15.05.2008 13:33:00
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ROUNDUP 2: Commerzbank mit neuer Führung auf Einkaufstour - Krise bremst noch
FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit neuer Führung will die Commerzbank mitten in der Finanzkrise ihre Position im deutschen Bankenmarkt stärken und bereitet sich auf milliardenschwere Übernahmen vor. "Wir wollen bei einer Konsolidierung der deutschen Bankenlandschaft im Interesse unserer Aktionäre eine aktive Rolle spielen", sagte der scheidende Vorstandsvorsitzende Klaus-Peter Müller bei der Hauptversammlung am Donnerstag in Frankfurt.
Für mögliche Zukäufe will die Bank ihre Kassen kräftig füllen: Die Aktionäre sollten die Ermächtigung zu Kapitalmaßnahmen erteilen, die sich rechnerisch auf maximal gut elf Milliarden Euro belaufen können. "Wir müssen optimal vorbereitet sein, um die Möglichkeiten nutzen zu können, die sich in der Zukunft bieten", begründete Müller. "Wir wollen uns einen Kapitalrahmen sichern, der möglichst breit und flexibel ist." Die Commerzbank hatte Interesse am Kauf der Postbank bekundet.
BLESSING FOLGT MÜLLER
Mit Ablauf der Hauptversammlung übergab Müller (63) die Geschäfte an seinen Vorstandskollegen Martin Blessing (44). Müller selbst sollte in den Aufsichtsrat des DAX-Konzerns einziehen und unmittelbar nach dem Aktionärstreffen zum neuen Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt werden. Der bisherige Aufsichtsratschef Martin Kohlhaussen (72) räumt den Posten aus Altersgründen. Kohlhaussen verteidigte die geplante Wahl Müllers an die Spitze des Kontrollgremiums: Die hoch regulierte Bankenbranche brauche mehr denn je Fachleute - auch in ihren Aufsichtsgremien.
Auch Aktionärsschützer unterstützten den Schritt: Müller habe in sieben Jahren als Vorstandschef die Commerzbank neu aufgestellt und die einstige Übernahmekandidatin "am eigenen Schopfe aus dem Sumpf" befreit, sagte Carsten Heise von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Auf eine Wunderwaffe darf kein Aufsichtsrat verzichten." Kritik kam dagegen von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK): Der Wechsel vom Vorstandsvorsitz an die Spitze des Aufsichtsrates sei in Deutschland zu sehr üblich geworden - das trage die SdK nicht mit, sagte Hansgeorg Martius.
GUT GERÜSTET
Müller sieht die Bank gut gerüstet für kommende Herausforderungen. Zwar hatte ein Gewinneinbruch im ersten Quartal 2008 dem Management die Zuversicht auf ein weiteres Rekordjahr genommen. "Aber wir sind und wir bleiben ehrgeizig", versicherte er den Aktionären. Von Januar bis Ende März 2008 war der Überschuss der Commerzbank wegen weiterer Abschreibungen im Zusammenhang mit der Finanzkrise nach 609 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 280 Millionen Euro gesunken. Im April habe es keine "nennenswerten weiteren Wertkorrekturen" gegeben, sagte Müller.
Der scheidende Vorstandsvorsitzende betonte: "Es bleibt unser Ziel und unsere Herausforderung, die Commerzbank zur echten Nummer eins auf dem deutschen Bankenmarkt zu machen." Er sei überzeugt, dass sein Nachfolger Martin Blessing dieses Ziel erreichen werde. Allerdings bleibe das Umfeld schwierig: Die "große Unbekannte" der nächsten Monate seien weitere Folgen aus der Krise am Markt für faule Kredite (subprime).
WACHSTUM IN OSTEUROPA GEPLANT
"Herr Blessing, Sie übernehmen zwar das Ruder bei einigem Seegang, aber Sie übernehmen ein hochseetüchtiges Schiff und ihr Vorgänger bleibt als Lotse an Bord", sagte Wolfgang Aleff von der Gesellschaft für Wertpapierinteressenten (GfW). Blessing kam im November 2001 in den Vorstand und überzeugte in zwei Kerngeschäftsfeldern der Bank: Der McKinsey-Mann brachte das schwächelnde Privatkundengeschäft in Fahrt und führte danach erfolgreich das Mittelstandsgeschäft.
Außer Zukäufen im Heimatmarkt setzt die Commerzbank weiterhin auf Wachstum in Mittel- und Osteuropa. Auch Asien, Südamerika und Afrika würden wichtiger, sagte Müller. In diesem Jahr wolle das Institut eine weitere Filiale in China, in Tianjing, eröffnen./jb/sb/edh
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