Für den Seitwärtstrend 21.09.2014 03:00:02

Zertifikate: Knallerpapiere für den Korridor

von Gian Hessami, Euro am Sonntag

Auch in Saure-Gurken-Zeiten wie diesen gibt es an der Börse Finanzinstrumente, mit denen Anleger ordentliche Rendite erzielen können. Eine Strategie ist es, auf einen Kurskorridor zu setzen. Für risikobereite Anleger eignen sich Inline-Optionsscheine, die mit hohen Gewinnen locken, aber auch ein Totalverlustrisiko bergen. Wer weniger riskieren will, kann sich Korridor-Bonuszertifikate genauer ansehen.

Zwei Knock-out-Barrieren
Das Motto von Inline-Optionsscheinen, auch Inliner genannt, lautet: alles oder nichts. Die Strategie: Anleger setzen darauf, dass sich der Basiswert, etwa ein Index oder eine Aktie, während der Laufzeit innerhalb eines festgelegten Kurskorridors bewegt. Dabei gibt es eine untere und eine obere Knock-out-Barriere. Wird keine dieser beiden Kursmarken berührt oder durchbrochen, erhalten Anleger am Laufzeitende zehn Euro je Schein ausgezahlt. Geht die Wette nicht auf und eine der beiden Barrieren wird gerissen, kommt es zum kompletten Verlust des eingesetzten Kapitals. Wie viel Rendite mit den Papieren möglich ist, können sich Anleger anhand des Kaufpreises des Scheins ausrechnen. Kostet beispielsweise ein Inliner acht Euro, beträgt der mögliche Gewinn zwei Euro, was einer Rendite von 25 Prozent entspricht.

Anleger sollten also stets die Entwicklung des Basiswerts während der Laufzeit der Papiere im Blick haben. Kommt der Basiswert einer der Barrieren bedrohlich nahe, verliert der Kurs des Inliners deutlich an Wert. Dann kann es sinnvoll sein, das Papier zu verkaufen, um einen möglichen Totalverlust zu vermeiden. Weiterhin kann sich ein Verkauf lohnen, wenn der Kurs des Inliners deutlich über neun Euro gestiegen ist. Denn mehr als zehn Euro sind mit dem Investment ja nicht drin. So veräußern Investoren ihr Papier mit Gewinn und schließen zugleich das Totalverlustrisiko aus, das ansonsten noch bis zum Laufzeitende bestanden hätte.

"Mit Inline-Optionsscheinen gewinnt man, wenn an den Börsen nichts passiert", sagt Peter Bösenberg, Derivateexperte bei der So­cié­té Générale. Wer das Risiko reduzieren möchte, konzentriert sich ­lieber auf schwankungsarme Basiswerte. In einem normalen Marktumfeld ohne extreme Kursschwankungen läuft bei den Inlinern die Zeit für die Anleger. Denn mit abnehmender Restlaufzeit steigt die Gewinnwahrscheinlichkeit - und damit auch der Kurs des Inline-Optionsscheins.

Wer das hohe Verlustrisiko reduzieren möchte, für den können sich Korridor-Bonuszertifikate besser eignen. Auch hier ist das Ziel, weder die untere noch die obere Barriere zu verletzen. Geht die Strategie auf, erhalten Anleger eine Bonuszahlung. Reißt der Basiswert hingegen eine der beiden Barrieren, wird es wahrscheinlich, dass Anleger mit dem Investment in den roten Zahlen landen.

Wie sich der Zertifikatekurs dann konkret entwickelt, hängt davon ab, welche der beiden Barrieren zuerst fällt. Berührt oder unterschreitet der Kurs des Basiswerts zuerst die untere Schwelle, wandelt sich das Zertifikat in ein Long-Indexzertifikat - ausgehend vom Basispreis. Der Basispreis ist der bei Emission festgestellte Kurs des Basiswerts.

Zertifikat verwandelt sich
Wird hingegen zuerst die obere Schwelle verletzt, wandelt sich das Papier in ein Short-Indexzertifikat. Fixpunkt ist auch hier der Basispreis. Der Basiswert müsste also erst wieder sein Emissionsniveau unterschreiten, damit das Papier in den positiven Performancebereich gelangt. Grundsätzlich gilt: Sollte das Zertifikat nach einem Barrierebruch wieder in die Gewinnzone kommen, ist die Auszahlung auf den Bonusbetrag begrenzt.

Das recht komplexe Prinzip der Korridor-Bonuszertifikate wird anhand eines Beispiels besser verständlich: Ein Papier der Société ­Générale (ISIN: DE000SG52CN4) auf den DAX hat eine untere Barriere bei 7.500 und eine obere Barriere bei 10.500 Punkten. Zur Emission (Mitte August) notierte der DAX bei 9130,04 Punkten - dies ist zugleich der Basispreis des Produkts. Der Nominalwert des Zertifikats beträgt 100 Euro, aktuell lautet der Verkaufskurs 98,56 Euro. Sollte der Index bis zum Laufzeitende am 20. März 2015 keine der beiden Bar­rieren verletzen, erhalten Anleger 106,50 Euro ausgezahlt. Bei einem Kaufpreis von 98,56 Euro entspricht dies einer Bonusrendite von rund acht Prozent.

Berührt jedoch der DAX zuerst die untere Barriere von 7.500 Punkten, wandelt sich das Papier in ein Long-Indexzertifikat, ausgehend vom Basispreis von 9.130,04 Punkten. Angenommen, der DAX steht nach dem Barrierebruch zum Laufzeitende wieder bei 8.000 Punkten, dann hat der Index rund zwölf Prozent an Wert verloren. Genauso viel verliert dann das Zertifikat, bezogen auf den Nominalbetrag von 100 Euro. Anleger erhalten also in dem Fall rund 88 Euro zurück, was einem Verlust von knapp elf Prozent entspricht. Erst wenn der DAX zum Laufzeitende über der Marke von 9.130,04 Zählern notieren würde, käme das Zertifikat wieder in den positiven Bereich. Der maximale Auszahlungsbetrag beträgt 106,50 Euro.

Aus Bonus- wird Short-Papier Berührt hingegen der Index zuerst die obere Barriere von 10.500 Punkten, wird aus dem Bonuszertifikat ein Short-Indexpapier, bezogen auf den Basispreis. Angenommen, der DAX hat die obere Barriere während der Laufzeit überschritten, notiert aber zum Schluss wieder bei 10.000 Punkten: Dies entspricht gegenüber dem Basispreis von 9.130,04 Punkten einem prozentualen Minus von rund 9,5 Prozent, da sich das Zertifikat ja in ein Short-Papier gewandelt hat. Der Anleger bekäme folglich rund 90,50 Euro zurück, was bei einem Kaufpreis von 98,56 Euro einem prozentualem Verlust von etwa acht Prozent entspricht.

Das Zertifikat würde erst wieder unter der Indexmarke von 9.130,04 Punkten in den Gewinnbereich laufen. Der maximale Auszahlungs­betrag liegt hier auch bei 106,50 Euro.

Investor-Info

Inliner auf den DAX
Wette auf den Leitindex

Wer davon ausgeht, dass der DAX bis zum Jahresende weder die untere Barriere von 8.000 Punkten, noch die obere Barriere von 10.500 Zählern erreicht, für den eignet sich ein Inline-Optionsschein der Deutschen Bank. Die mögliche Rendite beträgt 27 Prozent. Geht die Wette nicht auf, droht Total­verlust. Um das zu verhindern: Stoppkurs setzen!

Inliner auf SAP
Alles oder nichts

Die Aktie von SAP notiert derzeit bei knapp 60 Euro. Anleger, die erwarten, dass sich der Titel bis März 2015 zwischen 41 und 68 Euro bewegen und dabei keine der beiden Barrieren berühren wird, können diese Marktmeinung mit einem Inliner der Société Générale umsetzen. Im Erfolgsfall erzielen sie eine Rendite von 17 Prozent. Wird das Ziel verfehlt, droht auch hier der Kapitalverlust. Stoppkurs setzen!

Inliner auf die Deutsche Telekom
Seitwärtskurs der T-Aktie

Wer glaubt, dass die Aktie der Deutschen Telekom bis Juni 2015 keine größeren Ausschläge vollzieht, für den eignet sich ein Inliner, dessen untere Barriere bei 8,90 Euro und dessen obere Barriere bei 14,80 Euro liegt. Die Marken sind 23 bzw. 27 Prozent vom aktuellen Aktienkurs entfernt. Geht die Strategie auf, winken 19 Prozent Rendite.

Korridorpapier auf den DAX
Unter 10.500 Punkten bleiben

Anleger setzen mit dem Korridor-Bonuszertifikat der Société Générale (ISIN: DE000SG52CN4) darauf, dass der DAX bis zur Fälligkeit am 20.03.2015 weder die untere Barriere von 7.500 Punkten noch die obere Barriere von 10.500 Punkten berührt. Erfüllt sich die Erwartung, erzielen sie eine Bonusrendite von acht Prozent. Wird die untere Barriere berührt, wird aus dem Papier ein Long-Indexzertifikat. Reißt hingegen die obere Barriere zuerst, wandelt es sich zum Short-Indexzertifikat. Sollte es beim Korridor-Zertifikat zum Barrierebruch kommen und das Papier wieder in die Gewinnzone gelangen, gilt: Der maximale Auszahlungsbetrag ist auf 106,5 Euro begrenzt. Dieser Betrag entspricht der Bonuszahlung.

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