Mehr als 300 Kläger |
15.08.2022 23:46:00
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Sammelklage gegen Celsius: Darauf können Kläger nach der Celsius-Insolvenz jetzt hoffen
• Insolvenzverfahren nach Chapter 11
• Celsius-Kläger setzen sich zur Wehr
Celsius friert Auszahlungen ein
Im Juni, als der Krypto-Markt deutlich einbrach und die Kurse von Bitcoin, Ethereum & Co. ins Straucheln gerieten, fiel auch der Krypto-Lender Celsius Network in Schieflage. Das US-Unternehmen galt als einer der größten Verleihdienste im Krypto-Sektor. Solche Lender verwahren Kryptowährungen von Anlegern und zahlen ihnen im Gegenzug Zinsen. Die digitalen Coins werden derweil gebührenpflichtig an professionelle Investoren verliehen. Vor dem Krypto-Crash schien für Celsius alles gut gelaufen zu sein, weswegen der Verleihdienst laut Berichten des "Wall Street Journal" nachlässig wurde und Anlegern hohe Renditen versprach, selbst aber auf geringen Margen sitzen blieb. Als der Kryptomarkt Mitte Juni dann einbrach, stoppte der Lender alle Kundenabhebungen. "Aufgrund der extremen Marktbedingungen geben wir heute bekannt, dass Celsius alle Abhebungen, Swaps und Überweisungen zwischen Konten pausiert", hieß es in einer Mitteilung des Dienstes. "Wir ergreifen diese Maßnahme heute, um Celsius in die Lage zu versetzen, seinen Abhebungsverpflichtungen über einen längeren Zeitraum nachzukommen." In der Folge der Ankündigung stürzten die Kurse von Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptowährungen weiter ab.
Insolvenz nach Chapter 11 beantragt
Nachdem der Lending-Dienst einen Monat keine Auszahlungen vornahm, meldete das Unternehmen am 13. Juli dann Insolvenz nach Chapter 11 an. Damit will sich das Unternehmen trotz der Zahlungsunfähigkeit neu organisieren. "Der heutige Antrag folgt auf die schwierige, aber notwendige Entscheidung von Celsius im letzten Monat, die Abhebungen, Swaps und Übertragungen auf der Plattform zu pausieren, um das Geschäft zu stabilisieren und die Kunden zu schützen", teilte das Unternehmen in einer Ankündigung mit. "Ohne die Pause hätte die Beschleunigung der Abhebungen dazu geführt, dass bestimmte Kunden - die als erste gehandelt haben - vollständig ausgezahlt worden wären, während andere darauf warten mussten, dass Celsius den Wert von illiquiden oder längerfristig angelegten Vermögenswerten abschöpft, bevor sie eine Rückzahlung erhalten." Auch Celsius-CEO Alex Mashinsky bestätigte, dass diese Entscheidung richtig gewesen sei und damit die Zukunft des Lenders gestärkt werden könne. Wie aus dem Konkursantrag hervorgeht, beläuft sich das Defizit des Krypto-Lenders auf 1,2 Milliarden US-Dollar. Laut "The Guardian" sieht Celsius die Gründe für die Pleite in einer weltweiten "Kryptopokalypse", negativer Berichterstattung der Medien sowie schlechten Geschäftsentscheidungen.
Interessensgruppe fordert Millionenbetrag
Nach wie vor warten die Kunden des Krypto-Verleihers jedoch auf ihre Auszahlungen, wie das Portal "CoinDesk" berichtete. Aus diesem Grund taten sich einige der Celsius-Kunden, deren Gelder in Verwahrungskonten gehalten wurden, nun mit dem Rechtsanwalt Kyle J. Ortiz der Kanzlei Togut, Segal & Segal LLP zusammen, um an ihre Einzahlungen zu kommen. Mittlerweile umfasst die Gruppe mehr als 300 Betroffene. Auch seien bereits fast 100.000 US-Dollar gesammelt worden, die als Vorschuss für die juristische Vertretung der Opfer genutzt werden sollen. "Alle unterschreiben derzeit Verpflichtungserklärungen und haben bereits 93.000 US-Dollar von 100.000 US-Dollar zugesagt", so David Little, der die Gruppe mitorganisiert, in einer Sprachnachricht an das Portal. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir es schaffen werden." Die Kunden der Interessensgruppe nutzten die hinterlegten Kryptomittel ausschließlich zur Aufbewahrung und erhielten dafür keine Zinsen. Laut dem Krypto-Portal "Bitcoin2Go" machten die Verwahrkonten vier Prozent des gesamten Celsius-Kapitals aus. Dementsprechend fordern die Kläger diesen Prozentsatz aller Anlagen, der in etwa einem Betrag von 180 Millionen US-Dollar entspricht. Während bei Depotkunden des Dienstes das Eigentumsrecht beim Wallet-Inhaber bleibt, sind Nutzer des Earn-Programms, denen für die Einlagerung ihrer Kryptowährungen Rendite versprochen wurde, laut Nutzungsbedingungen nicht mehr Eigentümer ihrer Coins, so CoinDesk.
Schwammige Formulierungen
Thomas Braziel, Gründer des auf Konkursforderungen spezialisierten Unternehmens 507 Capital, zeigte sich gegenüber dem Portal besorgt, dass die von Celsius beauftragte Anwaltskanzlei Kirkland & Ellis, die Interessensgruppe vertrösten könne. Statt etwa einen Antrag auf Rückgabe des Geldes in Fiatwährungen zu stellen, wie es etwa beim ebenfalls insolventen Krypto-Lender Voyager Digital geschehen war, wolle Kirkland eine Feststellungsklage einreichen, in Folge derer das Gericht entscheiden müsse. "Es wird gemunkelt, dass es sich dabei um ein Lippenbekenntnis gegenüber den Antragstellern handelt", so Braziel gegenüber CoinDesk. "Es ist nicht zu 100 Prozent klar, ob die Vermögenswerte in Verwahrung genommen werden. Celsius sagt, dass sie es für die Kläger verwahren, aber die Formulierung in den Geschäftsbedingungen ist sehr schwammig." Aus diesem Grund wolle Kirkland wohl keine Gelder auszahlen, wenn sie dazu möglicherweise gar nicht verpflichtet sind.
Weitere Sammelklagen
Dem Rechtsportal Anwalt.de zufolge wurden darüber hinaus weitere Sammelklagen gegen den Krypto-Lender eingereicht. So vertrete die US-Kanzlei Bragar Eagel & Squire, P.C etwa Celsius-Kunden, die Wertpapiere des Dienstes gekauft haben, wie das Online-Medium berichtet. Demnach soll Celsius gegen das US-Wertpapierrecht verstoßen haben und damit private Anleger zu einem Investment verführt haben. Auch werfen die Kläger dem Unternehmen vor, die Preise für angebotene Anlageprodukte künstlich aufgebläht zu haben. Eine weitere Sammelklage gehe von Betroffenen aus, die Celsius des Verkaufs nicht registrierter Wertpapiere beschuldigen und den Betreibern vorwerfen, ein Schneeballsystem aufgebaut zu haben. Der YouTuber und Influencer "Bitboy" soll dem Portal zufolge außerdem gegen die ausgebliebenen Auszahlungen des Dienstes im Juni geklagt haben.
Redaktion finanzen.at
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