Euro am Sonntag-Tipp 14.08.2016 03:00:01

US-Immobilien: Hier gibt's glänzende Perspektiven

von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Dior, Armani, Louis Vuitton - die teuersten Luxusmarken finden sich unter einem Dach vereint im Einkaufstempel The Shops at Crystals in Las Vegas. 2009 eröffnet und je zur Hälfte vom Kasinobetreiber MGM Mirage und dem Emirat Dubai finanziert, wechselte er im ­April dieses Jahres den Besitzer. Für 1,1 Milliarden US-Dollar erwarben die börsennotierte Immobiliengesellschaft Simon Property Group und Invesco Real Estate zu gleichen Teilen den Gebäudekomplex.


Die niedrigen US-Zinsen erleichtern Unternehmen wie Simon Property derzeit die Finanzierung solcher Deals. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum die Gesellschaften in jüngster Zeit das Interesse auf sich ­ziehen. Sie profitieren auch vom Brexit-Votum. Denn viele internationale Immobilieninvestoren suchen angesichts der Unsicherheit in Europa Chancen in anderen Regionen.

Statt auf London richtet sich ihr Blick auf den US-Immobilienmarkt und die dort vertretenen börsennotierten Immobiliengesellschaften, die in der Regel als Real Estate Investment Trusts (REITs) organisiert sind. Deren Aktien sind seit dem Leave-­Votum der Briten deutlich gestiegen (siehe Investor-Info). Das Ergebnis: Seit Jahresanfang haben die im FTSE Nareit US Real Estate Index versammelten Gesellschaften mit rund 16 Prozent Wertzuwachs den breiten US-­Aktienmarkt (sieben Prozent Plus) klar hinter sich gelassen.

Für die Titel sprechen neben ihrer Eigenschaft als Fluchtburg für internationale Anleger auch die soliden Zahlen der Branche: 3,5 Prozent durchschnittliche Dividendenrendite und ein Gewinnwachstum von sechs bis sieben Prozent sind in einem Umfeld rekordniedriger Zinsen durchaus attraktiv.

Bald nicht mehr "versteckt"

Begünstigt wird die Kursentwicklung bei US-REITs auch von einer Entscheidung der Index­anbieter S & P und MSCI. Künftig bekommen Immobilien-AGs nämlich eine eigene Industrieklassifikation. Das bedeutet, dass REITs in einem eigenen Sektorindex gebündelt werden.


Bisher waren sie als Finanz­titel eingestuft und teilten sich eine Kategorie mit Banken, Versicherungen und Vermögensverwaltern. Nach dem 16. September werden sie zum elften Sektorindex des S&P 500 und rangieren dann neben IT, Telekom, Versorgern und sieben weiteren Sektoren.

REITs profitieren von diesem Schritt in zweierlei Weise: Den Gesellschaften wird eine höhere Aufmerksamkeit zuteil, da sie nicht mehr inmitten von Finanzwerten "versteckt" sind. Und: Fondsmanager, die sich in ihrer Anlageaufteilung eng am S & P 500 orientieren (müssen), dürften den Anteil an REITs in ihren Portfolios aufstocken.

Die US-Bank JPMorgan schätzt, dass bis zu 100 Milliarden Dollar in den neuen Sektor umgeleitet werden könnten. Denn Fonds halten bisher nur rund halb so viele REITs-Aktien im Portfolio, wie sie müssten, wenn sie nah am S & P 500 bleiben wollen. Für dieses Untergewicht gibt es Gründe, unter anderem eine geringere Handels­liquidität bei den Immo-AGs. So legen sich viele Fondsmanager bisher eher eine zusätzliche Bank oder Versicherung statt eines REITs ins Portfolio, um den Finanzsektor abzubilden.

Als eigenständige Klasse dürften Immo-Aktien aber künftig stärkeres Interesse wecken. Und sie ziehen vermutlich mehr Fondsmanager an, die sich nicht auf dieses Gebiet spezialisiert haben und den Sektor über ETFs in ihrem Portfolio abbilden. Das könnte auch die Handelsaktivitäten nach oben treiben und dadurch das Problem teilweise geringer Liquidität mildern.

Investor-Info

US-Immobilienaktien
Klar abgehängt

Im FTSE Nareit US Real Estate Index sind die börsennotierten US-Immobiliengesellschaften versammelt. Deren Wertentwicklung übertraf seit Jahresbeginn klar den marktbreiten Aktienindex S & P 500. Deutlich ist der Kursanstieg des Immobilienindex Ende Juni nach dem Brexit-Votum zu erkennen.

iShares US Property Yield ETF
Dividenden und mehr

Der ETF bildet die Wertentwicklung von US-Immobilienaktien ab und fokussiert sich auf die Dividendenrendite. 126 Immobiliengesellschaften sind aktuell in dem physisch replizierenden Indexfonds enthalten. Top-Position ist mit acht Prozent der Shopping-Mall- Betreiber Simon Property. Der ETF schüttet vierteljährlich aus, die Ausschüttungsrendite betrug zuletzt 3,12 Prozent. Auf Sicht von drei Jahren beträgt der Wertzuwachs rund 75 Prozent bei einer Volatilität von 15 Prozent.

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