Warum Bitcoin als Wertspeicher in keinem diversifizierten Portfolio fehlen sollte. Jetzt lesen -w-
Geändert am: 27.06.2017 22:22:47

Wall Street Schluss - Dämpfer für Trumps Gesundheitsreform belastet Börsen

Die Reformen und Maßnahmen, die Trump im Wahlkampf versprochen hatte, darunter Steuersenkungen, eine unternehmensfreundliche Gesetzgebung und Deregulierung, lassen auch ein halbes Jahr nach seiner Amtseinführung noch immer auf sich warten.

   Nun erfuhren die Pläne des Präsidenten einen weiteren Dämpfer: Die Abstimmung im US-Senat über eine umstrittene Gesetzesvorlage, mit der die nach Trumps Vorgänger Barack Obama benannte Krankenversicherung "Obamacare" abgeschafft und durch ein anderes System ersetzt werden soll, wurde verschoben. Sie soll nun erst nach dem Unabhängigkeitstag am 4. Juli erfolgen. Die Entscheidung zeugt davon, dass die Republikaner Schwierigkeiten haben, genügend Unterstützer für ihre Pläne zu finden.

   Nach Bekanntwerden der Entscheidung sprang das "Angstbarometer" VIX um 12 Prozent nach oben. Es handelte sich um den größten Sprung seit dem 17. Mai.

   Die Aktienkurse gerieten hingegen stärker unter Druck. Der Dow Jones Industrial verlor 0,5 Prozent auf 21.311 Punkte. Der S&P 500 sank um 0,8 Prozent. Besonders deutliche Abgaben verbuchte der NASDAQ Composite mit 1,6 Prozent. Die in den Nasdaq-Indizes gelisteten Technologiewerte hatten in diesem Jahr überdurchschnittlich stark zugelegt und sind daher auch stärker von Gewinnmitnahmen betroffen.

   Umgesetzt wurden 886 (Montag: 795) Millionen Aktien. Nach vorläufigen Angaben wurden 1.021 Kursgewinner und 1.959 -verlierer gezählt. Unverändert schlossen 115 Titel.

Yellen gibt Märkten keine Impulse

Ohne Einfluss auf den Markt blieben die Äußerungen von US-Notenbankchefin Janet Yellen während einer Veranstaltung an der British Academy in London. Nach den zuletzt überwiegend schwachen US-Konjunkturdaten waren Marktteilnehmer gespannt, ob die Chefin der US-Notenbank den Zinserhöhungskurs der Fed verteidigen würde. Während die Federal Reserve bis Ende nächsten Jahres bislang mit vier weiteren Erhöhungen plant, geht der Markt lediglich von zwei weiteren Zinsschritten in diesem Zeitfenster aus.

   Yellen wiederholte am Dienstag jedoch nur, was sie schon bei früheren Gelegenheiten gesagt hatte: Die Zinsen würden nur allmählich steigen und unterhalb historischer Maßstäbe bleiben. Der geplante Abbau der auf 4,5 Billionen Dollar aufgeblähten Fed-Bilanz werde schrittweise und vorhersehbar vollzogen.

   Die US-Konjunkturdaten des Tages enthielten Licht und Schatten. Der Case-Shiller-Hauspreisindex blieb mit einem Zuwachs von 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr leicht unter der Erwartung einer Zunahme um 6,0 Prozent. Allerdings stammten die Daten bereits aus dem April. Dafür überraschte der Index des Verbrauchervertrauens positiv, was den Verkaufsdruck am Aktienmarkt aber nur vorübergehend linderte. Der entsprechende Index stieg im Juni auf 118,9 Punkte, während Volkswirte einen Rückgang auf 116,0 erwartet hatten. Im Mai war ein Indexstand von 117,6 verzeichnet worden.

   Keine Reaktion riefen die gesenkten Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die USA am Markt hervor. Der IWF rechnet für 2017 und 2018 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von je 2,1 Prozent. Im Rahmen seines Weltwirtschaftsausblicks hatte der IWF im April noch Wachstumsraten von 2,3 und 2,5 Prozent vorausgesagt. Laut IWF leiden die USA unter einer wachsenden öffentlichen Verschuldung, einem 10 bis 20 Prozent überbewerteten US-Dollar und einer markant verschlechterten internationalen Investmentposition.

Euro mit Draghi-Aussagen auf Höhenflug

Der Euro legte am Dienstag nach Aussagen von Mario Draghi kräftig zu. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte gesagt, dass die Inflation in der Eurozone derzeit von vorübergehenden Effekten gebremst werde. Implizit bedeute dies natürlich, dass sie bei Auslaufen dieser Effekte viel höher ausfallen werde. Marktteilnehmer interpretierten die Draghi-Aussagen auch dahingehend, dass sich die konjunkturelle Erholung nun in der ganzen Breite zeige. Der Euro stieg von 1,1145 Dollar auf bis zu 1,1350 Dollar.

   Der Greenback wiederum neigte in Erwartung falkenhafter und tendenziell dollarstützender Aussagen von Fed-Chefin Yellen zu anderen Währungen zunächst zur Stärke. Der Dollar stieg im Tageshoch auf 112,47 Yen nach Wechselkursen um 111,32 Yen am Vortag. Da die Fed-Chefin jedoch nichts Neues sagte, kam er im späten Handel wieder zurück auf etwa 112,20 Yen.

   Der Goldpreis, der am Vortag massiv unter Druck geraten war - im Handel tippte man auf einen Eingabefehler eines Marktakteurs -, erholte sich zunächst nur leicht, trotz des schwächeren Dollar. Die Feinunze erhöhte sich zum Settlement um 50 Cent auf 1.246,90 Dollar, nach einem Vortagestief bei 1.236 Dollar. Der Preis für die Feinunze hatte am Vortag in London in einer schnellen Bewegung 1 Prozent verloren und dies bei extrem hohen Umsätzen von rund 1,8 Millionen gehandelter Unzen innerhalb einer Minute. Nachdem bekannt geworden war, dass die Abstimmung über die Gesundheitsreform verschoben wird, zog der Goldpreis im elektronischen Handel am späten Dienstag deutlicher an auf 1.250 Dollar.

   Die Ölpreise legten ihre Volatilität zunächst ab und erholten sich etwas von den jüngsten Abgaben. Händler verwiesen zur Begründung vor allem auf den schwächeren Dollar, wogegen die übergeordneten Probleme weiter gegen eine deutliche Erholung der Notierungen sprächen. "Damit sich das Sentiment bessert, braucht es belastbare Daten", sagte Analyst Miswin Mahesh von Energy Aspects. Vor diesem Hintergrund seien die Blicke bereits auf die wöchentlichen US-Öllagerdaten gerichtet, die am Mittwoch bekannt gegeben werden. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI legte um 2 Prozent auf 44,24 Dollar zu. Für Brent ging es um 1,8 Prozent auf 46,65 Dollar nach oben.

   In Reaktion auf die Draghi-Aussagen fielen weltweit die Notierungen an den Anleihemärkten. Die US-Treasurys machten da keine Ausnahme. Im Gegenzug stieg die Rendite zehnjähriger US-Papiere um 6 Basispunkte auf 2,20 Prozent. Die Auktion fünfjähriger Notes, die kurz vor der Rede Yellens stattfand, erfreute sich reger Nachfrage. Von einer abwartenden Haltung sei nicht viel zu spüren gewesen, berichteten Beobachter.

DJG/DJN/cln

NEW YORK (Dow Jones) / Redaktion finanzen.at

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