FTX-Insolvenz 22.12.2022 03:07:39

FTX-Gründer räumt ein: FTX auf massive Kurseinbrüche nicht genügend vorbereitet

FTX-Gründer räumt ein: FTX auf massive Kurseinbrüche nicht genügend vorbereitet

• Betrugs-Verdacht gegen FTX-Gründer Sam Bankman-Fried
• SBF gesteht Fehler und mangelnde Kontrollen ein
• Vorwurf der kriminellen Machenschaften zurückgewiesen


Die Insolvenz von FTX, der ehemals zweitgrößten Kryptobörse der Welt, beschäftigt noch immer die Kryptobranche. Anfang November war ans Licht gekommen, dass FTX heimlich Kundeneinlagen an das Schwesterunternehmen Alameda Research durchreichte. Verunsicherte FTX-Kunden zogen daraufhin Kapital in Milliardenhöhe ab, weshalb Sam Bankman-Fried (SBF), der Gründer von FTX und zu diesem Zeitpunkt auch noch CEO des Unternehmens, am 11. November in den USA einen Insolvenzantrag für FTX stellen musste. Bei Alameda handelt es sich um ein ebenfalls von SBF gegründetes und mittlerweile auch insolventes Handelshaus. Noch immer sind Behörden und Anwälte dabei, die finanziellen und geschäftlichen Verstrickungen aufzudröseln, wobei teilweise desaströse Zustände zum Vorschein kommen.

Neuer FTX-CEO schockiert

Infolge dieser Ereignisse ist Sam Bankman-Fried als CEO zurückgetreten und der Restrukturierungsexperte John J. Ray hat das Ruder übernommen. Der Nachfolger hat bereits nach wenigen Tagen im Chefsessel desaströse Mängel bei FTX beklagt: "Noch nie habe ich in meiner Karriere so einen Mangel an Unternehmenskontrollen gesehen, vom Fehlen von Finanzstatements über ein komplettes Versagen von interner Kontrollen bis hin zu jeglicher Form von Governance-Standards", so Ray.

SBF hat diese Vorwürfe jedoch zurückgewiesen. "Ich weiß nicht ob sie bewusst gelogen haben oder ob es sich um einen ehrlichen Fehler handelte weil sie mit niemandem Rücksprache hielten, der wusste wo sich diese Unterlagen befanden", erklärte der einstige Star der Krypto-Szene in einem Interview mit "The Block". Und weiter: "Aber es gab Fälle in denen behauptet wurde, dass X,Y oder Z nicht existieren würde. Und ich starre auf eine Kopie von X, Y, oder Z und auf keine meiner E-Mails wurde reagiert." Überhaupt hätten Ray und dessen Team sämtliche Kontaktversuche von ihm ignoriert. Sam Bankman-Fried widersprach in dem Interview dem Vorwurf, dass es keinerlei Finanzkontrollen gegeben hätte, räumte aber ein, dass diese nicht ausreichend gewesen seien: "Ich stimme völlig zu, dass es an manchen Stellen sehr schlechte Kontrollen gegeben hat und dass es sich hierbei um kritische Stellen handelte".

Zu wenige Stresstests

Laut "Fox Business" ging Sam Bankman-Fried auch in einem anderen Interview auf das Thema mangelhafter Kontrollen bei FTX ein: "Letztendlich wünschte ich wirklich, dass wir härtere Stresstest durchgeführt hätten. Damit meine ich, wie würde FTX in einem echten Crash-Szenario bestehen. Ich habe nicht an einen Einbruch um 80 oder 90 Prozent gedacht, aber offensichtlich ist genau dies eingetreten." Er räumte ein, dass er jedoch ein solches Szenario in Betracht hätte ziehen sollen, schließlich hätte es ja schon in der Vergangenheit starke Marktcrashs gegeben.

Auf die Frage, warum FTX keinen geeigneten Finanzvorstand gehabt habe, antwortete er: "Unsere Finanzen wurden jedes Jahr überprüft und zwar von externen Wirtschaftsprüfern. Wir hatten ein Buchhaltungs-Team. Wir hatten ein Finanzteam, das sich damit befasste. Ich habe mir jährlich die Finanzdaten angesehen, nachdem sie geprüft wurden und die entsprechenden Entwürfe dazu, bevor sie herauskamen."

Betrug oder Missmanagement?

Der Verdacht steht im Raum, dass hinter dem Skandal nicht nur Missmanagement steckt, sondern womöglich kriminelle Energie. Sam Bankman-Fried, dem nach der Verhaftung auf den Bahamas nun eine Gefängnisstrafe droht, hat sich deshalb in einer ganzen Reihe von Interviews bemüht, seine Sicht der Dinge darzulegen. Dabei hat er zwar Management-Fehler eingeräumt, die er zu verantworten habe, aber er beteuerte stets, dass nie wissentlich Betrug oder Gesetzesverstöße begehen wollte: "Ich habe nie versucht, zu betrügen", sagte er beispielsweise in einem "Handelsblatt"-Interview.

Redaktion finanzen.at

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