Biden-Portfolio |
29.10.2020 06:21:00
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US-Wahl voraus: Welche Aktien von einem Sieg Joe Bidens profitieren dürften
• Die Analysten ändern allmählich ihre Einschätzung
• Die Blue-Wave könnte spezielle Branchen beflügeln
Am 3. November 2020 ist es endlich wieder soweit, die US-Bevölkerung wird zur 59. Präsidentschaftswahl der Vereinigten Staaten aufgerufen. Dabei geht es jedoch nicht nur um eine Entscheidung zwischen dem Republikaner Donald Trump oder dem Demokraten Joe Biden, sondern auch um die Mehrheitsverhältnisse im Senat sowie dem Repräsentantenhaus.
Meinungsumfragen deuten auf einen klaren Sieg der Demokraten hin
Laut der Durchschnittswerte der aktuellen Umfragen zum US-Wahlkampf bringt es Herausforderer Joe Biden auf insgesamt rund 220 Wahlmänner, die ihn relativ sicher bzw. wahrscheinlich unterstützen. Der amtierende Präsident Trump kann gegenwärtig hingegen nur ca. 125 Wahlmänner zählen. Dementsprechend ist die Wahrscheinlichkeit, insgesamt 270 Wahlmänner hinter sich zu vereinen, was einen Sieg bedeuteten würden, für die Demokraten momentan sehr viel höher, im Vergleich zu den Republikanern.
Die neusten Umfragewerte deuten jedoch nicht nur auf einen klaren Sieg der Demokraten im Kampf ums Weiße Haus hin, sondern auch auf eine neue Mehrheit im Repräsentantenhaus. Darüber hinaus scheint auch die Senatsmehrheit der Republikaner deutlich zu wackeln. So sprechen die neusten Umfragen nicht gerade dafür, dass die Konservativen ihre derzeitige Mehrheit, mit insgesamt 53 Senatssitzen, unter allen Umständen verteidigen können.
Die Analysten bleiben gelassen
Während Trump im Laufe seines Wahlkampfs argumentierte, dass "der Aktienmarkt auf nichts fallen wird", sofern er am 3. November nicht wiedergewählt wird, glaubten auch viele Analysten und Investoren, dass sich einige von Bidens neuen Richtlinien eher negativ für die Börse auswirken könnten.
Entgegen dieser ursprünglichen allgemeinen Einschätzung sagen nun jedoch die Analysten von beispielsweise JPMorgan, dass ein Biden-Sieg eher "neutral bis leicht positiv" für den US-Aktienmarkt wäre. Zwar gehen die Experten davon aus, dass unter der Leitung der Demokraten der Körperschaftssteuersatz von 21 auf 28 Prozent angehoben wird, demgegenüber rechnen sie jedoch auch damit, dass der ehemalige Vizepräsident die Infrastrukturausgaben erhöhen wird und die Zölle für China lockert. Aufgrund dieser Annahmen gehen die Experten der US-Investmentbank nun also davon aus, dass ein möglicher Sieg von Joe Biden nicht ganz so verheerend wäre, wie ursprünglich gedacht.
Die Pandemie dürfte die Prioritäten geändert haben
Hauptgrund für diese angepasste Annahme ist die Überlegung, dass sich die ursprüngliche Strategie der Demokraten, aufgrund der globalen COVID-19 Pandemie, nur noch sehr schwer umgesetzt werden könnte.
"Angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwäche dürfte die Erholung der Unternehmen und das Beschäftigungswachstum Vorrang vor Maßnahmen haben, die das Wirtschaftswachstum dämpfen und möglicherweise sogar das gewünschte mittelfristige Wahlergebnis für 2022 gefährden könnten", so das Aktienstrategieteam von JPMorgan in einer Bekanntmachung.
"Darüber hinaus wird ein diplomatischer Ansatz in der Innen- und Außenpolitik wahrscheinlich zu einer geringeren Volatilität der Aktien und Risikoprämien führen", so die Investmentbanker weiter.
Diese Aktien könnten unter Joe Biden zulegen
Da die aktuellen Umfragen einen Sieg des demokratischen Kandidaten immer wahrscheinlicher erscheinen lassen, machen sich die großen Wall Street-Banken natürlich schon jetzt Gedanken darüber, welche spezifischen Unternehmen von einem Triumph von Joe Biden profitieren könnten.
So gehen die Analysten von JPMorgan nun beispielsweise davon aus, dass sich eine mögliche Erhöhung des Mindestlohns positiv auf die Verbraucherausgaben der US-Bürger auswirken könnte. Davon dürften dann natürlich in erste Linie diverse Konsumgüteraktien wie z. B. Procter & Gamble und Nike profitieren. "Die Unterscheidung zwischen Gewinnern und Verlierern hängt davon ab, ob die Unternehmen, aufgrund des steigenden verfügbaren Einkommens, […] höhere Margen und eine steigende Nachfrage verzeichnen können", so die JPMorgan-Analysten in ihrer Veröffentlichung.
Des Weiteren rechnen die Experten der Bank damit, dass Bidens neue Gesundheitsagenda und sein Fokus auf alternative Energien und umweltfreundliche Technologien die Anteilsscheine von Unternehmen wie Johnson & Johnson und CVS Health bzw. Tesla und Nikola beflügeln könnte. Darüber hinaus zählen die Analysten natürlich auch die klassischen Tech-Giganten wie Apple, Alphabet und Facebook zu den möglichen Profiteuren eines demokratischen US-Präsidenten.
11 Blue-Wave-Aktien der UBS
Gegenwärtig bereiten sich jedoch längst nicht nur US-Banken auf den Fall der Fälle vor, sondern ebenso die großen Bankhäuser in Europa. Folglich hat auch die Schweizer UBS eine umfassende Liste mit Unternehmen veröffentlicht, die nicht nur einen Nutzen aus dem Sieg von Biden ziehen könnten, sondern ebenfalls von einer sogenannten Blue-Wave. Als blaue Welle wird in diesem Zusammenhang der vollumfassende Sieg der Demokraten bezeichnet. Das Blue-Wave-Szenario geht somit nicht nur davon aus, dass Joe Biden ins Weiße Haus einzieht, sondern auch davon, dass die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus sowie im Senat erringen.
Die Unternehmen, die von solch einer demokratischen Welle einen Vorteil gewinnen könnten, kommen, laut den Einschätzungen der UBS, dabei vermehrt aus den Sektoren Gesundheit, Industrie, Informationstechnologie und Materialien. So glauben die Analysten der UBS, dass der Sieg von Biden vor allem die Gesundheitswerte Medtronic und Thermo Fisher beflügeln könnte. Darüber hinaus sollten bei den Industrieaktien gerade Firmen wie ABB, Honeywell und Stanley Black & Decker von einer möglichen blauen Welle profitieren.
Ansonsten kalkulieren die UBS-Banker damit, dass die neue Politik der Demokraten die Anteilsscheine von Accenture, Cisco und Intel stützen bzw. stimulieren könnte. Des Weiteren glauben die Experten an eine starke Entwicklung von speziellen Chemie- und Rohstoffunternehmen wie Albemarle, Eastman Chemical und Steel Dynamics.
Trump-Wähler bleiben unberechenbar
Die neusten Umfrageergebnisse zur anstehenden US-Wahl sollten Privatanleger aktuell jedoch nicht direkt dazu bewegen, das eigene Portfolio völlig umzubauen. Denn schon der Wahlsieg vom Donald Trump gegen Hillary Clinton im Jahr 2016 hat eindrucksvoll bewiesen, dass die vermeintlichen repräsentativen Wahlumfragen häufig ein völlig falsches Bild der Realität wiedergeben.
Das mögliche Hauptproblem dieser stichprobenartigen Wahlumfragen ist dabei eine psychologische Antwortverzerrung der Befragten. Dieser Effekt, welcher in den Sozialwissenschaften als soziale Erwünschtheit bezeichnet wird, führt nämlich dazu, dass Probanden in Meinungsumfragen eher eine Antwort abgeben, die ihrer Meinung nach auf soziale Zustimmung trifft, anstatt einer Antwort, die ihrer persönlichen Überzeugung entspricht. In der Konsequenz ist es, trotz der aktuell sehr miserablen Umfrageergebnisse, nicht unwahrscheinlich, dass die schweigende Mehrheit der US-Bürgern am 3. November abermals Trump triumphieren lässt.
Pierre Bonnet / finanzen.at
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