Hoffnungen und Sorgen |
23.07.2024 23:18:00
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Zweites Halbjahr im Blick: Experten-Prognosen für Aktien und die US-Wirtschaft im weiteren Wahljahr
• Weitere Zuversicht - auch für zweite Jahreshälfte
• Experten raten zur Diversifizierung
Starkes erstes Halbjahr
Die Märkte haben ein starkes erstes Halbjahr hinter sich. Die großen US-Indizes wie der S&P 500 oder der NASDAQ Composite zeigten in der ersten Jahreshälfte eine starke Performance. Besonders Technologieaktien trugen maßgeblich zu diesem Wachstum bei, was die Indizes wieder und wieder auf neue Höchststände trieb. Während es für den S&P 500 in den ersten sechs Monaten des Jahres um rund 14,5 Prozent nach oben ging, kletterte der NASDAQ Composite um über 18 Prozent, der Dow Jones Industrial stieg derweil um etwa 3,8 Prozent an. "Was uns die Geschichte lehrt: In Jahren, in denen der S&P 500 im ersten Halbjahr mehr als 10 Prozent Rendite erzielte, lag der Index im zweiten Halbjahr 82,6% der Zeit höher", so die Experten der Bank of America unter Berufung auf Daten von Bloomberg. Und auch der deutsche Markt zeigte sich robust: So kletterte etwa der deutsche Leitindex DAX um fast neun Prozent nach oben. In Europa ging es für den EURO STOXX 50 derweil um rund 8,2 Prozent hoch. "Die Märkte und die US-Wirtschaft haben im Jahr 2024 bisher eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit gezeigt", betonte Chris Hyzy, CIO für Merrill und Bank of America Private Bank.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das erste Halbjahr 2024 an den Börsen von einem Mix aus starken technologischen Gewinnen, aber auch Inflationssorgen, Zinserhöhungen, geopolitischen Spannungen und Bankenkrisen geprägt war. Diese Faktoren führten einerseits zwar zu erheblicher Volatilität, auf der anderen Seite aber auch zu Chancen für Investoren. Nun stellt sich natürlich die Frage, wie es für den Rest des Jahres weitergehen wird.
Aktien vor weiteren Anstiegen?
Analysten gehen davon aus, dass Aktien auch in den kommenden sechs Monaten durchaus weitere Kursgewinne verzeichnen können. "Wir sehen ein sehr attraktives Umfeld für Aktieninvestoren", halten die JPMorgan-Experten in ihrem Ausblick zur Jahresmitte fest. "Die moderate Beschleunigung der Gewinne hält an, die Wirtschaft und die Inflation scheinen sich ausreichend zu beruhigen, damit die Fed ihren Leitzins senken kann, und der Markt neigt dazu, in Jahren mit Präsidentschaftswahlen eine Jahresendrally zu erleben", zitiert Morningstar derweil Ed Clissold, Chefstratege für die USA bei Ned Davis Research. Und auch David Lefkowitz, Leiter des Bereichs US-Aktien bei UBS Global Wealth Management, zeigte sich zuletzt in einer Kundenmitteilung zuversichtlich: "Insgesamt sind wir der Ansicht, dass das Umfeld für US-Aktien weiterhin günstig bleibt und Anleger eine vollständige Allokation in diese Anlageklasse vornehmen sollten".
Risikofaktoren
Dem gegenüber stehen allerdings Risiken einer überhöhten Bewertung sowie eine Rally, die lediglich einige wenige Aktien einschließen könnte. In diesem Rahmen könnte es auch durchaus zu größeren Verlusten am Markt kommen. Einige Experten raten daher nun vermehrt zur Diversifizierung. Anleger sollten nicht ausschließlich auf die Giganten setzen, vielmehr sollten sie sich auch auf andere, kleinere Unternehmen konzentrieren. "Für langfristig orientierte Anleger ist es absolut die richtige Entscheidung. Es ist eine Möglichkeit, das Risiko zu reduzieren und dennoch an den Gewinnen teilzuhaben", zitiert Morningstar James Ragan, Leiter der Vermögensverwaltung bei DA Davidson. "Während eine steigende Flut überbewertete KI-Aktien kurzfristig noch weiter in den überbewerteten Bereich treiben kann, sind wir der Meinung, dass langfristige Anleger in Zukunft besser damit fahren, ihre Positionen in Wachstums- und Kernaktien, die überbewertet sind, zu reduzieren und die Erlöse in Value-Aktien zu reinvestieren, die mit einer attraktiven Sicherheitsmarge gehandelt werden", riet unterdessen auch Dave Sekera, Chef-US-Marktstratege bei Morningstar, in seinem Ausblick. Das Thema künstliche Intelligenz, die auch die Begeisterung für einige US-Unternehmen aufrechterhalten dürfte, dürfte dennoch weiterhin im Fokus stehen. "Aus unserer Sicht sollten Anlegerinnen und Anleger mit einer geduldigen, langfristigen Denkweise an die KI-Revolution herangehen. Das Engagement in den potenziellen Nutznießern sollte auf verschiedene Sektoren und Regionen entfallen, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Das Potenzial dieser Anlagechance ist kaum zu überschätzen", so die JPMorgan-Experten
US-Wirtschaft im Blick
Ökonomen erwarten unterdessen eine Abkühlung des Wirtschaftswachstums wie auch schon im ersten Halbjahr, zu einer Rezession dürfte diese aber nicht führen. "Wir gehen weiterhin davon aus, dass die sequenziellen Wachstumsraten im weiteren Verlauf des Jahres 2024 stark sinken und bis Anfang 2025 niedrig bleiben werden", schätzt Preston Caldwell, Chefökonom von Morningstar für die USA. Die Analysten der Bank of America wiesen kürzlich in ihrem Ausblick zur Jahresmitte darauf hin, dass die Wirtschaft wieder auf Normalität zusteuere nach den hohen Pandemie-Werten: "Wir sehen gesunde, nicht rezessive Makrotrends", zitiert Morningstar. "Die wichtigsten Makro- und Marktvariablen - Wachstum, Arbeitslosenquoten, Haushaltseinkommen, Gewinnmargen der Unternehmen, Renditen von Staatsanleihen - sind so robust wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Anleger können auf Aktien und Sachwerte zurückgreifen, um das Inflationsrisiko zu mindern. Anleihen können Portfolios stärken, wenn das Wirtschaftswachstum ins Stocken gerät", schrieben derweil auch die Experten von JPMorgan in ihrem Ausblick zur Jahresmitte 2024. Vor diesem Hintergrund erwartet das Gros der Experten ein oder zwei Leitzinssenkungen der US-Notenbank Fed in diesem Jahr, etwa ab September oder eventuell auch erst ab Dezember.
Experten überwiegend optimistisch
Im Großen und Ganzen zeigt sich die Mehrzahl der Experten zuversichtlich, was die zweite Jahreshälfte angeht. Dennoch: "Obwohl unser Markt- und Konjunkturausblick konstruktiv ausfällt, sehen wir in erster Linie zwei Unsicherheitsfaktoren: Die US-Wahl und die geopolitischen Risiken", halten die Experten von JPMorgan abschließend fest.
Hyzy von der Merrill und Bank of America Private Bank erwartet derweil: "Wir glauben, dass das heutige, etwas unruhige Umfeld eine Brücke in eine optimistischere Zukunft ist".
Redaktion finanzen.at
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