20.11.2012 18:33:40
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UPDATE: ACS nimmt Hochtief enger an die Leine
--Verdes wird Hochtief-Chef
--Eichelmann wird Aufsichtsratsvorsitzender
--Keine Zerschlagung
--Verdes fordert höhere Profitabilität
(NEU: Details, Hintergrund)
Von Natali Schwab
Der langjährige ACS-Manager Marcelino Fernandez Verdes übernimmt das Ruder bei Hochtief. Der Aufsichtsrat des Essener Baukonzerns stimmte seiner Berufung zum Vorstandsvorsitzenden zu. Verdes übernimmt den Posten von Frank Stieler, der am Samstag überraschend seinen Rückzug angekündigt hatte.
Der spanische Baukonzern ACS, der etwas über 54 Prozent an HOCHTIEF hält, verstärkt damit seine Macht bei den Essenern. Verdes, der zuvor im Hochtief-Vorstand das Amerika-Geschäft verantwortet hat, gilt als enger Vertrauter des ACS-Chefs Florentino Perez. Auch der Chefsessel im Aufsichtsrat wird neu besetzt. Thomas Eichelmann wird Manfred Wennemer nachfolgen, der sein Amt zum Jahresende aufgibt.
Verdes kündigte in einer ersten Stellungnahme an, den Baukonzern verstärkt auf Wirtschaftlichkeit trimmen zu wollen. "Meine Priorität für die kommenden Jahre ist es, die Profitabilität zu erhöhen und das nachhaltige Wachstum von Hochtief fortzusetzen", sagte der Manager. "Wir müssen die Zusammenarbeit innerhalb von Hochtief stärken und unsere Wettbewerbsfähigkeit steigern."
Dabei soll auch das Unternehmen selbst unter die Lupe genommen werden. Der Aufsichtsrat trat jedoch Spekulationen entgegen, Hochtief könne zerschlagen werden. Zwar würde das Gremium zusammen mit dem Vorstand innerhalb der kommenden drei bis vier Monate "die Strategie für den Konzern weiterentwickeln". Eine Zerschlagung oder eine Filetierung sei jedoch kein Element davon. Hochtief bleibe ein börsennotiertes deutsches Unternehmen mit Sitz in Essen.
Nach dem unerwarteten Abgang Stielers am Wochenende waren Spekulationen ins Kraut geschossen, die Rochade im Hochtief-Management könnte der Auftakt für einen tiefgreifenden Umbau sein. Befürchtungen, Hochtief könnte zerschlagen werden, gibt es bereits seit dem Übernahmekampf, an dessen Ende ACS Anfang vergangenen Jahres die Mehrheit an Hochtief erreichte. Als warnendes Beispiel wurde immer der spanische Baukonzern Dragados genannt, an dem ACS zunächst einen Anteil und später die Mehrheit übernahm und der letztendlich filetiert wurde.
Die hochverschuldeten Spanier schreiben Verluste und benötigen dringend Geld. Mit der Übernahme von Hochtief hatte sich ACS eigentlich unabhängiger vom Heimatmarkt machen und das internationale Geschäft ausbauen wollen. Der Baukonzern hat sich noch nicht von der geplatzten Immobilienblase in Spanien erholt und die Geschäfte zu Hause laufen im Zuge der Eurokrise weiter mehr schlecht als recht. Zudem verspekulierte sich das Unternehmen mit einer Beteiligung am spanischen Energiekonzern Iberdrola.
Analysten hielten es daher für möglich, dass ACS nun versuchen würde, Zugriff auf die Kasse von Hochtief zu bekommen. Auch ein Verkauf von Hochtief-Vermögensteilen sahen sie als wahrscheinlich an. Im Mittelpunkt der Begehrlichkeiten sahen sie die australische Leighton oder Töchter in den USA.
Für ACS hat sich die Übernahme bislang nicht so ausgezahlt wie gedacht, wofür es gleich mehrere Faktoren gab. Stieler scheiterte etwa wie sein Vorgänger Herbert Lütgestratkötter damit, das Geschäft mit Flughafenbeteiligungen zu versilbern, da Interessenten nicht die geforderten Preise zahlen wollten. Auch die Immobilientochter Aurelis wurde er nicht los. Damit entgingen Hochtief Milliardenerlöse.
Und dann verhob sich die wichtigste Ertragsperle, die australische Tochter Leighton, mit zwei Milliardenprojekten, musste darauf hohe Abschreibungen und eine Kapitalerhöhung vornehmen. Das bescherte Hochtief im vergangenen Jahr selbst hohe Verluste, die Dividende wurde gestrichen. Dann kämpfte der MDAX-Konzern mit Verzögerungen für den Bau der Hamburger Elbphilharmonie und musste Rückstellungen darauf vornehmen.
Der Aktienkurs von Hochtief ist seit der Übernahme durch ACS deutlich gefallen, die Papiere nur noch fast die Hälfte wert. Der Wertverlust ist schmerzlich für ACS, ebenso wie die fehlenden Ergebnisbeiträge, mit denen die Spanier, die Hochtief in ihrer Bilanz konsolidieren, eigentlich gerechnet hatten.
Zuletzt ging es jedoch wieder aufwärts bei Hochtief. Das Unternehmen schrieb im dritten Quartal schwarze Zahlen und konnte auch den im ersten Halbjahr aufgelaufenen Verlust ausgleichen. Leighton hat die Schwierigkeiten mittlerweile verdaut. Die zwei Problemprojekte, eine Mautautobahn nahe Brisbane sowie eine Entsalzungsanlage in Victoria, sind mittlerweile fertiggestellt oder weit fortgeschritten. Die Australier haben bei Hochtief wieder ihre Rolle als Gewinnbringer eingenommen. Zweitgrößter Ertragsgarant, wenn auch mit deutlichem Abstand, ist das Geschäft in Nordamerika.
Dagegen fällt das Geschäft von Hochtief Europe ab. Hier sind alle europäischen Aktivitäten gebündelt, Bau, Projektentwicklung, Dienstleistungen und die öffentlich-privaten Partnerschaften. Das Geschäft entwickelt sich hier derzeit schlechter als erwartet und der Bereich analysiert. Beschlüsse gibt es Hochtief zufolge jedoch noch nicht. Medienberichten zufolge könnten 700 Stellen gestrichen werden.
Kontakt zum Autor: natali.schwab@dowjones.com
DJG/nas/sha
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November 20, 2012 12:02 ET (17:02 GMT)
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