28.09.2015 19:40:54

VW wird sich laut Experten auf unabsehbare Zeit vom Bond Markt fernhalten

   Von Christopher Whittall

   NEW YORK (Dow Jones)--Volkswagen AG (VW) wird sich Experten zufolge wegen der Abgas-Affäre in den kommenden Monaten über Bankkredite und Bargeldreserven finanzieren müssen statt am Markt mit Unternehmensanleihen. "Ihre Liquiditätsposition ist auf Sicht der kommenden 12 Monate stark, doch die derzeitigen Kosten für die Langfristfinanzierung singt besorgniserregend", sagte Zoso Davies, Kreditstratege bei Barclays.

   Die US-Umweltbehörde EPA hatte aufgedeckt, dass VW bei seinen Dieselfahrzeugen in den USA die Abgaswerte manipuliert hatte. Mit Hilfe einer speziellen Software wurden im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen als im regulären Betrieb. Die Software ist laut VW in insgesamt elf Millionen Fahrzeugen des Konzerns weltweit verbaut. Vorstandschef Martin Winterkorn trat zurück. Der VW-Aktienkurs brach daraufhin ein, auch bei den Unternehmensanleihen gab es einen Ausverkauf.

   Die Rendite einer von Volkswagen International Finance NV ausgegebene Anleihe über 1,5 Milliarden Euro, die im Mai 2017 fällig wird, stieg am Dienstag auf rund 1,40 Prozent, wie aus Daten von Tradeweb hervorgeht. Am 18. September, bevor der Skandal an die Öffentlichkeit kam, lag sie bei 0,34 Prozent.

   Volkswagen war 2014 mit Abstand Europas größter Emittent von Unternehmensanleihen. Laut Datenanbieter Dealogic sammelte der Konzern 25 Milliarden US-Dollar in 53 Deals ein. Laut FactSet hatte Volkswagen per 30. Juni fast 60 Milliarden Euro an Langfristschulden, die innerhalb der kommenden 12 Monate fällig werden. Zudem hat das Unternehmen Zugriff auf 82 Milliarden Euro an Liquidität durch Bargeldbeteiligungen, kurzfristige Investitionen und Bankkredite. Zuletzt zapfte VW den Unternehmensanleihemarkt am 10. September an, allerdings nur im Volumen von 61 Millionen Dollar. Anfang August besorgte sich VW jeweils 750 Millionen Euro frisches Kapital über eine fünfjährige, mit 0,75 Prozent verzinste Anleihe und einen bis August 2017 laufenden Floater.

   "Der Anleihemarkt beginnt gerade erst, das Ausmaß der Krise zu verstehen. Die Märkte sind nervös. In derartigen Situationen zapfen Emittenten den Kapitalmarkt an, wenn sie weniger nervös sind", sagte Hugh Carter, ein Managing Director bei der Commerzbank AG.

   Bankern zufolge dürfte VW sich vom Unternehmensanleihemarkt fernhalten, bis der Konzern einen Strich unter die Affäre ziehen kann. Zwischenzeitlich habe der Konzern andere Mittel, um sich Geld zu beschaffen. "Wenn sie ein großer Emittent sind, gibt es viele Wege, sich zu finanzieren", erklärte er. VW reagierte auf eine Anfrage nach einer Stellungnahme nicht.

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   September 28, 2015 13:08 ET (17:08 GMT)

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