04.02.2010 15:24:10

UPDATE: Bank of England verfolgt Politik der ruhigen Hand

   (NEU: Stimmen von Bankvolkswirten, Hintergrund)

FRANKFURT/LONDON (Dow Jones)--Die Bank of England (BoE) regiert auf das Ende der Rezession mit einer Politik der ruhigen Hand. Der Geldpolitische Ausschuss (MPC) veränderte am Donnerstag weder das Niveau der Leitzinsen noch das Kaufvolumen im Rahmen ihrer "Asset Purchase Facility" (APF). Allerdings wurde das Kaufprogramm nicht offiziell beendet, sondern lediglich auf Eis gelegt, wie Bankvolkswirte hervorhoben. Damit halte sich die BoE eine Tür offen, falls sich der wirtschaftliche Ausblick verschlechtern sollte.

   Wie die BoE am Donnerstag mitteilte, bleibt der geldpolitische Schlüsselsatz bei 0,50%. Damit verharrt der Zins nunmehr seit fast einem Jahr auf dem niedrigstem Stand in der 315-jährigen BoE-Geschichte. An den Finanzmärkten waren der Beschluss erwartet worden.

   Das Gremium sah außerdem von einer Aufstockung des APF-Kaufvolumens ab und stellte damit die Fazilität faktisch ein. Die Anleihen-Käufe hatten ihr geplantes Volumen von 200 Mrd GBP bereits Ende Januar erreicht. Die BoE prüfe allerdings laufend, ob das Volumen den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angemessen sei, versicherte das Gremium. Wenn nötig würden weitere Käufe getätigt.

   Im Rahmen der APF kauft die BoE vor allem Staatsanleihen, aber auch Commercial Paper und Unternehmensanleihen, mit frischem Zentralbankgeld. Die im Auftrag des Finanzministeriums gemachten Käufe von Unternehmensanleihen mit einer hohen Bonität will die BoE indessen fortsetzen, hieß es weiter.

   Der beträchtliche Stimulus durch die gelockerte Geldpolitik, der niedrigere Pfund-Wechselkurs und die Erholung auf den britischen Exportmärkten sollten die britische Wirtschaft stützen, hieß es im Begleittext zum Zinsentscheid. Doch die Kreditbedingungen dürften restriktiv bleiben, während die Konsolidierung der Staatsfinanzen auf dem privaten Konsum lasten könnte.

   In den vergangenen Monaten hat die Wirtschaft in Großbritannien wieder Tritt gefasst. Nach sechs Quartalen in Folge wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal leicht, die Einkaufsmanagerindizes deuten für die kommenden Monate auf ein ordentliches Wachstum.

   Allerdings zog die Inflation überraschend stark an und lag im Dezember mit einer Jahresrate von 2,9% deutlich über dem Inflationsziel der BoE von 2,0%. Den starken Anstieg führte die BoE hauptsächlich auf höhere Benzinpreise und auf einen Basiseffekt durch die Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr zurück. Wegen der Wiedereinführung des alten Mehrwertsteuersatzes sollte die Inflation im Januar weiter gestiegen sein, doch wegen der geringen Kapazitätsauslastung dürfte die Inflation dann den Zielwert fallen, heißt es im Begleittext.

   CEBR-Chefökonom Charles Davis geht davon aus, dass die Notenbank bis zur Parlamentswahl in Großbritannien weiter Stillhalten wird. Anschließend könne das Kaufprogramm für Bonds aber wiederbelebt werden. "Wenn sich die nächste Regierung dazu entschließen sollte, die Fiskalpolitik drastisch zu straffen, könnte das 'Quantitative Easing' verlängert werden", sagte Davis vom Centre for Economics and Business Research (CEBR).

   Auch nach Einschätzung von NordLB-Ökonom Norman Rudschuck wird die britische Notenbank vorerst "abwarten und Tee trinken". Großbritannien befinde sich in einem Zustand der Stagflation: Wenig Wachstum, viel Inflation. Um die Wirtschaftserholung nicht zu unterdrücken, werde die BoE eine Straffung ihrer Geldpolitik wohl hinauszögern.

   "Andererseits bleibt den Zinswächtern in Anbetracht der in den kommenden Monaten wohl aus dem Ruder laufenden Inflation kaum eine andere Wahl als eine baldige Zinserhöhung durchzuführen", erklärte der NordLB-Ökonom. Und ein Sprung auf über 3% Inflation scheine wahrscheinlich. Darum sind seiner Einschätzung nach in nicht allzu ferner Zukunft moderate Zinserhöhungen zu erwarten.

   ING-Ökonom James Knightley sieht angesichts der "jüngsten Daten kaum die Notwendigkeit für einen weiteren Stimulus". Das schwache Wachstum und die straffe Fiskalpolitik - die den Konsum belasten dürfte - sprächen allerdings für ein relativ lockere Geldpolitik. Vor Jahresende dürfte die BoE ihren Leitzins daher nur einmal auf 1,00% erhöhen, erklärte der ING-Ökonom.

Webseite: www.bankofengland.co.uk

-Von Katrin Härtel, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 297 25 300, konjunktur.de@dowjones.com DJG/kth/hab (END) Dow Jones Newswires

   February 04, 2010 08:53 ET (13:53 GMT)

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