18.02.2010 19:06:21
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ROUNDUP: Lufthansa bereitet sich auf Streik vor
Die geplanten viertägigen, flächendeckenden Streiks sind nach Einschätzung der Lufthansa unverhältnismäßig und daher rechtswidrig. Derzeit prüften die Hausjuristen die Rechtslage und Schadenersatzforderungen gegen die Gewerkschaft, sagte Lufthansa- Vizechef Christoph Franz. Der Streik werde einen direkten Schaden von rund 100 Millionen Euro verursachen. "Es geht sehr schnell um sehr viel Geld", sagte Franz. "Das ist ein absolutes Novum für dieses Unternehmen und wohl auch ein Novum in der europäischen Luftfahrtgeschichte", sagte Lauer zur Streikdauer. Im Schnitt zählt die Lufthansa jeden Tag rund 150.000 Fluggäste.
Die Frankfurter Fachanwältin für Arbeitsrecht Amelie Bernardi sagte in einem dpa-Gespräch, die Zulässigkeit von lange andauernden Pilotenstreiks bei der Lufthansa sei schwierig zu beurteilen. Fest stehe auf jeden Fall: "Ein Streik muss verhältnismäßig sein." Dies habe zum Beispiel das Bundesarbeitsgericht 2007 entschieden.
Die Lufthansa-Tochter Germanwings stellte einen Sonderflugplan vor, wonach mehr als 400 der rund 600 geplanten Flüge stattfinden sollen. Ermöglicht werde dies durch den Einsatz von nicht streikenden Piloten aus dem Management und dem Einsatz von Flugzeugen anderer Airlines, die einschließlich Personal gemietet worden seien, teilte das Unternehmen mit. Wer von einer Flugstreichung betroffen ist, kann wie bei Lufthansa sein Ticket kostenlos zurückgeben oder umbuchen.
Lufthansa-Vize Franz sagte, im gesamten Konzern gebe es 110.000 Beschäftigte, davon 4500 Piloten mit Konzerntarifvertrag, von denen täglich rund 700 im Einsatz seien und jeweils zu zweit ein Flugzeug steuerten. Es könne nicht angehen, dass daher bereits 350 Piloten einen ganzen Konzern lahmlegen könnten.
Lufthansa warf der Gewerkschaft vor, mit dem Tarifkonflikt unzulässig mehr Einfluss im Unternehmen erreichen zu wolle. "Es geht primär nicht um Geld, es geht der VC um unternehmerischen Einfluss", sagte Lauer. Bei Entgeltfragen und Arbeitsplatzsicherung sei eine Einigung möglich. Das Management könne aber angesichts der schlimmsten Luftfahrtkrise der Geschichte nicht zulassen, dass die Gewerkschaft künftig entscheide, welche Maschinen wo eingesetzt werden.
Die Vereinigung Cockpit befürchtet, dass Lufthansa in Zukunft Strecken an billigere Töchter im Ausland abgibt, die bisher von der Konzernmutter selbst geflogen wurden. Lufthansa erklärte dagegen, die Zahl der Pilotenstellen im Geltungsbereich des Konzerntarifvertrags sei von 2001 bis 2008 um 18 Prozent gestiegen. Die Piloten müssten sich um ihre Arbeitsplätze keine Sorgen machen.
In einer Mitteilung wies die Vereinigung den Vorwurf zurück, dass sie "bei unternehmerischen Grundsatzfragen mitentscheiden und somit auf Vorstandsentscheidungen unmittelbar Einfluss nehmen wolle". "Die Behauptung entbehrt jeglicher Grundlage. Zu keinem Zeitpunkt hat die Vereinigung Cockpit solche Forderungen aufgestellt", erklärte Tarifexpertin Ilona Ritter.
Die Vereinigung Cockpit hatte am Vortag angekündigt, den Flugverkehr der Lufthansa von Montag bis einschließlich Donnerstag lahmzulegen. Zum bislang längsten Streik in der Geschichte der Gewerkschaft sind mehr als 4000 Piloten aufgerufen. Betroffen sind Flüge der Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings. Nicht bestreikt werden hingegen Lufthansa-Töchter wie Cityline.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie kritisierte, ein Streik träfe nicht nur ein Unternehmen, sondern den gesamten Export und damit einen erheblichen Teil der deutschen Wirtschaft. Auch der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) kritisierte die Streiks. "Die Lufthansa-Piloten sind mit Gehältern und Privilegien ausgestattet, die in Deutschland kaum eine andere Berufsgruppe erreicht. Es gleicht somit einer schlechten Posse, dass die Mehrzahl dieser Piloten ab Montag einen Teil des Landes lahmlegen will", sagte BTW-Präsident Klaus Laepple.
(Ersatzflugplan Germanwings: dpaq.de/zoGNx)/rg/DP/fn
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