14.10.2015 18:43:49

MÄRKTE EUROPA/US-Konjunktur und Warnungen halten Kurse in Schach

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Zu Beginn der Saison der Quartalsberichte häufen sich die Umsatz- und Gewinnwarnungen von Unternehmen. Das verhagelte am Mittwoch die Kauflaune von Anlegern. Der DAX, der schon am Dienstag Schwäche gezeigt hatte, verlor weitere 1,2 Prozent auf 9.916 Punkte. Auch schwache Konjunkturdaten aus den USA und hohe Kursverluste der Wal-Mart-Aktie nach strategischen Aussagen des Handelsriesen drückten auf die Aktienkurse. Der Euro-Stoxx-50 gab um 0,9 Prozent auf 3.192 Punkte nach. Fast alle europäischen Börsenplätze meldeten Kursverluste.

   An der Wall Street fielen Wal-Mart um 9 Prozent zurück, nachdem der Konzern milliardenschwere Investitionen für die kommenden Jahre angekündigt und auch eine Umsatzwarnung für das laufende Jahr parat hatte. Auch die Kurse von J.P. Morgan, Wells Fargo und Intel gaben nach Quartalszahlen der beiden Banken und des Technologieriesen nach.

   Trübe sind auch Konjunkturdaten aus den USA ausgefallen. Der Einzelhandel hat im September weniger umgesetzt als erwartet und die Erzeugerpreise sind noch stärker zurückgegangen als befürchtet. Auch das lastete auf den Aktienkursen.

   Und auf dem US-Dollar, der nach den schwachen Konjunkturdaten aus den USA zu Euro, Yen, Pfund und Schweizer Franken abwertete. "Die Zinserwartungen werden weiter reduziert", sagte Viola Julien von der Helaba mit Blick auf fallende US-Renditen. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries rutschte nach den Daten von 2,042 auf 2,007 Prozent ab. Anlagen im US-Raum werden damit tendenziell unattraktiver. Händler verkauften folglich den Dollar.

   Der Euro hat zuletzt sechs Tage in Folge neue Tageshöchstkurse erreicht, am Mittwoch lag dieser bei 1,1449 Dollar. Das ist der höchste Stand des Euro zum Greenback seit vier Wochen. Immer mehr nähert sich der Euro der Marke von 1,15 Dollar. Auch das spricht laut Händlern gegen Europas Aktienmärkte, vor allem gegen den exportlastigen deutschen Aktienmarkt. Mit einem aufwertenden Euro verteuern sich die Exporte deutscher Unternehmen. Angesichts der schwachen Aktienmärkte legten Bundesanleihen als sicheres Investment zu.

   Zu den schwächsten Aktien gehörten Titel aus der Chemiebranche, nachdem die UBS viele Kursziele im Sektor gesenkt und einzelne Aktien auch herabgestuft hat. Die Analysten sehen eine ganze Reihe von Gründen, warum sie die Gewinnaussichten im Chemiesektor pessimistischer einschätzen. Deflationäre Tendenzen auf einigen Absatzmärkten behinderten eine Erholung der Nachfrage, hieß es unter anderem. Der Sektorindex fiel um 1,4 Prozent. K+S verloren 2 Prozent und Linde 2,5 Prozent. Die UBS hat beide Aktien von "Neutral" auf "Verkaufen" gesenkt.

   Auf Seiten der Unternehmen gab es erneut Umsatz- und Gewinnwarnungen aus Deutschland. So hat der Medizintechnikhersteller Drägerwerk nach einem schwachen dritten Quartal die Jahresprognosen erneut kassiert. Der Kurs brach um fast 20 Prozent ein. Die Berenberg Bank und Kepler Cheuvreux senkten die Aktie von "Kaufen" auf "Halten".

   Die Software AG wird in diesem Jahr das Umsatzziel verfehlen, woraufhin der Kurs um fast 7 Prozent abrutschte. Am Dienstag war der Kurs von Leoni nach einer Gewinnwarnung des Automobilzulieferers um mehr als 30 Prozent abgesackt und hatte die gesamte PS-Branche belastet.

   Auf der DAX-Tafel standen Vonovia nicht nur alphabetisch am Ende. Mit einem Kursverlust von 4,8 Prozent hielt die Aktie die rote Laterne. Der Immobilienkonzern bietet 14 Milliarden Euro für den Kontrahenten Deutsche Wohnen, sollte dieser von der geplanten Übernahme von LEG Immobilien absehen. "Damit versuchen die Bochumer, die geplante Fusion zwischen Deutscher Wohnen und LEG Immobilien zu torpedieren", sagte Berndt Fernow von der LBBW. Händler bemängelten eine nur marginale Übernahmeprämie für die Aktionäre der Deutschen Wohnen. Der Kurs der Aktie stieg um 2,1 Prozent. LEG verloren dagegen 3,2 Prozent.

   Größter Kursgewinner im Dax waren E.ON, die um 3,3 Prozent zulegten. Der Stromkonzern verkauft das norwegische Öl- und Gasgeschäft für 1,6 Milliarden US-Dollar an die Deutsche Erdoel AG. "Zum einen hilft der Verkauf die Nettoverschuldung zu reduzieren und den bilanziellen Spielraum zu verbessern", sagt Werner Eisenmann von der DZ Bank. Zudem erscheine der Verkaufspreis angesichts niedriger Öl- und Gaspreise hoch.

   In Amsterdam schlossen die Papiere des Chip-Ausrüsters ASML nach dem Quartalsausweis 4,4 Prozent tiefer. Laut den Analysten von ING liegt die Prognose der Niederländer für das vierte Quartal deutlich unter den Erwartungen. In Paris legten Vivendi um 2 Prozent zu, nachdem Goldman Sachs die Aktie zum Kauf empfohlen hat.

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.197,31 -23,97 -0,7% +1,6% Stoxx-50 3.051,34 -24,06 -0,8% +1,6% Stoxx-600 356,14 -2,33 -0,7% +4,0% XETRA-DAX 9.915,85 -116,97 -1,2% +1,1% FTSE-100 London 6.269,61 -72,67 -1,1% -4,5% CAC-40 Paris 4.609,03 -34,35 -0,7% +7,9% AEX Amsterdam 434,32 -3,93 -0,9% +2,3% ATHEX-20 Athen 200,87 -0,17 -0,1% -24,2% BEL-20 Bruessel 3.377,02 -19,53 -0,6% +2,8% BUX Budapest 21.890,82 -14,32 -0,1% +31,6% OMXH-25 Helsinki 3.118,76 -13,33 -0,4% +4,4% ISE NAT. 30 Istanbul 97.685,34 +1335,54 +1,4% -8,0% OMXC-20 Kopenhagen 907,63 -23,58 -2,5% +21,9% PSI 20 Lissabon 5.276,33 +11,41 +0,2% +10,2% IBEX-35 Madrid 10.037,60 -77,70 -0,8% -2,4% FTSE-MIB Mailand 21.838,20 -210,29 -1,0% +14,9% RTS Moskau 862,69 -3,83 -0,4% +9,1% OBX Oslo 544,11 -1,39 -0,3% +3,9% PX-GLOB Prag 1.240,02 -11,40 -0,9% +4,8% OMXS-30 Stockholm 1.442,75 -17,36 -1,2% -1,5% WIG-20 Warschau 2.118,97 -4,46 -0,2% -8,5% ATX Wien 2.334,22 +19,57 +0,8% +8,1% SMI Zuerich 8.573,31 -81,33 -0,9% -4,6%

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 7.44 Uhr Di, 17.33 Uhr EUR/USD 1,1436 0,39% 1,1393 1,1376 EUR/JPY 136,31 0,04% 136,25 136,28 EUR/CHF 1,0894 -0,20% 1,0916 1,0923 USD/JPY 119,19 -0,33% 119,59 119,80 GBP/USD 1,5431 1,01% 1,5277 1,5248 Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

   DJG/bek/gos

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   October 14, 2015 12:13 ET (16:13 GMT)

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