Nach anfänglicher Kritik |
10.03.2023 06:01:00
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Bitcoin, Ether & Co.: Immer mehr Banken und Vermögensverwalter bieten Krypto-Produkte an
• Immer mehr führende Banken und Vermögensverwalter bieten Krypto-Produkte an
• Anpassung an Krypto-Sektor dient eigenem Überleben
Mehr als zehn Jahre sind mittlerweile seit dem Aufkommen der ersten Kryptowährung Bitcoin vergangen. Ganz neu war die Blockchain-Technologie, der viele Vertreter der traditionellen Finanzbranche erst einmal mit Skepsis begegneten. Auch in den folgenden Jahren sollte sich die Skepsis gegenüber der Urcyberdevise und den folgenden Digitalwährungen Ethereum & Co. vehement halten. Zahlreiche prominente Vertreter des Finanzwesens ließen es sich dabei nicht nehmen, Kryptowährungen jedweden Wert und Nutzen vollständig abzusprechen. Unvergessen ist die Aussage des JPMorgan-Chefs Jamie Dimon vor einigen Jahren im Rahmen einer Investorenveranstaltung, in welcher er den Bitcoin noch als "Betrug" betitelte, der zwangläufig "in die Luft fliegen" müsse. Oder auch BlackRock-CEO Larry Fink, der im Jahr 2017 betonte: "Bitcoin zeigt lediglich, wie groß die Nachfrage nach Geldwäsche in der Welt ist … Mehr ist es nicht."
JPMorgan und BlackRock machen es vor
Vieles ist bei den beiden Finanzinstituten mittlerweile - in Bezug auf Kryptowährungen - passiert. So kooperiert der Vermögensverwalter BlackRock nun mit dem Handelsplatz für Digitaldevisen, Coinbase, um institutionellen Investoren das Trading von Bitcoin zu ermöglichen. So heißt es seitens Blackrocks Global Head of Strategic Ecosystem Partnerships Joseph Chalom: "Unsere institutionellen Kunden sind zunehmend daran interessiert, sich an den Märkten für digitale Vermögenswerte zu engagieren und konzentrieren sich darauf, wie sie den operativen Lebenszyklus dieser Vermögenswerte effizient verwalten können". Nur kurz nach der Ankündigung launchte das Finanzunternehmen zudem ein weiteres Produkt für Krypto-Enthusiasten, nämlich den Bitcoin Private Trust für institutionelle US-Investoren.
Ähnlich sieht es bei dem US-Finanzhaus JPMorgan aus. So nutzt die Bank mittlerweile einen eigenen Token, den JPM Coin und hat eigens eine Geschäftssparte gegründet, um alle eigenen Blockchain-Projekte zu bündeln. Darüber hinaus bietet die Kreditanstalt ihren Anlegern mittlerweile den Zugang zu zahlreichen Bitcoin-Fonds und hat sogar im Metaverse eine digitale Filiale eröffnet.
Die beiden Finanz-Schwergewichte sind durchaus nicht die einzigen, die ihre anfängliche Vorsicht gegenüber Kryptos etwas abgelegt haben. So können Anleger des Vermögensverwalters Fidelity ebenfalls schon Kryptowährungen mit in ihre Depots mitaufnehmen, die sie für die Altersvorsorge eingerichtet haben. Und auch Schroders hat sich mit einer Beteiligung an dem Schweizer Fondsmanager Forteus, welcher den Fokus auf Kryptowährungen legt, dem Markt für Digitaldevisen geöffnet.
DeFi bietet immer mehr Möglichkeiten
Der Trend zeigt klar: Kryptowährungen und die zugrundeliegende Blockchain-Technologie sind längst keine Außenseiter mehr. So hat beispielsweise die schweizerische staatliche Bank Postfinance mittlerweile erkannt, dass die Blockchain das Potenzial berge "viele Prozesse in der Finanzindustrie grundlegend zu verändern", wie das Institut gemäß der NZZ schreibt. Dabei zeigt sich die Bank insbesondere von dem Bereich Dezentrale Finanzen, kurz DeFi, beeindruckt, welcher mittlerweile fast alles bieten würde, was auch der traditionelle Finanzsektor im Angebot hat.
Konkurrenz durch Coinbase & Co. entgegen wirken
Dass ein Umdenken im traditionellen Bankensektor stattfindet, dürfte jedoch nicht daran liegen, dass sich die anfängliche Vorsicht in Luft aufgelöst hätte. Vielmehr dient die Anpassung der Finanzbranche dem Kampf ums langfristige Überleben. So sind Krypto-Broker wie Coinbase & Co. schon jetzt insbesondere beim jüngeren Klientel beliebt. Was wenn diese Krypto-Unternehmen eines Tages auf die Idee kommen, auch ins traditionelle Bankenwesen zu expandieren und ihre Kundschaft direkt mitnehmen?
So meint Nils Bulling, Leiter Strategische Innovationen und Digitale Assets beim Schweizer Bankensoftware-Entwickler Avaloq, gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung: "Junge Kundinnen und Kunden, die ihr Vermögen bereits bei Coinbase oder anderen Plattformen parkiert haben, wird man in diesem Szenario nicht mehr so leicht zurückgewinnen. Dann ist der Berührungspunkt zur jungen Generation verloren." Zwar schlägt sich die Kryptobranche aufgrund der starken Volatilität sowie der unklaren Regulierung noch immer mit einem Vertrauensdefizit gegenüber den traditionellen Finanzunternehmen rum, dies könnte sich langfristig jedoch ändern. Avaloq arbeitet daher bereits an einem eigenen Krypto-Broker, der Anlegern Autonomie beim Traden und Verwahren von Digitaldevisen bietet, gleichzeitig jedoch alle regulatorischen Anforderungen erfüllt.
Noch scheitert eine großangelegte Krypto-Offensive in traditionellen Finanzunternehmen nach Meinung von Branchenexperte Rino Borini am fehlenden Willen in der Chefetage. So meint er gegenüber der NZZ: "Die Banken haben oft Leute, die in DeFi-Themen extrem fit sind. Aber sie müssen auch beim Topmanagement Gehör finden. Ich sage den Banken immer: Ihr unterschätzt die Macht der Privaten. Wenn sie etwas kaufen wollen, gehen sie eben nicht mehr zur Hausbank, sondern zu Coinbase." Wie sich das Ganze jedoch langfristig entwickelt, bleibt weiter abzuwarten.
Redaktion finanzen.at
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