Devisen-Trader-Kolumne 07.06.2017 10:09:31

Chinesischer Yuan: Peking feuert eine Breitseite auf die Spekulanten ab!

Kolumne

Hohe Verschuldung, Fehlinvestitionen, kaum noch kontrollierbare Finanzmärkte und dazu eine immer schwächer werdende Wachstumsdynamik. Geht man nach den Experten von Moody´s, dann nehmen die Risiken in den nächsten Jahren immer mehr zu. Erstmals seit 1989 hat die Rating-Agentur chinesische Anleihen herabgestuft. Peking war darüber "not amused" und hat auf seine Weise reagiert: Möglichen Spekulationen auf eine Abwertung des Yuan, bzw. einen Anstieg von USD/CNY, wurde mit einer deutlichen Senkung des Wechselkurses begegnet.

Botschaft an alle Spekulanten: Leg Dich nicht mit der Regierung an!

Das kostet all diejenigen, die auf eine Abwertung des Yuan spekulieren, richtig Geld. Die Botschaft ist klar: Leg Dich nicht mit der Regierung an! Aber kann sich China auf Dauer gegen die Marktkräfte stemmen? Oder um die Eingangsfrage zu wiederholen: Wie lange geht das noch gut? Meine Antwort: Sehr lange! Peking hat in den letzten Jahren mit seiner Mischung aus Marktwirtschaft und rigiden Regulierungen die Lage unter Kontrolle behalten und das wird auch in den nächsten Jahren gelingen. Vor allem aus zwei Gründen: 1. Die Probleme der Überschuldung von Unternehmen und des Schatten-Kapitalmarkts werden seit einiger Zeit energisch bekämpft. 2. Die Weltwirtschaft wächst solide, was Peking für seine wachstumsdämpfenden Maßnahmen den nötigen Spielraum gibt. Klar: Die Probleme sind natürlich riesig und das Ganze kann nicht nur Peking, sondern uns allen um die Ohren fliegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies in den nächsten Jahren passiert, ist aber gesunken. Das passt auch zum Downgrade von Moody´s, denn die Rating-Agenturen benennen Probleme in der Regel erst dann, wenn diese schon abklingen.

Aufwertungsdruck auf den Yuan?

Ende 2016 zollte auch der Wechselkurs des Dollars gegenüber dem Yuan (USD/CNY) der Dollarstärke Tribut: Er stieg fast auf 7,00 CNY. Seit Jahresbeginn gab es aber eine Seitwärtsbewegung um die Marke von 6,90 CNY, aus der der von Peking kontrollierte Wechselkurs jetzt nach unten ausgebrochen ist. Der Bruch der Aufwärtstrendlinie bei 6,80 CNY dürfte einen weiteren Rückgang zur Folge haben, möglicherweise bis 6,70 CNY. Damit hat Peking auch auf die Dollarschwäche der letzten Zeit reagiert, was sich daran zeigt, dass der Wechselkurs des Euro zum Yuan in den letzten Wochen sogar gestiegen ist.

Fazit

Pekings Maßnahmen zur Eindämmung der Kapitalflucht haben Erfolg: Sind die Devisenreserven 2015 und 2016 noch um 20 Prozent gesunken, konnten sie 2017 stabilisiert werden. Anleger sollten den Rückgang von USD/CNY abwarten, können aber nach dessen Abschluss mit einem Long-Zertifikat auf einen erneuten Anstieg setzen. Denn langfristig bleibt der Yuan unter Abwertungsdruck.

Der Autor erklärt, dass weder er noch eine mit ihm verbundene Person im Besitz von in der Analyse erwähnten Finanzinstrumenten ist und dass keinerlei Interessenkonflikt besteht.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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