08.11.2012 13:42:31
|
UPDATE2: Siemens kommt wieder auf Kurs
-- Siemens übertrifft die Erwartungen, Ausblick vorsichtig
-- Sparprogramm soll 6 Milliarden Euro bringen, keine Angaben zu Jobabbau
-- Analysten zufrieden, Aktie legt 4 Prozent zu
(NEU: weitere Details)
Von Ursula Quass und Markus Klausen
Deutschlands Technologieriese Siemens hat mit starken Geschäftszahlen und einem harten Sparprogramm überrascht. Die Kosten sollen kräftig runter und die Marge im Gegenzug wieder deutlich steigen. Das kommt gut an - Analysten sind mehr als zufrieden, die Aktie ist DAX-Spitzenreiter.
Siemens scheint wieder in der Spur zu kommen, nachdem die Münchener in diesem Jahr enttäuschten und Wettbewerber wie General Electric oder Philips mit dem widrigen Umfeld wesentlich besser zurecht kamen. Siemens-Chef Peter Löscher dürfte das Auftrieb geben. Er stand zuletzt auch wegen der mauen Geschäftsentwicklung in der Kritik.
Im vierten Quartal lief es bei den Bayern fast durchweg besser als erwartet. Der Gewinn brach nicht so stark ein wie befürchtet und der Auftragseingang stieg endlich wieder, wenn auch nur leicht. Das reicht Löscher aber nicht.
Er verordnet dem DAX-Riesen einen massiven Sparkurs - in den kommenden zwei Jahren sollen die Kosten um 6 Milliarden Euro runter. "Das ist genau, was der Markt sehen will", sagte ein Analyst.
Der Großkonzern, der von kompletten Kraftwerken über Industrie-Software bis zu Hörgeräten alles im Programm hat, setzt den Rotstift vor allem im Einkauf an. Siemens will die Hälfte der gesamten Einsparungen unter anderem dadurch einspielen, dass Einkauf, Entwicklung und Fertigung enger miteinander verzahnt werden. So soll zum Beispiel der Ausschuss verringert werden.
Wie beim Einkauf Milliarden eingespart werden können, hat schon der Rivale ABB vorgemacht. Die Schweizer hatten schon vor einigen Jahren damit begonnen, im Einkauf auf die Kostenbremse zu treten. Vom zweiten Quartal 2009 bis Ende 2011 hatte ABB satte 4,1 Milliarden Euro eingespart. Knapp die Hälfte davon mit einem effizienteren Einkauf, hatte jüngst Simon Toennessen, Siemens-Experte bei Credit Suisse, vorgerechnet.
Die große Frage ist aber nicht beantwortet. Siemens hat bisher nicht gesagt, ob ein weiterer Jobabbau Teil des Sparprogramms ist. In einzelnen Bereichen hat Siemens zwar schon einen Stellenabbau angekündigt. So werden im US-Windgeschäft wegen ausbleibender Aufträge für Windkraft-Anlagen 615 der 1.650 Stellen gestrichen und in der Schweizer Gebäudetechnik sollen rund 220 Arbeitsplätze wegfallen. In deutschen Trafowerken werden bis Ende 2014 insgesamt 490 Stellen abgebaut. Und auch durch den Ausstieg aus dem Solargeschäft werden Jobs wegfallen.
Die Analysten von J.P. Morgan Chase rechnen vor, dass Siemens allein durch die schon angekündigten Maßnahmen etwa 5.000 Stellen gestrichen hat. Siemens will sich zu dieser Zahl nicht äußern. Weltweit beschäftigt der Großkonzern etwa 360.000 Mitarbeiter.
Siemens hatte sich laut Kritikern zuletzt zu sehr auf Umsatzwachstum konzentriert, zum Teil zu Lasten der Margen. Doch trotz konjunktureller Warnzeichen investierte Siemens stetig in weiteres Wachstum, das aber zunehmend ausblieb. Zudem hatten die Rivalen schon viel eher auf das widrige Umfeld reagiert. So wollen Philips aus den Niederlanden und Schneider Electric aus Frankreich ihre Kosten bis 2014 jeweils um 1,1 Milliarden Euro drücken. Das geht bei Philips mit dem Abbau von weltweit rund 6.700 Stellen einher.
Siemens holt nun nach, was andere schon eingeleitet oder sogar schon umgesetzt haben. Damit wollen die Münchener wieder zu Rivalen aufschließen und bis 2014 eine Marge von mindestens 12 Prozent erzielen nach nur 9,5 Prozent im abgelaufenen Jahr.
Der Ausblick für das neue Geschäftsjahr 2012/13 ist dagegen alles andere als ambitioniert. Der Gewinn dürfte bei stabilen Umsätzen sinken. Grund dafür ist das Sparprogramm, dass zunächst einmal auf das Ergebnis drückt. Zudem wirkt sich der schwache Auftragseingang im abgelaufenen Geschäftsjahr aus. "Der Auftragseingang von gestern ist der Umsatz von morgen", brachte Finanzchef Joe Kaeser die simple, aber bittere Tatsache auf den Punkt. Da müsse es nicht überraschen, wenn der Umsatz 2012/13 unverändert ausfalle.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/kla
(Weitere Berichte und Analysen zu aktuellen Wirtschafts- und Finanzthemen finden Sie auf www.WSJ.de, dem deutschsprachigen Online-Angebot des Wall Street Journal.)
(END) Dow Jones Newswires
November 08, 2012 07:11 ET (12:11 GMT)
Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.- - 07 11 AM EST 11-08-12
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Siemens AGmehr Nachrichten
15:59 |
Gewinne in Europa: STOXX 50 steigt (finanzen.at) | |
14:53 |
Siemens-Aktie: Jüngste Einstufung durch UBS AG (finanzen.at) | |
12:36 |
ANALYSE-FLASH: Barclays hebt Ziel für Siemens auf 130 Euro - 'Underweight' (dpa-AFX) | |
12:27 |
Schwacher Wochentag in Europa: So performt der STOXX 50 aktuell (finanzen.at) | |
10:04 |
DAX 40-Wert Siemens-Aktie: So viel Gewinn hätte ein Investment in Siemens von vor 5 Jahren abgeworfen (finanzen.at) | |
09:30 |
Siemens-Analyse: Barclays Capital bewertet Siemens-Aktie mit Underweight in neuer Analyse (finanzen.at) | |
09:29 |
Optimismus in Europa: Zum Handelsstart Gewinne im STOXX 50 (finanzen.at) | |
03.12.24 |
Handel in Europa: STOXX 50 beendet den Dienstagshandel mit Gewinnen (finanzen.at) |
Analysen zu Siemens AGmehr Analysen
14:00 | Siemens Buy | UBS AG | |
08:40 | Siemens Underweight | Barclays Capital | |
02.12.24 | Siemens Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
27.11.24 | Siemens Buy | Deutsche Bank AG | |
26.11.24 | Siemens Outperform | RBC Capital Markets |
Aktien in diesem Artikel
Siemens AG | 191,44 | 0,92% |
Indizes in diesem Artikel
DAX | 20 232,14 | 1,08% | |
STOXX 50 | 4 392,89 | 0,18% | |
EURO STOXX 50 | 4 919,02 | 0,83% | |
EURO STOXX Technology | 1 069,20 | 1,95% | |
Prime All Share | 7 861,82 | 1,15% | |
HDAX | 10 595,72 | 0,99% | |
CDAX | 1 731,04 | 1,13% | |
DivDAX | 186,50 | 0,54% | |
NYSE International 100 | 7 594,38 | 0,78% | |
EURO STOXX | 507,84 | 0,69% | |
DivDAX | 473,53 | 0,54% |