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Aktienrückkäufe 18.02.2022 17:57:00

Allianz-Aktie tiefer: Aktienrückkaufprogramm und Dividendenanhebung bei der Allianz

Allianz-Aktie tiefer: Aktienrückkaufprogramm und Dividendenanhebung bei der Allianz

Die Allianz hat in den vergangenen Jahren regelmäßig Aktienrückkäufe durchgeführt, um überschüssiges Kapital an die Aktionäre zurückzugeben, zuletzt ab August über 750 Millionen Euro bis Jahresende 2021. Im Jahr davor hatte die Allianz ein Programm über 1,5 Milliarden Euro vor dem Hintergrund der Pandemie nach der Hälfte beendet.

Dividende auf 10,80 von 9,60 Euro erhöht

Die Aktionäre der Allianz können sich über eine deutlich höhere Dividende freuen. Wie der DAX-Konzern mitteilte, soll die Dividende trotz eines stagnierenden Nettogewinns für 2021 auf 10,80 Euro je Aktie von 9,60 Euro im Vorjahr und damit um 12,5 Prozent steigen.

Die Allianz hat sich jüngst eine neue Dividendenpolitik verordnet. Die Dividende soll fortan jedes Jahr um mindestens 5 Prozent steigen. Die vorherige Politik sah lediglich vor, dass die Ausschüttung pro Aktie nicht sinkt im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr.

Weiterhin gilt, dass regelmäßig die Hälfte des auf die Anteilseigner entfallenden Jahresüberschusses ausgeschüttet wird - allerdings bereinigt um "außergewöhnliche und volatile Elemente".

Allianz stellt 3,7 Milliarden Euro für Risiken bei US-Fonds zurück

Die Klagen und Untersuchungen im Zusammenhang mit den massiven Verlusten bei US-Hedgefonds ("Structured Alpha") schlagen bei der Allianz tief ins Kontor. Wie der Versicherungskonzern mitteilte, hat er Rückstellungen in Höhe von 3,7 Milliarden Euro gebildet, die im Geschäftsjahr 2021 verbucht werden. Sie belasten den Jahresüberschuss nach Steuern mit 2,8 Milliarden Euro.

Die Allianz hat Anfang August vor erheblichen Auswirkungen auf Finanzergebnisse gewarnt, nachdem sich das US-Justizministerium in die Untersuchung bei Allianz Global Investors eingeschaltete hatte. Fonds des Asset Managers hatten 2020 massive Verluste verzeichnet. Auch die Börsenaufsicht SEC ermittelt, zudem sind Klagen anhängig. Bisher hatte das Management keine Rückstellungen bilden können, weil die Höhe nicht zuverlässig einzuschätzen war. Finanzvorstand Giulio Terzariol hatte ursprünglich gehofft, bis Ende vergangenen Jahres Klarheit zu haben.

Verhandlungen mit Hedgefonds-Investoren abgeschlossen

Die Belastungen aus Klagen und Untersuchungen im Zusammenhang mit Fonds von Allianz Global Investors ("Structured Alpha") werden sich auf die Vergütung des Allianz-Vorstands auswirken. Trotz guter operativer Performance werde das Management "den fairen Anteil der Belastungen tragen und es wird eine signifikante Auswirkung auf unsere Vergütung geben", sagte Vorstandschef Oliver Bäte in der Bilanzpressekonferenz des Konzerns.

Die Allianz hat Rückstellungen von brutto 3,7 Milliarden Euro für einen Vergleich gebildet, die das Nettoergebnis 2021 um 2,8 Milliarden Euro schmälerten. Der Vergleich mit der großen Mehrheit der Investoren, die wegen hoher Verluste der Structured-Alpha-Fonds geklagt hatten, sei am Freitagmorgen abgeschlossen worden, sagte Bäte. Es laufen aber noch Untersuchungen von US-Justizministerium und Börsenaufsicht SEC, über deren Ausgang Bäte nicht spekulieren wollte.

"Die US-Regierung entscheidet, wie und wann die Angelegenheit abgeschlossen wird", sagte er. "Sobald der Prozess weiter fortgeschritten ist und eingeschätzt werden kann, werden wir weitere Rückstellungen prüfen." Er hoffe auf einen möglichst schnellen Abschluss.

Die Vergütungseinbußen, deren konkrete Höhe dem Geschäftsbericht zu entnehmen sein werden, der am 4. März veröffentlicht wird, seien ein Zeichen dafür, wie ernst das Management die Angelegenheit nehme.

Das passiert mit der Allianz-Aktie

Die Aktien der Allianz haben nach einem bisher guten Lauf in diesem Jahr am Freitag einen Dämpfer erhalten. Der Versicherer hatte zwar insgesamt erfreuliche Geschäftszahlen für 2021 vorgelegt, musste aber milliardenschwere Rückstellungen zur Beilegung eines Rechtsstreits in den USA verbuchen.

Die Papiere der Allianz fielen bis Handelsschluss via XETRA um 3,78 Prozent auf 214,10 Euro. Damit zählten sie zu den schwächsten Werten im DAX.

Die Allianz legte für Vergleiche mit Großanlegern seiner Tochter Allianz Global Investors (AGI) und mit Blick auf Gespräche mit US-Behörden 3,7 Milliarden Euro zurück. Zudem rechnet der Vorstand mit weiteren Belastungen, bevor die Angelegenheit komplett abgeschlossen ist. Wann es dazu kommt, wagte er nicht vorherzusagen.

Die Vorwürfe der Kläger laufen darauf hinaus, dass die Manager der sogenannten Structured Alpha Fonds von AGI die eigenen Richtlinien nicht eingehalten und nicht angemessen auf die Marktentwicklung in der frühen Phase der Corona-Pandemie reagiert hätten. Dies soll wiederum die hohen Verluste der Investoren verursacht haben.

Börsianer bewerten die Bedeutung dieses Rechtsstreites für die weitere Entwicklung der Allianz-Aktien unterschiedlich. So schrieb Analyst Hadley Cohen von der Deutschen Bank, dass die juristischen Auseinandersetzungen wohl weiter auf dem Kurs lasten dürften, solange diese nicht vollständig gelöst seien.

Auch Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank äußerte sich eher skeptisch: "Dass für das Structured-Alpha-Debakel jetzt eine Rückstellung gebildet wurde, kann man positiv werten, weil damit zumindest ein Teil der finanziellen Auswirkungen dieser Angelegenheit in der Vergangenheit liegt." Das Thema bleibe aber ein Belastungsfaktor für die - sowohl wegen des damit verbundenen Reputationsschadens als auch wegen zu erwartender weiterer finanzieller Belastungen, deren Größenordnung bislang nicht quantifizierbar sei.

Analyst Will Hardcastle von der Bank UBS zeigte sich von der Höhe der verbuchten Rückstellung hingegen negativ überrascht. Der Experte Philip Kett vom Analysehaus Jefferies aber kommentierte, der Rechtsstreit in den USA komme die Münchner bei Weitem nicht so teuer wie befürchtet. Und Kamran Hossain von der US-Bank JPMorgan wertete den bei der Zahlenvorlage angekündigten Aktienrückkauf positiv. Der Schritt belege, dass die Allianz höhere Kosten verkraften könne.

Ansonsten liefen die Geschäfte des Versicherers im zweiten Corona-Jahr glänzend. Der operative Gewinn sprang um ein Viertel nach oben und damit stärker als von Analysten im Schnitt erwartet.

Die Aktien der Allianz haben derweil seit Jahresbeginn ein Plus von sechs Prozent erzielt, während der DAX um vier Prozent gefallen ist. Die Anteilsscheine europäischer Versicherer allgemein profitierten zuletzt ebenso wie Banken von der Aussicht auf höhere Leitzinsen in der Eurozone. Hintergrund ist die hohe Teuerung.

Die EZB geht allerdings in puncto Leitzinserhöhungen zur möglichen Bekämpfung der Inflation wesentlich vorsichtiger vor als andere große Zentralbanken wie die US-Notenbank Fed oder die britische Notenbank. Während die Fed auf eine Zinswende im März zusteuert, hat die Bank of England schon mit Zinsanhebungen begonnen.

Versicherer hoffen, dass sich durch höhere Zinsen bessere Anlagechancen bei Anleihen ergeben, wenn auch die Renditen festverzinslicher Wertpapiere entsprechend anziehen. Allerdings könnten bei Investments außerhalb des Euroraums Kosten für die Absicherung von Währungsrisiken einen Teil des Gewinns aufzehren.

FRANKFURT (Dow Jones/dpa-AFX)

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