,6%
EUR/JPY 133,18 -0,24% 133,50 133,02 +8,3%
EUR/CHF 1,1538 -0,30% 1,1573 1,1562 +7,7%
EUR/GBP 0,8983 +0,48% 0,8940 1,1197 +5,4%
USD/JPY 112,45 -0,55% 113,07 112,99 -3,8%
GBP/USD 1,3185 -0,20% 1,3212 1,3183 +6,9%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 51,38 52,04 -1,3% -0,66 -9,9%
Brent/ICE 57,38 58,15 -1,3% -0,77 -2,2%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.286,57 1.281,00 +0,4% +5,57 +11,7%
Silber (Spot) 17,04 16,99 +0,3% +0,05 +7,0%
Platin (Spot) 924,40 920,50 +0,4% +3,90 +2,3%
Kupfer-Future 3,15 3,18 -0,7% -0,02 +24,9%
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com
DJG/thl/
(END) Dow Jones Newswires
October 19, 2017 10:19 ET (14:19 GMT)
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