21.07.2022 12:44:48
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MÄRKTE EUROPA/Warten auf EZB nach Draghi-Rücktritt
FRANKFURT (Dow Jones)--Leichter zeigen sich Europas Börsen am Donnerstagmittag. Die Märkte warten auf die erste EZB-Zinserhöhung seit elf Jahren. Die EZB-Sitzung hat mit dem Auseinanderbrechen der italienischen Regierung an Brisanz gewonnen. Gespannt wird daher auf die Ankündigung des neuen Antifragmentierungs-Instruments geblickt, mit dem die Notenbank ein Auseinanderdriften der Länderzinsen verhindern will. Kritiker wittern dahinter nichts anderes als die eigentlich verbotene Staatsfinanzierung durch die EZB. Daneben enthüllt die Berichtssaison aber immer deutlicher, wie stark die Kosteninflation die Gewinne der Unternehmen belastet.
Für Erleichterung sorgt, dass nach dem Ende der Wartungsarbeiten an der Pipeline Nordstream 1 wieder Gas aus Russland nach Europa strömt. Das vertreibt diverse Rezessionsszenarien, die die Märkte seit Wochen belastet hatten. Der europäische Gaspreis fällt darauf um fast 5 Prozent. Der DAX verliert 0,3 Prozent auf 13.245, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,1 Prozent höher auf 3.590 Zähler.
Höhe der EZB-Zinsanpassung mit Draghi-Rücktritt im Fokus
Weiter unsicher ist der Markt über die Höhe der Leitzinsanpassung durch die EZB. Ein Schritt von 25 Basispunkten wäre die minimalste Variante. Damit würde aber weiter ein negativer Einlagesatz für Geschäftsbanken gelten, was angesichts einer Inflation von weit über 8 Prozent fragwürdig erschiene. Um hier auf die Nullline zurückzukommen, wäre eine Erhöhung um 50 Basispunkte nötig. "Möglicherweise wird es wegen der Italien-Krise nun doch nur ein viertel Punkt", meint ein Marktteilnehmer.
In Italien ist Ministerpräsident Mario Draghi zurückgetreten. Drei Koalitionspartner hatten am Mittwoch ihre Teilnahme an einer von Draghi geforderten Vertrauensabstimmung verweigert. Dies hatte er als Voraussetzung für seinen Verbleib im Amt genannt.
Damit tritt genau die von der EZB unerwünschte Entwicklung ein, denn bei Italiens Anleihen schießen die Renditen nun nach oben; so bei der 10-jährigen Staatsanleihe auf 3,65 Prozent. Der italienische BTP-Anleihen-Futures fällt 1,8 Prozent. Italienische Bankaktien stehen ebenfalls unter Druck - so geben Intesa und Unicredit um bis zu 5,5 Prozent nach.
SAP enttäuscht
Von schwachen Zahlen sprechen Marktteilnehmer mit Blick auf SAP (-3%). Gewinnkennziffern und Marge hätten die Erwartungen deutlich verfehlt. SAP will nun zwar für 500 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen, was vom Markt aber als zu gering bewertet wird.
Mit Anschlussverkäufen geht es für Hellofresh um weitere 9,8 Prozent nach unten. Das Unternehmen hatte am Vortag eine Gewinnwarnung abgegeben. Dem sind nun zahlreiche negative Analystenkommentare gefolgt. Auch der DAX-Verbleib gerate dadurch langsam in Gefahr, heißt es.
Norma brechen um 9 Prozent ein. Auch hier treibt die Inflation die Kosten. Norma senkt daher seine Margenerwartung deutlich und erwartet 2022 weniger Gewinn.
Pharma-Sektor legt zu
Sehr fest liegen hingegen Merck mit 4,5 Prozent im Markt. Zum einen ist der Pharmasektor am Donnerstag der große Outperformer. Zum anderen habe JP Morgan (JPM) die Aktie auf eine Liste besonders aussichtsreicher Titel genommen, sagt ein Händler. Auch Siemens Healthineers zeigen sich mit 3,1 Prozent Plus sehr fest.
Zu FMC habe sich JPM eher negativ geäußert, die Aktie wurde auf "Negative Catalyst Watch" genommen, der Kurs fällt um 2 Prozent.
Sartorius gewinnen 5,8 Prozent. Das Unternehmen hat zwar auf den ersten Blick mit den Zahlen lediglich die Erwartungen getroffen. "Viele Marktteilnehmer haben aber auf eine negative Überraschung gesetzt, und die ist nun ausgeblieben", sagt ein Händler.
Gemischte Zahlen aus Europa - Margen leiden unter Inflation
Mit steigenden Kursen reagieren Nokia (+6,9%) auf die Geschäftszahlen. Der Umsatz liege leicht, der Gewinn deutlich über den Erwartungen. Electrolux brechen um 7,4 Prozent ein. Der Haushaltsgerätehersteller hat schwache Zahlen vorgelegt und verweist auf Lieferkettenprobleme.
Bei der schweizerischen ABB geht es 1,8 Prozent höher. Die Citigroup spricht von einem positiven Momentum bei den Zahlen: Die Auftragseingänge und das bereinigte operative EBITA seien besser als erwartet. Wie auch andere Unternehmen aus dem Sektor könne ABB so weit keine Anzeichen für eine nahende Rezession erkennen.
Mit Givaudan geht es 1,1 Prozent abwärts. "Der Umsatz wächst stärker als erwartet, aber der Gewinn hat die Erwartungen verfehlt", so ein Händler. Das Unternehmen könne die Kosten nicht weitergeben.
Der Kurs des Konkurrenten Symrise steigt dagegen um 1,9 Prozent.
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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.590,11 +0,1% 4,87 -16,5%
Stoxx-50 3.540,33 -0,2% -6,40 -7,3%
DAX 13.244,65 -0,3% -37,33 -16,6%
MDAX 26.708,57 +0,0% 12,15 -24,0%
TecDAX 3.023,71 +1,2% 36,50 -22,9%
SDAX 12.532,00 +0,0% 5,40 -23,7%
FTSE 7.228,36 -0,5% -35,95 -2,2%
CAC 6.207,04 +0,4% 22,38 -13,2%
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite 1,26 +0,01 +1,44
US-Zehnjahresrendite 3,04 +0,01 +1,53
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:24 Mi, 17:30 % YTD
EUR/USD 1,0186 +0,1% 1,0221 1,0198 -10,4%
EUR/JPY 141,25 +0,4% 141,27 140,84 +7,9%
EUR/CHF 0,9904 +0,2% 0,9918 0,9918 -4,5%
EUR/GBP 0,8515 +0,2% 0,8525 0,8515 +1,3%
USD/JPY 138,68 +0,3% 138,20 138,09 +20,5%
GBP/USD 1,1962 -0,1% 1,1994 1,1979 -11,6%
USD/CNH (Offshore) 6,7781 +0,1% 6,7664 6,7652 +6,7%
Bitcoin
BTC/USD 22.943,02 -2,8% 22.857,62 24.197,67 -50,4%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 94,82 99,88 -5,1% -5,06 +32,5%
Brent/ICE 101,88 106,92 -4,7% -5,04 +36,0%
GAS VT-Schluss +/- EUR
Dutch TTF 146,00 156,50 -5,8% -9,04 +41,5%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.681,89 1.696,73 -0,9% -14,85 -8,1%
Silber (Spot) 18,25 18,67 -2,2% -0,42 -21,7%
Platin (Spot) 855,53 861,30 -0,7% -5,78 -11,9%
Kupfer-Future 3,33 3,33 -0,1% -0,00 -25,1%
YTD zu Vortagsschluss
===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/mod/cln
(END) Dow Jones Newswires
July 21, 2022 06:45 ET (10:45 GMT)
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