Trump vs. US-Dollar 17.09.2019 19:36:00

Diskussion um Dollar-Stärke: Was ist dran an Trumps Bedenken?

Diskussion um Dollar-Stärke: Was ist dran an Trumps Bedenken?

• US-Dollar im Höhenflug
• Nachteil für US-Unternehmen
• Trump trägt Mitschuld an starker Währung

Der aktuelle Höhenflug des US-Dollar ist für Donald Trump kaum zu ertragen. Schon in der Vergangenheit hat er mehrfach darauf hingewiesen, dass er gerne einen schwächeren US-Dollar sehen würde. "Ich muss ihnen sagen, das benachteiligt uns", so der US-Präsident schon vor einigen Wochen in Bezug auf die starke Währung auf Twitter.

US-Dollar im Höhenrausch

Und in der Tat, der Greenback ist gegenwärtig in einem regelrechten Höhenflug. Betrachtet man die langfristige Wertentwicklungen zwischen dem US-Dollar und dem Euro, dem Pfund Sterling sowie dem chinesischen Yuan, muss festgestellt werden, dass die wichtigste Währung der Welt tatsächlich immer mehr an Wert gewinnt. So verteuerte sich der Greenback allein in den zurückliegenden 52 Wochen um über fünf Prozent gegenüber dem Euro. Mit Blick auf einen Zeitraum von fünf Jahren hat sich der Wert des US-Dollar gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung sogar um rund 17 Prozent gesteigert.

Das Pfund hat sich massiv verbilligt

Eine noch extremere Performance zeigte der US-Dollar dabei gegenüber dem britischen Pfund Sterling. Während der Greenback im vergangenen Jahr, ähnlich wie zum Euro, rund fünf Prozent gegenüber dem Pfund zulegen konnte, zeigt der langfristige Chart einen noch sehr viel deutlicheren Aufwertungstrend. So legte der US-Dollar in den zurückliegenden fünf Jahren gegenüber dem britischen Pfund Sterling über 30 Prozent an Wert zu. Von einem derart hohen Wertverlust wie beim britischen Pfund ist selbst der immer schwächer werdende chinesische Yuan noch weit entfernt. Im Zeitraum von einem, drei und fünf Jahren kletterte der US-Dollar lediglich 3,6, 6,5 und 16,2 Prozent gegenüber der chinesischen Hauptwährung.

Trump schickt Schwellenländer-Währungen in den Keller

Derweil legt der Greenback jedoch nicht nur gegenüber den etablieren Weltwährungen zu, sondern auch im Vergleich zu Devisen aus unterschiedlichen Schwellenländern. Für diese Tatsache ist der amerikanische Präsident teilweise sogar mitverantwortlich. So sorgte Donald Trump durch einzelne Twitter-Nachrichten in der Vergangenheit schon öfter dafür, dass die Kurse der türkischen Lira oder des argentinischen und mexikanischen Pesos massiv unter Druck geraten sind.

Hohe Zinsen und eine gute Konjunktur treiben den US-Dollar…

Hauptgrund für den starken Greenback sind jedoch sicherlich nicht die Tweets des US-Präsidenten, sondern die amerikanische Konjunktur und die Geldpolitik der US-Notenbank. Denn obwohl die Fed nun schon wieder leicht von ihrer ursprünglich angedachten Zinsstraffung zurückgewichen ist, liegt die Renditedifferenz zwischen US-Anleihen und Staatsanleihen aus anderen Industrieländern immer noch auf einem relativ hohen Niveau. Während die Fed schon seit längerem damit begonnen hat, die Leitzinsen gemäß der konjunkturellen Entwicklung wieder graduell zu erhöhen, verblieben die weltweiten Notenbanken bei ihren expansiven Maßnahmen. Aufgrund dieser Konstellation verwundert es kaum, dass sich nun die Investoren aus aller Welt um die begehrten US-Staatsanliehen reißen und somit die Nachfrage nach dem US-Dollar antreiben und dadurch auch den Wechselkurs in die Höhe peitschen.

… und bringen Donald Trump zur Weißglut

Genau diese Entwicklung veranlasst US-Präsident Donald Trump unter anderem dazu, die Fed, ihren Chef, Jerome Powell, und weitere Notenbanker in einer Twitter-Nachricht als "Dummköpfe" zu bezeichnen.



Für den US-Präsidenten ist es ein Wahnwitz, dass sich sein Land mit einem relativ hohen Leitzins vermeintlich selbst an die Kette legt, während sich der Rest der Welt scheinbar sorglos zum Nullzins weiter refinanziert. Dabei sind die Sorgen des US-Präsidenten nicht völlig unberechtigt. Denn der starke US-Dollar erschwert es den US-Unternehmen, ihre Produkte zu exportieren, da diese für die Käufer im Ausland erheblich teurer werden. Ein weiterer Nachteil des starken Greenback besteht darin, dass die Konzerne, welche ihre Auslandsumsätze zurück in die Heimat holen, ihre schwache Auslandswährung in die stärkere Heimatwährung umtauschen müssen, wodurch ebenfalls ein Verlust entstehen kann.

Diese enorme Belastung für die US-Unternehmen verdeutlicht, weshalb Donald Trump seit Wochen und Monaten verbal gegen den starken US-Dollar vorgeht. Denn während er seine eigenen Notenbanker "Dummköpfe" nennt, wirft er den chinesischen und europäischen Währungshütern Währungsmanipulation vor. Und Tatsächlich gehören die chinesischen und europäischen Konzerne zu den größten Profiteuren des Dollar-Höhenflugs. Denn der starke US-Dollar vergünstigt für die Amerikaner jeglichen Import aus dem Ausland.

Deutsche Wirtschaft profitiert vom starken US-Dollar

Diese Rahmenbedingung kommt im Übrigen hauptsächlich den deutschen Exporteuren zugute. Denn mit einem Exportvolumen von 113,5 Milliarden US-Dollar waren die USA im Jahr 2018, zum dritten Mal in Folge, der wichtigste Käufer deutscher Exporte. Dieser Umstand führt wiederum zu einer sehr ungleichen Handelsbilanz zwischen Deutschland und den USA.

Ist der Dollar zu stark oder sind die anderen zu schwach?

Seit der Aufgabe des Bretton Woods-Systems scheint der US-Dollar, im Vergleich zu vielen anderen Währungen, kontinuierlich an Wert gewonnen zu haben. Betrachtet man jedoch lediglich das Wechselverhältnis gegenüber den Hauptwährungen wie Pfund, Yen usw. muss man feststellen, dass der Greenback über die Jahrzehnte tendenziell abgewertet hat. Somit steht der US-Dollar, im Vergleich zu einem Währungskorb aus Hauptwährungen, heute rund 20 Prozent tiefer als noch im Jahr 1973. Dementsprechend kann nicht von einer systematischen Überbewertung des US-Dollars gesprochen werden.

Blickt man jedoch nicht nur auf einen Korb von fünf Hauptwährungen, sondern auf einen breiten Korb von insgesamt 26 Währungen, wie beispielsweise den argentinischen Peso, den russischen Rubel und die türkische Lira, kann man aktuell wiederum von einer historischen Stärke des US-Dollars sprechen. Grund hierfür ist aber nicht nur der verhältnismäßig hohe Wert des Greenbacks, sondern vielmehr die extreme Schwäche der Schwellenländer-Währungen.

Der US-Dollar könnte noch weiter zulegen

Da sich die Währungskurse schlussendlich nur aufgrund von Angebot und Nachfrage bilden, ist es in Anbetracht der guten US-Konjunktur und des relativen hohen Zinsniveaus in den USA sowie der wirtschaftlichen Unfähigkeit einiger Staaten sogar noch verwunderlich, dass der Wert des US-Dollars nicht noch viel stärker ist. Auch wenn sich Donald Trump eine schwächere Währung wünschen würde, damit die US-Unternehmen ihre Produkte leichter ins Ausland exportieren könnten, kann er durchaus zufrieden sein, dass die USA de facto der letzte große Wirtschaftsraum sind, welcher noch mit merklich positiven Zinssätzen funktioniert und nicht auf eine scheinbar unendliche Zinsmanipulation seitens der Währungshüter angewiesen ist.

Pierre Bonnet / finanzen.at

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