Dow Jones
13.05.2010 14:18:13
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UPDATE: EZB hält Leitzinsniveau weiter für angemessen
(NEU: Zusammenfassende Berichterstattung)
Von Katrin Härtel Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hält das gegenwärtige Leitzinsniveau angesichts auch weiterhin gedämpfter Inflations- und Wachstumsraten für gerechtfertigt. "Die derzeitigen Zinssätze sind nach wie vor angemessen", heißt es in dem Editorial des am Donnerstag veröffentlichten EZB-Monatsberichts. Die im Rahmen der "Survey of Professional Forecasters" (SPF) von der EZB regelmäßig befragten Experten verringerten zwar ihre Voraussage für das Wirtschaftswachstum im Euroraum und erhöhten ihre Inflationsprognose für 2010, sie rechnen aber - wie die Notenbank selbst - weiterhin mit moderaten Raten.
Mit Blick auf die Preisentwicklung im Euroraum erklärte die EZB, dem globalen Inflationsdruck wirke weiterhin ein geringer inländischer Preisauftrieb entgegen. Kurzfristig könne sich der globale Inflationsdruck, der vor allem durch die Rohstoffpreise und die Entwicklung in den schnell wachsenden Wirtschaftsregionen der Welt bedingt sei, aber weiter erhöhen. Über die geldpolitisch relevante Frist dürfte die Inflation jedoch moderat bleiben, dies lege auch das schwache Geldmengen- und Kreditwachstum nahe.
"Insgesamt geht der EZB-Rat davon aus, dass die Preisstabilität auf mittlere Sicht gewährleistet bleibt, wodurch die Kaufkraft der privaten Haushalte im Eurogebiet gestützt wird", heißt es in dem Monatsbericht. Die Inflationserwartungen seien fest auf einem Niveau verankert, das mit dem Preisstabilitätsziel der EZB von mittelfristig "unter, aber nahe 2%" Inflation übereinstimme.
Diese Einschätzung teilen auch die von der EZB befragten Experten. Für 2010 wird von den SPF-Prognostikern nun ein jahresdurchschnittlicher Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) von 1,4% (zuvor: plus 1,3%) erwartet. Gründe für die höhere Inflationsprognose seien das Wiederanziehen der Rohstoffpreise - vor allem der Energie- und Nahrungsmittelpreise - und der schwächere Wechselkurs, heißt es.
"Die Prognostiker erwarten, dass die Auswirkungen dieses Anstiegs vorübergehender Natur sind und auf mittlere Sicht durch eine Abschwächung der Kerninflation ausgeglichen werden", erklärte die EZB in ihrem Monatsbericht. Die Jahresteuerung wird für 2011 bei 1,5%, für 2012 bei 1,7% und langfristig bei 1,9% gesehen. Sie stimme damit mit der von der EZB verfolgten Preisstabilitätsnorm einer Jahresteuerung von "unter, aber nahe 2%" überein.
Mit Blick auf die Wirtschaft stellte die EZB fest, dass sich die Erholung im Euroraum in den ersten Monaten des laufenden Jahres fortgesetzt habe. Die jüngsten Konjunkturdaten - einschließlich positiver Umfrageindikatoren - stützten die Ansicht, dass sich der Trend weiter fortsetzen werde. Allerdings werde die Expansion 2010 gemäßigt bleiben, wobei sich "der Wachstumsverlauf in einem von ungewöhnlich hoher Unsicherheit geprägten Umfeld uneinheitlich gestalten könnte", heißt es in dem EZB-Monatsbericht.
Die von der EZB befragten Prognostiker verringerten ihre Wachstumsprognosen für den Euroraum 2010 und 2011 leicht: Sie rechnen für das laufende Jahr nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,1% (zuvor: plus 1,2%) und für das kommende Jahr mit einem BIP-Zuwachs um 1,5% (plus 1,6%). Langfristig wird aber weiterhin eine Wachstumsbeschleunigung auf 1,8% prognostiziert.
Die Staaten im Euroraum drängte die EZB zu einer entschlosseneren Verringerung der Haushaltsdefizite. Ziel müsse eine "dauerhafte und glaubwürdige Konsolidierung der öffentlichen Finanzen" sein. Die jüngsten Daten zeigten, dass die Korrektur der großen Haushaltsungleichgewichte allgemein eine Intensivierung der derzeitigen Bemühungen erforderlich machen werde. "Je länger die Haushaltskorrektur aufgeschoben wird, desto größer werden der erforderliche Anpassungsbedarf sowie das Risiko von Reputations- und Vertrauensverlusten sein", warnte die EZB.
In einem separaten Kapitel ihres Monatsberichts äußerte sich die Notenbank auch zu den jüngst angekündigten Anleihekäufen. Der geldpolitische Kurs der EZB ändere sich durch diese Käufe nicht. "Die Auswirkungen der Interventionen werden durch gezielte Operationen sterilisiert, mit denen die durch das Programm für die Wertpapiermärkte bereitgestellte Liquidität wieder abgeschöpft wird", heißt es in dem Editorial des am Donnerstag veröffentlichten EZB-Monatsberichts. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte bereits angedeutet, dass diese Sterilisierung über die Hereinnahme von Termineinlagen geschehen könne.
Ziel der Käufe sei es, die Störungen an den Wertpapiermärkten zu beheben und einen angemessenen geldpolitischen Transmissionsmechanismus wiederherzustellen. "Insbesondere werden (die Maßnahmen) dazu beitragen, das Übergreifen einer erhöhten Finanzmarktvolatilität sowie von Liquiditätsrisiken und Marktverwerfungen auf den Zugang zu Finanzmitteln in der Volkswirtschaft abzumildern", heißt es in dem EZB-Monatsbericht. Der Umfang der Interventionen werde vom EZB-Rat festgelegt.
Der EZB-Rat hatte am Sonntag beschlossen, ein Kaufprogramm für private und öffentliche Anleihen aufzulegen und mit dessen Umsetzung noch am Montag begonnen. Damit soll die Tiefe und Liquidität in den Marktsegmenten gesichert werden, deren Zustand der Rat als "dysfunktional" bezeichnete. Nach Händlerangaben wurden griechische, portugiesische, spanische, irische und italienische Staatsanleihen gekauft.
Webseite: www.ecb.int
-Von Katrin Härtel, Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 297 25 300, konjunktur.de@dowjones.com DJG/kth/kla Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires
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