Unternehmensziele niedriger |
21.10.2022 17:53:00
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adidas-Aktie sackt ab: adidas kann Gewinnziele nicht halten und wickelt Russland-Geschäft ab
Alleine in diesem Jahr ist die Marktkapitalisierung um fast 60 Prozent auf zuletzt nur noch 20 Milliarden Euro gesunken. Seit Rorsteds Amtsantritt im Oktober 2016 sackte der Kurs um rund ein Drittel ab. Die Geschwindigkeit, mit der die schon zuletzt gesenkten Jahresziele wegen der fehlenden Nachfrage zerbröselt seien, dürfte die Anleger entmutigen, schrieb Jefferies-Analyst James Grzinic.
JPMorgan-Expertin Chiara Battistini notierte, dass die neuen Ziele eine 40-prozentige Kürzung ihrer diesjährigen operativen Gewinnschätzung implizierten. Beim Überschuss sinke ihre Erwartung sogar um 60 Prozent. Dafür verantwortlich seien Einmaleffekte unter anderem wegen Russland, aber auch ein heftiger Druck auf die Margen und steigende Lagerbestände, die nun wohl mit viel Werbung losgeschlagen werden dürften. In den zehn Jahren der Beobachtung des Sektors sei die Stimmung nie so negativ gewesen.
Zu einer schwachen Geschäftsentwicklung in China kämen nun auch noch eine trägere Entwicklung in den westlichen Märkten des Sportwarenkonzerns sowie zu hohe Lagerbestände hinzu, kommentierte Analyst Antoine Riou von Societe Generale. Die Herzogenauracher bräuchten dringend einen neuen Konzernlenker, bemerkte er mit Blick auf den scheidenden Rorsted.
Zum Thema steigende Lagerbestände schrieb Christian Salis von Hauck Aufhäuser Investment Banking, dass es kürzlich in einer Warnung von Nike schon klar geworden sei, dass erhöhte Lagerbestände die Profitabilität auf dem globalen Sportbekleidungsmarkt beeinträchtigten. adidas sei aber auch mit unternehmensspezifischen Problemen konfrontiert.
adidas bereitet dabei nach wie vor das China-Geschäft, große Sorgen, in dem der Konzern sehr stark engagiert ist. Dort ringt der deutsche Hersteller zum einen wie die Konkurrenten Nike und PUMA mit der strikten Corona-Politik der Regierung, die den Konsum belastet. adidas hatte in dem Land jedoch auch eigene Fehler gemacht und damit das Feld für heimische Unternehmen geöffnet, wie Rorsted im Sommer im "Handelsblatt" eingeräumt hatte. Dazu kommen die seit einiger Zeit herrschenden Spannungen zwischen der westlichen Welt und China beim Thema Menschenrechte, die schon mal zu einem Boykottaufruf westlicher Marken in dem Land geführt haben.
Neben den Problemen in China kommen jetzt in vielen westlichen Ländern die stark gestiegenen Energiepreise hinzu, wegen derer die Verbraucher weniger von solchen Konsumgütern einkaufen, die sie nicht dringend benötigen. Dies alles führte bei adidas zu einem schwachen dritten Geschäftsquartal. Jetzt sitzt der Konzern auf hohen Lagerbeständen und muss die Ware wohl mit Sonderaktionen losschlagen. Wie andere Sportartikelhersteller auch, hatte adidas mit Blick auf Lieferengpässe und Logistikprobleme seine Lager in der Vergangenheit aufgestockt, um die damals noch satte Nachfrage bedienen zu können.
Das adidas-Management rechnet für 2022 in den fortgeführten Geschäftsbereichen jetzt nur noch mit einem Gewinn von rund 500 Millionen Euro, wie adidas überraschend am Donnerstag nach Börsenschluss in Herzogenaurach mitteilte. Hier hatte die Prognose zuvor bei rund 1,3 Milliarden Euro gelegen. Das stark gekappte Gewinnziel geht auch auf Einmalaufwendungen etwa für den Rückzug aus Russland zurück - sowie auf verkaufsfördernde Aktionen zum Abbau von hohen Lagerbeständen.
Beim Umsatz rechnet der Konzern für 2022 mit einem währungsbereinigten Umsatzanstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich. adidas hatte zuletzt ein Plus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Die in der Branche viel beachtete Bruttomarge soll jetzt nur noch 47,5 Prozent erreichen. Das sind eineinhalb Prozentpunkte weniger als zuletzt angepeilt. Die Bruttomarge misst, welcher Anteil des Umsatzes nach Abzug aller Herstellungskosten übrig bleibt. Der operative Gewinn dürfte der neuen Prognose zufolge nur noch vier Prozent des Umsatzes erreichen - statt sieben Prozent, wie zuvor gedacht.
Zum Jahresbeginn hatte adidas einen Anstieg der operativen Marge auf 10,5 bis 11,0 Prozent angepeilt. Der Umsatz sollte währungsbereinigt um 12 bis 14 Prozent zulegen, nachdem er im vergangenen Jahr noch um 16 Prozent auf 21 Milliarden Euro geklettert war. Beim Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft hatte das Unternehmen ursprünglich noch mit einem Anstieg auf 1,8 Milliarden Euro bis 1,9 Milliarden Euro gerechnet. Im vergangenen Jahr hatte der Wert bei knapp 1,5 Milliarden Euro gelegen.
Im dritten Quartal zog adidas' Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent auf 6,4 Milliarden Euro an. Ein Großteil des Wachstums ging jedoch auf den schwachen Euro zurück, durch den bei den im Ausland erzielten Umsätzen rechnerisch mehr in die Bilanz einfließt. Währungsbereinigt lag der Umsatzanstieg lediglich bei vier Prozent. In China sei der Umsatz währungsbereinigt sogar "im starken zweistelligen Prozentbereich" gefallen, berichtete adidas. Dies sei den anhaltenden umfangreichen Covid-19-Beschränkungen sowie signifikanten Rücknahmen von Lagerbeständen zuzuschreiben.
So sank die operative Marge des Konzerns im Jahresvergleich von 11,7 auf 8,8 Prozent. Wegen hoher Einmaleffekte unter anderem für den Rückzug aus dem russischen Geschäft brach der Gewinn der fortgeführten Geschäftsbereiche um 63 Prozent auf 179 Millionen Euro ein. Um das Jahresziel beim Umsatz zu erreichen, muss der Erlös im vierten Quartal währungsbereinigt wieder prozentual zweistellig zulegen. Treiber dieses Wachstums sollen die Produktpalette, die Fifa Fußballweltmeisterschaft 2022 und eine vorteilhafte Vergleichsbasis zum Vorjahr sein, hieß es in der Mitteilung.
Beim Blick auf 2023 geht adidas davon aus, dass sich der Wegfall der Einmalaufwendungen in Höhe von rund 500 Millionen Euro, die 2022 anfallen, danach positiv auf die Gewinnentwicklung auswirken wird. Zudem hat adidas mehrere Programme gestartet, mit denen die erheblichen Kostensteigerungen, abgemildert werden sollen, die sich aus dem Inflationsdruck entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie aus dem schwachen Euro ergeben.
Den Angaben zufolge werden die verschiedenen Initiativen im vierten Quartal zu Einmalaufwendungen von rund 50 Millionen Euro führen. Sie sollen 2023 Kostennachteile von bis zu einer halben Milliarde Euro kompensieren. Darüber hinaus soll das Programm einen positiven Beitrag von rund 200 Millionen Euro zur Steigerung des Unternehmensgewinns leisten. Rorsteds Abschied war im August angekündigt worden. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Die Suche habe "begonnen", hatte es vor rund zwei Monaten geheißen. Der Däne werde so lange das Amt weiterführen.
Der Manager führt adidas seit 2016. Er war damals vom Düsseldorfer Konsumgüterkonzern Henkel nach Herzogenaurach gewechselt. Dort war er für seine Sanierungserfolge und seine Konzentration auf Rendite bekannt. Bei adidas läutete er einen Strategiewechsel ein, verkaufte die Marken Taylormade, CCM Hockey sowie Reebok und konzentrierte den Konzern ganz auf die Marke adidas. Kritiker warfen ihm immer wieder vor, die Kreativität im Konzern abzuwürgen. So hat adidas zuletzt einige Trends verschlafen und Konkurrenten wie den US-Konzern Lululemon stark gemacht.
adidas-Aktie mit deutlichem Kursrutsch nach erneuter Prognosesenkung
ie Aktien von sackten via XETRA am Freitag letztlich um 9,53 Prozent auf 103,86 Euro ab.
Am Vorabend senkte adidas wegen teils hausgemachter Probleme in China, einer schleppenden Nachfrage in vielen Ländern und steigender Kosten seine Geschäftsprognose für 2022 bereits zum dritten Mal.
"Deutlich gesenkte Gewinnziele, kein neuer Konzernchef in Sicht und das Risiko, dass man die hochprofitable Marke Yeezy verliere - da gibt es kaum Unterstützung für die Aktie", so Pusz.
Goldman belässt adidas auf "Neutral" - Ziel 145 Euro
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für adidas nach einer erneuten Senkung der Unternehmensprognosen zunächst auf "Neutral" mit einem Kursziel von 145 Euro belassen. Dem Unternehmen mache eine trübe Entwicklung in China zu schaffen, schrieb Analyst Richard Edwards in einer am Freitag vorliegenden ersten Reaktion. Hinzu kämen Einmalkosten und höhere Rückstellungen.FRANKFURT / NEW YORK (dpa (AFX)
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