27.10.2011 12:57:32
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AUSBLICK/Börsen kämpfen in Brüssel für transatlantische Fusion
Von Jacob Bunge, Michelle Price und Ulrike Dauer DOW JONES NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Die größte Börsenfusion geht am heutigen Donnerstag mit einer Anhörung vor der EU-Kommission in eine entscheidende Phase. Unterstützer und Gegner des Zusammenschlusses von Deutsche Börse und NYSE Euronext werden nochmals die Möglichkeit haben, mit ihren Argumenten zu den europäischen Kartellwächtern durchzudringen.
Die Spitzenmanager der Fusionspartner - angeführt von NYSE-CEO Duncan Niederauer und Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni - werden bei der zweitägigen Veranstaltung ebenso zu Wort kommen wie Opponenten des Deals, wie etwa Vertreter der Londoner Börse oder der Nasdaq. Die Anhörung, die von Deutsche Börse und NYSE gewünscht wurde und hinter verschlossenen Türen stattfindet, wird entscheidend für die künftige Börsenlandschaft in Europa sein.
Anfang Oktober hatte die Brüsseler Behörde formalen Widerspruch gegen die Börsenfusion eingelegt. Die EU-Kartellwächter kritisieren laut Kreisen insbesondere die marktbeherrschende Stellung der transatlantischen Börse im börslichen Derivatehandel, die Lizenzierung von Aktienindizes sowie das bisher geschlossene Derivate-Clearing-Geschäft. Derzeit arbeiten die Fusionspartner an einer umfassenden Antwort, wofür sie noch bis zum 17. November Zeit haben. Abschließen will die EU-Wettbewerbsbehörde das Prüfverfahren am 22. Dezember.
Die Anhörung vor der EU-Kommission, die in etwa der Hälfte aller überprüften Fusionsfälle gewünscht wird, leitet Michael Albers, der direkt EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia untersteht. Zudem werden Vertreter der EU-Finanzmarktaufsicht sowie die Wettbewerbsbehörden aus Ländern wie Frankreich und Großbritannien dabei sein.
Niederauer und Francioni, die CEO und Chairman der neuen transatlantischen Börse werden sollen, wollen alles versuchen, die Bedenken der EU zu entkräften. Brüssel befürchtet etwa eine marktbeherrschende Stellung der Tochtergesellschaften Eurex und Liffe beim über Börsen abgewickelten Derivatehandel. Ihr Marktanteil liegt bei über 90%.
Deutsche Börse und NYSE verweisen dagegen auf die Vorteile eines "europäischen Champions", der mit dem US-Konkurrenten CME auf Augenhöhe stehen könne. Der Derivatemarkt für Banken und große Handelsteilnehmer könne effizienter werden, und die Unternehmen erhielten nach der Fusion Zugang zu einem größeren Kapitalpool. Berücksichtige man auch das außerbörslich abgewickelte Derivategeschäft, das die EU mit Hilfe der neuen Finanzmarktrichtlinie ohnehin in regulierte Formen pressen will, verschwinde die Marktdominanz ganz, wird argumentiert.
Zu ihrer Unterstützung wollen die beiden Fusionspartner auch Unternehmen zu Wort kommen lassen, die Börsen via Aktienemissionen als Kapitalgeber nutzen bzw über diese ihre Risiken absicherten, sagten mit der Sache vertraute Personen zu Dow Jones Newswires. Ihnen zufolge soll auch die graue Eminenz der französischen Finanzindustrie, der ehemalige Direktor des Internationalen Währungsfonds Jacques de Larosiere, für die Fusion sprechen.
Wettbewerber wie die London Stock Exchange, die Nasdaq OMX oder Chi-X Europe werden dagegen alles in die Waagschale werfen, um zumindest härtere Auflagen zu erwirken, die ihnen den Marktzugang erleichtern. Sie werden deshalb dafür kämpfen, den fokussierten Blick auf das in Europa über Börsen abgewickelte Derivategeschäft beizubehalten.
Zudem fordern sie verbesserte Möglichkeiten, die große Zahl geschützter Indizes der Fusionspartner für den eigenen Derivatehandel zu nutzen. Ebenfalls auf ihrem Wunschzettel steht, künftig auch Trades über die bisher weitgehend geschlossenen Systeme von Deutsche Börse und NYSE abwickeln zu können.
-Von Jacob Bunge, Michelle Price and Ulrike Dauer; +49 (0)69 - 29725 115, joern.rehren@dowjones.com DJG/DJN/reh/rio/jhe (END) Dow Jones Newswires
October 27, 2011 06:27 ET (10:27 GMT)
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