11.03.2022 08:59:42

VDMA: Krieg verschärft Lieferkettenrpobleme weiter

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der russische Krieg gegen die Ukraine wird sich nach Einschätzung des Branchenverbands VDMA im Maschinen- und Anlagenbau deutlich auswirken und die noch nicht überwundenen Schwierigkeiten in den Lieferketten abermals verschärfen. Laut einer aktuellen Umfrage des VDMA unter seinen Mitgliedsfirmen, die Anfang März durchgeführt wurde, sehen 85 Prozent der knapp 550 Teilnehmer den Krieg als gravierendes oder merkliches Risiko für ihre Geschäfte. Der VDMA senkt seine Produktionsprognose für 2022 auf 4 (bisher: 7) Prozent.

"Für den Maschinen- und Anlagenbau ist die Geschäftstätigkeit mit Russland zwar nicht existenziell, aber die Unternehmen werden für den russischen Angriffskrieg, der durch nichts zu rechtfertigen ist, einen Preis zahlen müssen", sagt VDMA-Präsident Karl Haeusgen. Vorrangig gehe es jetzt für viele Firmen darum, die Sicherheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Ukraine und auch in Russland zu gewährleisten.

Das Volumen der deutschen Maschinenbauexporte in die Ukraine und nach Russland bezifferte der VDMA-Präsident auf 7 Milliarden Euro, wovon 40 Prozent (Ukraine) und 30 Prozent (Russland) auf Landmaschinen entfielen. Hinzu kämen nicht bezifferbare Zweit- und Dritteffekte. Haeusgen zufolge liegt die internationale wirtschaftliche Bedeutung sowohl der Ukraine als auch Russlands vor allem in ihrer Rolle als Lieferant von Lebensmitteln. "Fehlende Ersatzteillieferungen für Landmaschinen würden erhebliche Ernteausfälle verursachen", sagte er.

Maschinenbauer stellen sich auf längere Lieferkettenstörungen ein

Die deutschen Maschinenbauer müssen sich laut VDMA auf weitere Lücken in den Lieferketten einstellen. Das ziehe sich durch die gesamte Produktion bis hin zur Auslieferung und Inbetriebnahme. "Die Lieferkettenprobleme dauern länger und werden heute intensiver wahrgenommen, so dass wir davon ausgehen, dass die Bremswirkungen durch Lieferketteneffekte in diesem Jahr größer sind als ursprünglich angenommen", sagte Haeusgen.

Dabei werden Engpässe in den Zulieferungen hauptsächlich bei Elektronikkomponenten registriert (52 Prozent gravierend, 28 Prozent merklich) sowie bei Metallerzeugnissen (10 Prozent gravierend, 44 Prozent merklich). Die Zulieferungen für die eigene Produktion kommen demnach deutlich verzögert in den Werkshallen an: Bei Elektronikkomponenten berichten 31 Prozent der Unternehmen von einer um mindestens sechs Monate verlängerten Wartezeit, bei weiteren 30 Prozent der Firmen sind es drei bis sechs Monate Verzug.

Auf Metallerzeugnisse wartet etwa jedes dritte Unternehmen ein bis drei Monate länger, weitere 21 Prozent warten mindestens drei Monate. Eine Entspannung der Engpässe wird vorbehaltlich der Kriegsfolgen insbesondere für Metallerzeugnisse erst ab dem zweiten Halbjahr erwartet. Bei Elektronikkomponenten gehen zwei Drittel der Unternehmen sogar erst ab dem Jahr 2023 von einer Besserung der Lage aus.

Unternehmen arbeiten an Diversifizierung von Zulieferungen

Gut drei Viertel der Unternehmen haben laut VDMA aus den jüngsten Erfahrungen gelernt und stellen ihre Lieferketten kritisch auf den Prüfstand. Die meisten von ihnen möchten künftig ihre Versorgungssicherheit durch ein breiteres Lieferantennetzwerk, veränderte Beschaffungsprinzipien oder eine erhöhte Lagerhaltung gewährleisten. Auch eine andere geografische Verteilung der Lieferanten spielt in vielen Betrieben eine Rolle.

Haeusgen räumte in diesem Zusammenhang ein, dass der deutsche Maschinenbau wegen seiner starken Abhängigkeit von China ein "Klumpenrisiko" habe. Es sei daher wichtig, dass die Gesprächskanäle nach China immer offen blieben, sagte er.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/sha

(END) Dow Jones Newswires

March 11, 2022 03:00 ET (08:00 GMT)

Analysen zu R. Stahl AGmehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

AIXTRON SE 15,32 3,76% AIXTRON SE
DEUTZ AG 4,01 0,25% DEUTZ AG
DMG MORI 45,30 0,22% DMG MORI
GEA 48,76 0,49% GEA
KION GROUP AG 31,89 -1,21% KION GROUP AG
Koenig & Bauer AG 14,20 1,43% Koenig & Bauer AG
KRONES AG 118,80 -1,16% KRONES AG
MTU Aero Engines AG 324,00 -0,09% MTU Aero Engines AG
NORMA Group SE 14,86 -4,62% NORMA Group SE
Pfeiffer Vacuum AG 153,00 -0,13% Pfeiffer Vacuum AG
R. Stahl AG 17,10 0,00% R. Stahl AG
Rheinmetall AG 615,80 0,79% Rheinmetall AG
SAF-HOLLAND SE 14,72 0,68% SAF-HOLLAND SE
Siemens AG (spons. ADRs) 96,50 1,05% Siemens AG (spons. ADRs)
Siemens AG 194,88 1,19% Siemens AG
Singulus Technologies AG (spons. ADRs) 0,00 0,00% Singulus Technologies AG (spons. ADRs)
Singulus Technologies AG 1,21 1,69% Singulus Technologies AG
thyssenkrupp AG 4,08 -0,83% thyssenkrupp AG
ThyssenKrupp AG (spons. ADRs) 3,88 -3,00% ThyssenKrupp AG (spons. ADRs)
Vossloh AG 42,65 1,55% Vossloh AG
Wacker Neuson SE 14,36 1,41% Wacker Neuson SE
WashTec AG 39,30 0,51% WashTec AG