04.07.2013 19:08:31

MÄRKTE EUROPA/"Super-Mario" befeuert die Börsen

Von Benjamin Krieger Er hat es wieder einmal geschafft: "Super Mario" Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), hat den Finanzmärkten Liquidität in ausreichender Menge in Aussicht gestellt - und dies, solange es erforderlich ist. Und er deutete noch niedrigere Zinsen an. Das trieb Aktien und Bundesanleihen nach oben, während der Euro auf Tauchfahrt ging. Der Dax zog um 2,1 Prozent auf 7.994 Punkte an. Gekauft wurden vor allem Bankenaktien als unmittelbare Profiteure des billigen Notenbankgeldes. Gesucht waren daneben die als risikoreich geltenden konjunkturabhängigen Aktien zum Beispiel aus dem Automobilsektor.

   Die Leitzinsen im Euroraum werden nach Aussage von EZB-Präsident Draghi für längere Zeit auf dem aktuellen Rekordtief bleiben oder sogar noch weiter sinken. Mit dieser Aussage gab Draghi die von den Finanzmärkten erhoffte Orientierung über den künftigen geldpolitischen EZB-Kurs.

   "Das 'as long as needed' Draghis war der entscheidende Passus für die Finanzmärkte. Es ist wie Weihnachten, wenn Geschenke verteilt werden: Die EZB wird die Märkte so lange mit billigem Geld versorgen, wie diese danach verlangen", sagte Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Draghi habe sogar die nächste Zinssenkung mehr oder weniger ausdrücklich in Aussicht gestellt.

   Damit habe Draghi einmal mehr "geliefert", was die Risikofreude von Investoren schürte. Europas Blue-Chips verzeichneten ausschließlich Kursgewinne. Der Euro-Stoxx-50 legte um 2,9 Prozent auf 2.647 Punkte zu. An der Börse von Lissabon erholte sich der Leitindex nach dem Kursdebakel vom Vortag um 3,7 Prozent. "Die EZB hat sich bis auf Weiteres einstimmig für niedrigere Zinsen ausgesprochen", lautete die Schlussfolgerung von Annalisa Piazza von Newedge zu den Worten des EZB-Präsidenten.

   Den Euro ließen die Worte des EZB-Präsidenten zum Dollar bis auf das Tagestief von 1,2882 nachgeben. Das ist der tiefste Stand seit Ende Mai. Erst im späten Handel stabilisierte sich der Euro wieder über 1,29 Dollar. Auch zum Yen gab die Gemeinschaftswährung nach. Am Euro-Rentenmarkt ließ die Aussicht auf weiter sinkende Leitzinsen in der Eurozone Bundesanleihen, Obligationen und Schatzbriefe steigen. Zehnjährige Bundesanleihen rückten zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit zwei Wochen vor.

   Kurz vor der EZB hatte sich bereits die Bank of England als Kurstreiber erwiesen: Das Pfund Sterling wertete zum Euro und auch zum US-Dollar stark ab. Zum Euro fiel das Pfund auf den tiefsten Stand seit fast drei Monaten. "Das Pfund kommt unter Druck, weil die Bank of England ausdrücklich auf die möglichen Belastungen der gestiegenen Marktzinsen für den konjunkturellen Ausblick Großbritanniens hinweist", sagte Eugen Keller von der Metzler Bank.

   Damit hielten Spekulationen Einzug in die Märkte, die britische Notenbank könnte die geldpolitischen Zügel eher noch einmal lockern, statt sie angesichts der jüngsten soliden Wachstumszahlen anzuziehen. Die Bank of England werde "noch in diesem Jahr eine Erhöhung des momentan noch auf 375 Milliarden Pfund Sterling begrenzten Anleihekaufprogramms beschließen müssen", war sich Torsten Gellert von Forex Capital Markets sicher. Nach der EZB-Sitzung, die den Euro auch zum Pfund Sterling belastete, machte die britische Währung jedoch einen Teil der hohen Kursverluste wieder wett.

   In den USA feierte man den Unabhängigkeitstag, die Börsen waren geschlossen. An den europäischen Handelsplätzen stand der Automobilsektor mit einem Plus von 3,9 Prozent auf den Kauflisten ganz oben. "In den USA läuft der Absatz weiter gut und in China stabilisiert sich die Lage", sagte ein Händler. Die Aktien von Peugeot-Citroen schossen um mehr als 10 Prozent nach oben, weil Goldman Sachs sie auf eine Empfehlungsliste genommen hat.

   Auch Bankenaktien waren gesucht, sie verteuerten sich im Schnitt um 3,8 Prozent. Die Geldhäuser sind wegen ihres geringen Eigenkapitals auf die Liquiditätsspritzen der Zentralbank dringend angewiesen und profitierten folglich besonders von den Aussagen Draghis. Hier reichten die Kursgewinne von 2,9 Prozent für die Deutsche Bank über 4,5 für UniCredit bis zu 6,5 Prozent für Credit Agricole.

   Commerzbank-Aktien, die am Vormittag noch um mehr als 4 Prozent auf ein neuerliches Rekordtief gefallen waren, stiegen kräftig und fanden sich am Ende mit einem Plus von 6,6 Prozent an der DAX-Spitze wieder. Hier stützte die Aussage des Finanzvorstands Stephan Engels, er sei mit Blick auf die Risiken aus den Schiffsbeteiligungen "heute sogar etwas optimistischer" als noch vor einigen Monaten. Die mit dem Schiffs-Portfolio verbundenen potenziellen Abschreibungen hatten den Aktienkurs zuletzt auf immer neue Rekordtiefs gedrückt.

   Beim Pharmagroßhändler Celesio hielt der Kursverfall nach dem Abschied des Vorstandsvorsitzenden Markus Pinger an. Die Aktie war mit einem Verlust von fast 8 Prozent größter Kursverlierer aller deutschen Standardwerte. Der Aufsichtsrat entschied, den ehemaligen Nivea-Manager mit sofortiger Wirkung abzuberufen. Grund seien "unterschiedliche Auffassungen zur Führung des Unternehmens".

   Europäische Schlussstände von Donnerstag, den 4. Juli 2013:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2.646,54 75,78 +2,9% 0,4 Stoxx-50 2.658,79 61,06 +2,4% 3,1 Stoxx-600 292,15 6,69 +2,3% 4,5 Frankfurt XETRA-DAX 7.994,31 164,99 +2,1% 5,0 London FTSE-100 6.421,67 191,80 +3,1% 8,9 Paris CAC-40 3.809,31 107,30 +2,9% 4,6 Amsterdam AEX 354,51 8,69 +2,5% 3,4 Athen ATHEX-20 279,29 1,49 +0,5% -9,8 Brüssel BEL-20 2.568,10 55,25 +2,2% 3,7 Budapest BUX 18.855,33 370,59 +2,0% 3,8 Helsinki OMXH-25 2.292,60 51,16 +2,3% 3,7 Istanbul ISE NAT. 30 91.700,38 2396,40 +2,7% -6,2 Kopenhagen OMXC-20 525,76 9,54 +1,8% 6,0 Lissabon PSI 20 5.236,49 195,11 +3,7% -4,0 Madrid IBEX-35 7.763,80 238,20 +3,1% -2,0 Mailand FTSE-MIB 15.808,15 525,34 +3,4% -2,9 Moskau RTS 1.280,61 16,32 +1,3% -16,1 Oslo OBX 440,86 7,51 +1,7% 7,4 Prag PX 873,39 6,48 +0,7% -15,9 Stockholm OMXS-30 1.175,22 20,67 +1,8% 6,4 Warschau WIG-20 2.287,54 24,62 +1,1% -11,7 Wien ATX 2.245,33 35,12 +1,6% -6,5 Zürich SMI 7.831,59 156,30 +2,0% 14,8

DEVISEN zuletzt '+/- % Do, 12.30 Uhr Mi, 17.55 Uhr EUR/USD 1,2929 -0,58% 1,3005 1,3005 EUR/JPY 129,3303 -0,25% 129,6543 129,7764 EUR/CHF 1,2364 0,29% 1,2328 1,2324 USD/JPY 100,0330 0,34% 99,6930 99,7745 GBP/USD 1,5071 -1,16% 1,5248 1,5269 === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com DJG/bek/flf (END) Dow Jones Newswires

   July 04, 2013 12:38 ET (16:38 GMT)

   Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 38 PM EDT 07-04-13

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